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Aufsatz
Philosophie

Europaschule Bornheim

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Steffen A. ©
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ID# 38787







Anwendungsprobleme Diskursethik


Der folgende Aufsatz beschäftigt sich mit den Anwendungsproblemen der Diskursethik.

Um diese zu verstehen, bedarf es einer kurzen Erklärung, worum es sich bei dieser ethischen Auffassung überhaupt handelt.

Die Diskursethik setzt ethische Normen mithilfe eines Diskurses fest. Ein Diskurs ist nichts anderes als ein kommunikativer Austausch, indem Argumente besprochen und gegeneinander abgewägt werden. Als Ziel setzt diese ethische Auffassung die universelle “Wahrheit”, also einen Leitfaden, der unser Handeln bestimmt.

Als “Wahrheit” wird dabei eine These bezeichnet, deren Aussage, also Handlungsvorgabe, von allen Beteiligten unter Annahme der Vor- und der Nachteile akzeptiert werden kann. Dabei folgt diese Ethik bestimmten Regeln, unter denen der Diskurs nur stattfinden kann. Doch es sind die Regeln selbst, die der Ethik im Weg stehen und selbige nicht in der Realität anwendbar machen.


Ganz oben in der Rangliste der Diskursregeln steht der herrschaftsfreie Diskurs. Dieser besagt, dass der Diskurs keinen äußeren, störenden Einflüssen und Zwängen unterliegen darf. Diese Aussage selbst ist jedoch schon ein Wiederspruch in sich. Wenn die Diskursethik keinen Zwängen unterliegen darf, so darf es doch auch keine Regeln geben, die diesen Diskurs selbst beschränken? Dies ist jedoch der Fall.

Hält man sich an diese Regeln, so unterliegt man unwillkürlich einem Zwang, diesen Regeln zu folgen. Dies macht das System der Diskursethik, keinen Zwängen zu unterliegen, unrealistisch.


Die optimale Gesprächssituation ist auch eine Voraussetzung für den Diskurs. Denn laut den Begründern kann nur eine optimale Gesprächssituation einen herrschaftsfreien Diskurs ermöglichen. Doch wird es nie möglich sein, eine optimale Gesprächssituation für alle Diskursteilnehmer herzustellen.

Ist es zu warm, zu kalt, zu früh oder zu spät. Dies alles sind primitive Faktoren, die den Teilnehmer in seinen Aussagen beschränken können. Ein optimale Gesprächssituation für alle Beteiligten wird es so niemals geben.


Ein weiterer Aspekt der Diskursethik ist die Tatsache, dass jeder Teilnehmer gleichwertig ist. Dies soll eine hierarchische Ordnung abschaffen. In der Realität ist dies nicht wirklich möglich. Auch wenn der Großteil der Teilnehmer keiner hierarchischen Ordnung folgt, so muss es mindestens jemanden geben, der zu dem Diskurs einlädt.

Auch muss es einen Moderator geben. Dies allein stellt schon eine hierarchische Ordnung dar, denn letztlich bestimmt der Moderator, wem das Wort gegeben wird. Verzichtet man auf den Moderator, so hat man zwar eine Hierarchie abgeschafft, doch der Diskurs würde somit im Chaos versinken.

Auch verschiedene Respektsbeziehungen spielen eine große Rolle. So zählt etwa der Respekt vor dem Alter, was dazu führt, dass man seine Wünsche eventuell nicht bedingungslos äußert, um nicht respektlos zu wirken. Auch würde der Diskurs mit dem Vorgesetzten in anderen Bahnen laufen, als der Diskurs mit dem besten Freund.


Die Diskursethik ist anwendbar auf den “vernünftigen” Menschen. Der “vernünftige” Mensch würde es akzeptieren, sich und seine Anschauungen kritisieren zu lassen. In der Realität ist das jedoch nicht ohne weiteres möglich. Die Kritik an bestimmten Meinungen könnte in unsachlichen Diskussionen enden, da sich bestimmte Personen zu Unrecht angegriffen fühlen könnten.

Auch die Tatsache, dass Angriffe begründet werden müssen ist kein Lösungsvorschlag. Auch begründete Kritik kann auf Ablehnung und somit Konflikt stoßen.


Die Diskursethik stellt ethische Normen unter der Bedingung des allgemeinen Konsens auf. Das bedeutet, dass eine Wahrheit nur eine Wahrheit ist, wenn sie auf die Zustimmung aller Beteiligten trifft. Selbstverständlich wird diese Situation niemals auch nur für eine Aussage eintreffen.

Jemand anderes hat jedoch eine ganz andere Meinung und befürwortet diese Form der Bestrafung. Wenn also die Menschheit auf die Frage des Lebensrechts keinen allgemeinen Konsens findet, so wird sie mit der Festlegung ethischer Normen schon lange nicht übereinkommen.

Dies liegt einfach in der Natur des Menschen. Da jeder von uns sich seine eigene Meinung bildet - und diese meist auch schlüssig begründen kann -, ist es unmöglich, von allen Betroffenen einen allgemeinen Konsens zu finden. Dies führt letztlich dazu, dass keine “Wahrheit” bestimmt werden kann, und keine Norm nach dem Diskursmodell festgelegt werden kann.


Ein weiteres Problem der Diskursethik stellt die Tatsache dar, dass nur argumentationsfähige Individuen eine Möglichkeit haben, ihre Meinungen im Diskurs anzusprechen. Jedoch haben wir auch eine Verpflichtung der Umwelt, Tieren, Kindern und Menschen mit Behinderungen gegenüber.

Normen würden somit festgelegt werden, ohne dass genannte Individuen Gehör finden. Wir würden also unsere Gesellschaft darauf aufbauen, die Wünsche selbiger zu ignorieren.


Letztlich müssen Normen auch in einer gewissen Zeit festgelegt werden. Es müssen Ergebnisse erzielt werden, und das in einem gewissen Zeitraum. Eine Diskussion über jede Auffassung würde einfach den Zeitrahmen sprengen, in dem Normen auch aufgestellt werden müssen.

Auch ist es unmöglich alle Menschen in einem Diskurs zu versammeln. Die Diskursethik besagt aber, dass jeder Betroffene an diesem Diskurs teilnehmen muss. Möchte man also die universelle Lebensmoral aufstellen - das Ziel einer jeden Ethik -, so müsste man alle Individuen versammeln.

Dies ist schlichtweg unmöglich.


Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Diskursethik zur Feststellung der universellen Lebensmoral ungeignet ist. Zu viele Probleme machen diese Form der Normfindung unanwendbar. Auf gewisse Probleme ist sie jedoch sicherlich anwendbar. So kann man beispielsweise Regeln in einer kleineren Gemeinschaft, etwa der Familie oder dem Verein, sicherlich innerhalb eines Diskurses festlegen.



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