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Seminararbeit / Hausarbeit

Anorexia nervosa – Das Leben im Alltag und die Auslöser dieser Krankheit

8.252 Wörter / ~32 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Britta G. im Mai. 2018
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Psychologie

Universität, Schule

Universität Wien

Note, Lehrer, Jahr

2, Muehlbacher, 2016

Autor / Copyright
Britta G. ©
Metadaten
Preis 8.50
Format: pdf
Größe: 0.22 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 74677







Anorexia nervosa – Das Leben im Alltag und die Auslöser dieser Krankheit


Abstract:

In meiner Arbeit möchte ich mich mit dem Thema „Anorexia nervosa“ genauer auseinander­setzten. Diese Krankheit spielt in der heutigen Gesellschaft eine stetig steigende Rolle, weil das Idealbild der jungen Generation von extremer Schlankheit geprägt ist.

Es wurde bereits oft bestätigt, dass diese Krankheit ähnliche Anzeichen eines Suchtverhal­tens aufweist und bleibende Schäden mit sich tragen kann. Doch inwiefern schränkt diese Sucht das Leben der Erkrankten ein und welche Auswirkungen hat die auf den Alltag der Be­troffenen?

Auf dieses Thema gekommen bin ich durch ein Buch, welches das Leben einer Kranken be­schreibt. Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, habe ich mich mehr über diese Krankheit informiert und war von der Thematik gefesselt.

Mein größtes Interesse gilt den Auslösern dieser Krankheit und dem Alltag der Betroffenen.

Welche Auslöser kann diese Essstörung haben? Inwiefern ändert sich der Alltag mit dieser Krankheit und kann man diese Krankheit wieder vollständig heilen?

Die Antworten auf diese und mehrere Fragen rund um das Thema „Anorexia nervosa“ werde ich in meiner vorwissenschaftlichen Arbeit mit dem Wissen, welches ich mir mithilfe des In­ternets, Autobiographien, Lexika und einem Interview mit einer Betroffenen erarbeitet habe, erläutern.


  1. Inhalt

2 Einleitung 4

3 Allgemeines 5

3.1 Definition „Essstörungen“ im Allgemeinen 5

3.2 Definition „Anorexia nervosa“ 5

3.3 Die Geschichte der Anorexia nervosa 6

4 Gründe für den Ausbruch 7

4.1 Die Betonung des Schlankseins der Frau 7

4.2 Die Verherrlichung der Anorexia nervosa 7

4.3 Restriktives Essen 8

4.4 Angst vorm Dicksein 9

4.5 Familiäre Faktoren und Belastungen 9

4.6 Anlage Faktoren 9

5 Kennzeichen von Anorektikern 11

5.1 Eigenes, seltsames Verhalten der Betroffenen 11

5.2 Emotionales Verhalten 11

5.3 Kontrolle und Disziplin 12

5.4 Wahrnehmung 12

5.5 Heißhungerattacken und Fressanfälle 12

6 Funktionen von Anorexia nervosa für die Betroffenen 13

6.1 Druckabbau / Verarbeitung von Problemen 13

6.2 Rebellion und Abgrenzung 14

7 Zwei Beispiele für die Darstellung des Alltags 15

7.1 Darstellung der Anorexia nervosa im Roman von Hanna-Charlotte Blumroth 15

7.2 Darstellung von Anorexia nervosa durch die Erzählung einer Betroffenen 19

8 Auswirkungen auf den Körper 22

8.1 Sichtbare Folgen 22

8.2 Nichtsichtbare Folgen 23

9 Therapie 25

9.1 Therapiemöglichkeiten 25

9.1.1 Psychomotorische Therapie 25

9.1.2 Stationäre Verhaltenstherapie 26

9.1.3 Körpertherapeutische Hilfsmittel 27

9.1.4 Therapie am Essverhalten 27

10 Heilungschancen und Rückfälle 28

11 Zusammenfassung 29


  1. Einleitung


In Österreich leben rund 8 Millionen Menschen, 200.000 von ihnen leiden an einer Essstö­rung; 90 bis 97 Prozent davon sind junge Frauen. Essstörungen sind im Laufe des letzten Jahrzehntes zu einer „Modekrankheit“ herangewachsen.

2.500 Mädchen im Alter von 15 – 20 leiden an Magersucht, 5.000 der restlichen jungen Mädchen von 15-20 Jahren in Österreich, leiden an einer subklinischen Essstörung, einer schwächeren Verlaufsform. In Wien besteht für über 2.000 Mädchen und etwa 100 Jungen ein hohes Risiko an Magersucht oder Bulimie zu erkranken. 1

Zahlreiche Forscher befassen sich mit dieser Krankheit, versuchen Auslöser zu erkennen und die Krankheit mit den richtigen Behandlungsmethoden zu bekämpfen.

Hans – Christoph Steinhausen verfasste im Jahr 2002 ein Buch, in welchem er sich mit der Entwicklung der Leitlinien der Krankheit beschäftigt hatte und zusätzlich zwei Fallbeispiele bearbeitet hatte.

Corinna Jacobi und Thomas Paul beschäftigen sich mit den Auslösern und den verschiedenen Blickrichtungen aus psychologischer, soziokultureller und biologischer Sicht und einigen The­rapieansätzen.


Das Ziel meiner Arbeit ist es, einen Überblick über die vielen verschiedenen Facetten dieser Krankheit zu geben. Die Arbeit soll auch die Gründe, für den endgültigen Ausbruch und das Leben mit dieser Krankheit beschreiben. Großteils wird diese Arbeit auf Recherchen aus dem Internet und Literaturstudien beruhen, den Alltag der Erkrankten werde ich am Beispiel ei­nes Romans und einem persönlichen Interview erläutern.

Zu Beginn der Arbeit werde ich die Definition von Essstörungen im Allgemeinen beschreiben und danach die genaue Definition von Anorexie. Auf diese Kenntnis aufbauend sollen die Auslöser, gefolgt von den Merkmalen erklärt werden. Anschließend werde ich mich mit dem Alltag der Betroffenen beschäftigen und zuletzt die Auswirkungen und mögliche Therapien erläutern.


  1. Allgemeines


    1. Definition „Essstörungen“ im Allgemeinen


Laut der psychiatrisch-psychotherapeutischen Diagnostik sind Essstörungen definitionsge­mäß psychische Störungen, die sich in verschiedenen Formen von einem stark veränderten Essverhalten bemerkbar machen. Grund dafür ist die Außerkraftsetzung der zentralen physi­ologischen und psychologischen Regulationsmechanismen des „normalen“ Essverhaltens. Eine körperliche Krankheit und/oder nicht ausreichendes Nahrungsangebot werden aber als Ursachen nicht ausgeschlossen.

Die der Essstörung zugrunde liegenden seelischen Störungen sind nicht immer auf der Hand liegend, meistens müssen sie erst aus den Angaben und dem Verhalten der erkrankten Person geschlossen werden. 2


    1. Definition „Anorexia nervosa“


Anorexia nervosa, vielen mehr bekannt unter dem allgemeinen deutschen Begriff „Mager­sucht“, ist eine psychische Störung welche zu dem Bereich der seelisch bedingten Essstö­rungen zählt. Von vielen Ärzten wird Anorexia nervosa auch als eine „Verhaltensstörung“ diagnostiziert. Das Wort „Anorexia nervosa“ kommt aus dem griechisch – lateinischen und bedeutet übersetzt „Nervlich bedingte Appetitlosigkeit“. 2

Eine weitere Krankheit, die einen ähnlichen Namen trägt, ist die Anorexie, diese beschäftigt sich allerdings nur mit der allgemeinen Appetitlosigkeit, ohne auf die Ursache genauer ein­zugehen. 3

Der Gipfel des Erkrankungsbeginns liegt im Alter zwischen 15 und 19 Jahren und Abfall im Alter von 20 und 24 Jahren.

Da die Betroffenen eine Nahrungszunahme meist verweigern, kommt es zu kurzfristigen aber auch langfristigen Folgeerscheinungen. Bei Erkrankten kann man ein breites Spektrum an verschiedenen Erkrankungen erkennen, dazu zählen meist depressive Störungen, sowie Angst und Zwangserkrankungen. 3

Anorexia Nervosa lässt sich durch verschiedene Kriterien in zwei Diagnostiken einteilen: ICD-10 und DSM-IV.


ICD-10: Bei dieser Diagnose spricht man von einem Gewichtverlust oder bei Kindern von einer fehlenden Gewichtszunahme, dies führt zu einem Körpergewicht, welches mindestens 15% unter dem normalen oder dem für das Alter und die Körpergröße erwartetem Gewicht, liegt. Der Gewichtsverlust wird selbst gewollt durch die Vermeidung von „fettmachenden“ sprich kalorienreichen Speisen.

Durch die gestörte Selbstwahrnehmung empfinden sich die Betroffenen als „zu fett“ und leiden an einer ständigen Angst dick zu werden, um dies zu verhindern legen sie sich eine sehr niedrige Gewichtsschwelle, ein von ihnen genanntes Ziel­gewicht, zu. 3


DSM-IV: Dies wird diagnostiziert, wenn man feststellen kann, dass sich die Betroffenen wei­gern ihr Körpergewicht über eine für Alter und Größe minimalen Schwelle zu halten, meist liegt ihr Gewicht bei unter 85% des normalen Gewichts. Bei dieser Diagnose leidet man an einer ausgeprägten Angst vor einer Gewichtszunahme oder davor, dick zu werden, obwohl ein hohes Maß an Untergewicht besteht.

Die Betroffenen neigen auch oft dazu, sich ihrer Krankheit nicht einzugestehen oder Leugnen die Ernsthaftigkeit des bestehenden Unterge­wichts. 3

Weiteres enthalten die ICD-10 und DSM-IV jeweils mit leicht unterschiedlicher Bezeichnung eine Kategorie für die atypischen Fälle einer Anorexia nervosa bei diesen Fällen sind jeweils sämtliche Kriterien, wie zum Beispiel Fressattacken oder selbstinduziertes Erbrechen, nicht erfüllt. 3


    1. Die Geschichte der Anorexia nervosa


Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die soziokulturelle Bedeutung von einem abweichenden Essensverhalten oftmals geändert. Im Mittelalter war das Fasten ein bedeutsamer Bestand­teil einer asketischen Lebensweise, welche für religiös-mystische Erlebnisse verantwortlich sein sollte. Auch für die Durchsetzung von politischen Motiven wurde die Nahrung verwei­gert, als Beispiel dafür: Die Hungerstreiks von Mahatma Gandhi für die Unabhängigkeit Indiens.

Im Jahr 1694 wurde ein abweichendes Essverhalten zum ersten Mal als ein Krank­heitsbild von Richard Morton, ein Physiker im 17 Jahrhundert, der sich unter anderem auch mit psychischen Krankheiten beschäftigte, beschrieben. Er bezeichnete dieses Verhalten als „nervous consumption“. Erst Anfang des 19 Jahrhunderts begannen Wissenschaftler dieses Verhalten zu erforschen und in verschiedene Krankheitsbilder einzuordnen. 4

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  1. Kennzeichen von Anorektikern


Oftmals weisen Betroffene, oftmals auch „Anorektiker“ genannt, ein eigenes Verhalten auf, welches auch für Außenstehende leicht zu bemerken ist. Je schneller man auf diese Merk­male aufmerksam wird und die Betroffenen damit konfrontiert, desto schneller und effekti­ver kann eine Heilung in Kraft treten.


    1. Eigenes, seltsames Verhalten der Betroffenen


Anorektiker weisen meist ein eigenes Verhalten auf, welches sich stark von einem „norma­len“ Verhalten unterscheidet, beispielsweise wird das gemeinsame Essen vermieden. Kommt es zu einem gemeinsamen Essen, so versuchen sie nur die kleinsten Portionen zu sich zu nehmen und erklären dieses Verhalten mit der Aussage, sie seien noch so satt vom vorigen Essen.

Das Essen wird meist nur auf dem Teller hin und her geschoben und sehr langsam gegessen, wichtig ist auch, dass Betroffene dabei genau darauf achten, welche Lebensmittel sie zu sich nehmen und die kalorienreicheren meist vermeiden.

Werden Anorektikter „beschuldigt“ krank zu sein, so leugnen sie dies und halten sich selbst immer noch für zu „fett“, dies ist meist ein Hinweis auf ein gestörtes Selbstwahrnehmungs­bild, das typischerweise mit Magersucht zusammenhängt.

Oftmals kommt es auch vor, dass der Charakter der Betroffenen sich stark verändert ( so wie bei fast jeder Sucht ) und es zu Selbstmordgedanken oder einer düsteren Stimmung kommt. 10

Auffallend ist auch, dass sich die Folgen des Hungers in sozialen und sexuellen Verände­rungen zeigen. Anfangs zeichnen sich die Betroffenen noch als sehr kontaktfreudig aus, doch mit der Zeit ziehen sich die meisten Betroffenen immer mehr zurück und wollen für sich al­leine sein.

Bei einer Befragung wurde festgestellt, dass das sexuelle Interesse der Teilnehmer ebenfalls eine sehr starke Veränderung durchzog. Masturbation, sexuelle Phantasien oder Impulse ließen entweder völlig oder sehr stark nach. 11


    1. Emotionales Verhalten


Anhand einer Studie wurde festgestellt, dass die Teilnehmer zwar als psychisch gesund gal­ten, aber einige emotionale Veränderungen als Folge des Hungers an den Tag legten. So wurden bei fast allen Teilnehmern depressive Phasen festgestellt. Gelegentlich kam es zwar zu Stimmungssteigungen, jedoch wurden diese meist durch „Tiefs“ unterbrochen, welche die Stimmung der Personen wieder bedrückte.

Außerdem konnten bei den Betroffenen auffäl­lige Wutausbrüche, so wie vermehrte Angstsituationen beobachtet werden.

Vor allem bei Männern zeigten sich typische Symptome für Nervosität, wie zum Beispiel Nä­gelkauen oder nervöses Rauchen. 12


    1. Kontrolle und Disziplin


Das ganze Denken dreht sich beinahe nur noch um das Thema Essen. Anorektiker wissen die Anzahl der Kalorien von jeder Mahlzeit, die sie zu sich nehmen und teilen ihre Nahrung in „verbotenes und erlaubtes Essen“. Die tägliche Kalorienzufuhr wird gezählt und streng da­rauf geachtet, diese nicht zu überschreiten, sondern nur so wenig zu sich zu nehmen, wie nur möglich ist.

Betroffene wiegen sich auch oftmals am Tag, dabei überprüfen sie die „magischen Grenzen“ – sprich ein bestimmtes Körpergewicht, welches nicht überschritten werden darf. Diese Grenzen werden meist von Tag zu Tag weiter gesenkt. 13


    1. Wahrnehmung


Die eigene Wahrnehmung des Körpers verändert sich drastisch, meist wird die eigene Figur als viel zu dick wahrgenommen bzw. empfunden, selbst dann, wenn die Person schon sehr untergewichtig und offensichtlich abgemagert ist. Dieses Phänomen wird von den Ärzten als „Körperschemastörung“ bezeichnet; den Betroffenen ist zwar bewusst, dass sie sehr dünn sind, „fühlen“ sich aber weiterhin viel zu dick und wollen in Folge noch mehr abnehmen.

Meist ist nicht nur die Wahrnehmung in Bezug auf die eigene Figur gestört, sondern auch das Gespür für Hunger und Sattheit. Erkrankte können sich auf das gewohnte Hungergefühl nicht mehr verlassen, da sie es oft gar nicht mehr wahrnehmen. 14


    1. Heißhungerattacken und Fressanfälle


Nicht selten kommt es vor, dass der Körper der erkrankten Personen, auf das geänderte Essverhalten mit regelrechten Attacken von Heißhunger reagiert. Diese Heißhungerattacken können von den Anorektikern nicht kontrolliert werden und so werden große Mengen von Nahrung verschlungen, die meist nach dem Essen wieder durch Erbrechen ausgeschieden werden, fast ähnlich wie bei der Krankheit „Bulimie“.

Wichtig jedoch ist, solange die essge­störte Person untergewichtig ist, handelt es sich immer um eine Anorexia nervosa! 15


  1. Funktionen von Anorexia nervosa für die Betroffenen


Für die Betroffenen nimmt die Krankheit schnell eine Art „Freundschaftsersatz“ ein, die ge­wisse Aufgaben und Entscheidungen im Leben für sie übernimmt. Im vorliegenden Beispiel hat die Betroffene ihre Krankheit „Ana“ benannt, wobei „Ana“ die Abkürzung für „Anorexia nervosa“ sein soll. Bevor ich nun einige Funktion von Anorexia nervosa auflisten werde, füge ich einen Artikel einer Betroffenen ein, die von ihrer „Freundin“ Ana berichtet:


In der schlimmsten Phase meiner Magersucht habe ich sogar mit ihr gesprochen. Meine Form der Essstörung, Anorexie, wird auch Ana genannt. Also habe ich Ana gebeten, im­mer bei mir zu bleiben, immer für mich da zu sein. So oft wurde ich schon verlassen, so oft schon habe ich Menschen verlassen, die mir Schlechtes angetan haben. Doch man kann und will nicht immer allein sein in seinem Leben.

Irgendwann sehnt sich jeder nach Liebe, nach Wärme, nach Zuneigung, und nach etwas oder jemandem, der für einen da ist. Sicherheit, Halt, Kontinuität. Ana hat mir all das gegeben. Am stärksten war sie in meinen schwächsten Momenten. Wenn ich sie brauchte, war sie da, und ich brauchte sie eigent­lich immer. Immer mehr und immer häufiger. Ständig. Ihre Umarmung tat mir gut.

Und je mehr ich mich auf Ana verließ, je mehr ich mich in sie und ihre starken Arme fallen ließ, desto weniger brauchte ich noch die Nähe oder Zuneigung von anderen. Ich entfernte mich von fast allen Menschen aus meinem Umfeld – und kam Ana und ihrem Wahnsinn näher und näher. Zwischen uns wuchs eine Liebe, eine Hassliebe.“ […] 16

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Hannas‘ Umfeld beginnt schnell zu realisieren, dass Hanna sich stark verändert, ständig miese Laune hat und nebenbei viel weniger isst und tagtäglich abnimmt. Als sie ihre Freun­dinnen damit konfrontieren streitet sie dies ab und rechtfertigt sich damit, dass sie sich nur gesund ernähren will und eine schöne Figur haben möchte, doch dass es ihr psychisch und auch körperlich gut geht.

In ihrem Tagebuch beschreibt sie, dass ihr die Stimmen in ihrem Kopf deutlich klar gemacht haben, dass ihre Freundinnen sie dazu überreden wollen, dass sie etwas isst, damit sie nicht allein so eine schlanke Figur hat. Hanna denkt, dass ihre Freundin­nen eifersüchtig und neidisch auf ihre Disziplin sind. Ihre schlechte Laune rechtfertigt sie damit, dass sie viel Stress in der Schule hat und folglich schlechter gelaunt als sonst ist.

Im September 2008 gesteht sich Hanna schließlich ein, dass sie süchtig ist. Sie ist süchtig nach etwas, dass man nicht fassen und auch nicht sehen kann. Man kann zwar sehen, dass die junge Frau mager ist, jedoch empfindet sie sich selbst nicht als mager. Sie sieht sich im Spiegel zwar als dünne, junge Frau, jedoch nicht als mager. Langsam fällt ihr auch auf, dass sie gar nicht mehr sie selbst ist und sie sich vor ihren Freunden und ihrer Familie deutlich verstellen muss.

Sie entwickelt eine komplett neue Persönlichkeit, doch versucht sie sich einzureden, dass dies zum erwachsenwerden gehört.

Hanna kann sich nicht mehr wie eine normale junge Frau kleiden, da sie ständig friert und kalte Hände hat. Deswegen zieht sie drei Pullover übereinander, trägt eine dünne Thermo-Strumpfhose, darüber eine dicke Wollstrumpfhose und darüber eine Jeans. Auch dicke Socken und Fellschuhe sind Pflicht, da sie sonst erfrieren würde.

Als sie es kaum noch schafft Nahrung zu sich zu nehmen und fast kein Wasser mehr trinken kann, ohne von einem schlechten Gewissen geplagt zu werden, beschließt Hanna den Vor­schlägen ihrer Familie und Freunde zu folgen, und in eine Klinik zu gehen. Sie erhofft sich dort eine baldige und schnelle Besserung ihrer Krankheit.

Als sie am 8.Oktober 2008 in die Uni-Klinik eingeliefert wird, bringt Hanna-Charlotte bei ei­ner Größe von 1,67 nur knappe 37.7kg auf die Waage. Da ihr die Ärzte einen eigenen Kalo­rienplan erstellen, nimmt sie bald wieder zu und wird im Dezember wieder entlassen.

Als sie zu Hause ankommt versucht sie tagsüber so wenig wie möglich zu sich zu nehmen und beginnt wieder mit dem Kalorien zählen. Da sie während des Tages meist gar keine Nahrung zu sich nimmt, kann sie nachts nie schlafen und wird von Bauchschmerzen gequält, aus diesem Grund hat Hanna immer eine Schüssel voll Eiswürfel im Gefrierfach. Diese isst sie dann in der Nacht, sodass die Bauchschmerzen und das Hungergefühl vergehen und sie schlafen kann.

Im März 2009 gesteht sich Hanna erneut ein, dass sie wirklich krank ist, da sie mittlerweile wieder nur 39kg wiegt. In ihrem Tagebuch schreibt sie, dass sie sehr krank im Kopf ist und sie sich selbst manchmal schizophren vorkommt: Wird auf der Waage weniger Gewicht als am Vortag angezeigt, so ist sie selbst furchtbar stolz auf sich und will die Grenze ihres Körperge­wichts noch weiter zum Sinken bringen.

Jedoch bekommt sie im nächsten Moment eine re­gelrechte Panik, da sie schon wieder abgenommen hat.

Zeigt die Waage mehr als am Vortag an, so versucht sie sich zu loben, versucht nicht traurig zu sein und versucht es als „Schritt zu Gesundheit“ zu sehen. Jedoch plagen sie auch Gedan­ken wie, sie sei undis.....[Volltext lesen]

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Hanna wird im Juni entlassen, als die Waage ein Gewicht von 46,2kg anzeigt. Dass das Anzei­gebild der Waage falsch ist und Hanna in Wahrheit wieder etwas abgenommen hat und nur schlappe 44,5kg wiegt, weiß nur Hanna selbst.

Nachdem das junge Mädchen aus der Klinik entlassen wurde und beschlossen hatte, nie mehr in eine Klinik zu gehen, versucht sie ein normales Leben zu führen. Jedoch berichtet sie in ihrem Tagebuch, wie schwer es ihr fällt an etwas Anderes als Essen, Kalorien oder Gewicht zu denken. Als sie nach vier Wochen von ihrer Mutter gezwungen wird, sich auf die Waage zu stellen, da sie wieder einiges an Gewicht verloren haben sollte, berichtet sie in ihrem Ta­gebuch folgendes:

Mit Kleidung und mitten am Tag: 43,2kg. Das heißt, dass ich morgens ohne Kleidung ungefähr 42kg wiegen müsste. Mann oh Mann, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wie geil ist das denn. In vier Wochen vier Kilogramm abgenommen. Ja gut, was heißt geil. Eigentlich müsste ich dann schon längst wieder in der Klinik sein. Aber auf keinen Fall. Da geh ich nicht noch mal hin. Und wie gesagt: Ich wette, im Urlaub nehme ich total viel zu, sodass, wenn ich wieder zum Arzt muss, das bestimmt wieder aufgeholt ist.

Und wenn nicht, trinke ich eben Wasser oder verstecke meine Gewichte irgendwo, das ist ja für mich kein Problem. Obwohl ich eigentlich weiß, dass ich wieder total in die falsche Richtung arbeite, macht sich ein Gefühl von Stolz breit. Stolz über die verlorenen Kilos in der kurzen Zeit. Stolz über die Disziplin. Und einfach dieses unglaubliche Körpergefühl, weniger zu wiegen.“22

Hanna stehen während ihrer Zeit zu Hause einige Arzttermine bevor, doch sie versucht mit vielen verschiedenen Tricks Gewicht vorzutäuschen: Sie zieht sich mehrere Pullis übereinan­der an oder steckt sich Gewichte in ihre Hosentaschen, um 2kg mehr zu wiegen. Da die Ärzte diese Täuschungsmethoden kennen, wollen sie Hanna in Unterwäsche wiegen. Doch auch für dieses „Problem“ findet Hanna rasch eine geschickte Lösung, vor den unzähligen Arztbe­suchen versucht Hanna so viel wie möglich zu trinken; in ihrem Tagebuch berichtet sie:

Erst mal fülle ich jetzt die 0,5 –Liter-Flasche mit Leitungswasser, denn Leitungswasser ist schwerer als Sprudel und lässt sich einfacher trinken. Ein Liter ist ungefähr ein Kilo. Theoretisch müsste ich sechs von diesen Flaschen trinken, doch das schaffe ich nie im Leben. Als ich die dritte leer getrunken habe, also 1,5 Liter, fange ich schon an zu zit­tern. Mir ist total übel und ich könnte mich jeden Moment übergeben.

Doch ich muss weitertrinken. Ich muss einfach. Als ich dann mit der vierten Flasche anfange, zittern meine Hände auf einmal so heftig, dass die Flasche richti.....

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Mittlerweile weiß ich auch, glaube ich, woher die Panik kommt. Seit einiger Zeit esse ich so viel, habe aber zugleich das Gefühl, dass ich nicht mehr zunehme, und fange an, Was­ser zu trinken. Von Wiegetermin zu Wiegetermin wird es mehr Wasser, das ich trinken muss, doch ich merke, dass ich damit durchkomme. Jetzt esse ich nur noch, wenn ich Hunger habe, denn ich habe keine Essensbegleitung mehr, das heißt, es schaut niemand mehr genau, was und wie viel ich esse.

Mein Gewicht bleibt also seit mehreren Wochen bei 42-43kg. Da ich aber eigentlich noch zunehmen muss, trinke ich immer und immer mehr. Und ich habe panische Angst, dass das rauskommt. Offiziell habe ich mein Zielge­wicht von 45,5kg erreicht. Offiziell. In Wirklichkeit trinke ich jedes Mal, bevor ich gewo­gen werde, nachts 3 Liter. Ich stelle mir den Wecker um drei Uhr, trinke 1,5 Liter und um halb sechs noch mal 1,5 Liter.

Ich liege im Bett und trinke und trinke. Manchmal wird mir dann speiübel und plötzlich muss ich mich übergeben und breche ca 200 Milliliter wieder aus, die ich danach wieder drauftrinke. Morgens kurz vor dem Wiegen habe ich dann das Gefühl, dass mir die Blase platzt. Es ist schrecklich.“ 24


Hanna wiegt zu ihrer schlechtesten Zeit nur noch 31kg, sie will jedoch unbedingt ihr Abitur machen, da es ihre körperliche Situation jedoch nicht erlaubt, beschließt sie von sich allein aus, in eine Klinik zu gehen. Dort wird sie jeden Tag gewogen und ihr genaues Gewicht wird notiert. Viele Fragen, Zweifel und Selbsthass quälen Hanna von Tag zu Tag, doch sie gibt nicht auf und versucht stark zu bleiben und ihr Ziel vor Augen zu fixieren.

Sie wendet sich auch an die Sendung „stern TV“ und wird dort live interviewt, sie versucht Mädchen, die an der gleichen Krankheit wie sie leiden, Hoffnung und Kraft zu geben. Doch durch diese Sendung bekommt auch Hanna eine Menge Kraft, da sie viele positive Nachrich­ten bekommt und ihr Menschen von aller Welt mitteilen, dass sie kämpfen und stark bleiben muss.

Im letzten Kapitel ihres Tagebuchs erzählt sie, dass sie nun einen Job hat und ein neuer Le­bensabschnitt für sie begonnen hat. Sie hat nun eine kleine Studentenwohnung in München und lebt dort in der Nähe von ihren Freundinnen. Auf der letzten Seite ihres Tagebuchs be­richtet sie folgendes:

Mittlerweile geht es mir physisch zwar besser, psychisch ist es aber immer noch ein Auf und Ab. Ich merke jedoch, dass mir das neue Studium hilft und ich hoffe, dass sich dadurch mein Leben etwas normalisiert. Mein Essverhalten ist immer noch sehr ano­rektisch. Aber mir ist einiges klar geworden. Es bringt nichts, in die Klinik zu gehen, wenn man es dort nicht so lange durchhält, bis man ein normales Essverhalten gelernt hat und sich nicht mehr ständig Gedanken .....

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Am ersten Schultag haben meine Freundinnen dann bemerkt, dass sich mein Körper stark verändert hat, man konnte meine Knochen sehen und ich wirkte dünn und gebrechlich. Mir selbst war dies alles gar nicht bewusst, mir kam es so vor, als hätte ich nur ein paar Kilo­gramm abgenommen und meine Freunde würden übertreiben.

Eines Tages bemerkte meine Sitznachbarin, dass ich jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit zu essen begann. Als sie mich darauf ansprach, habe ich ihr erklärt, dass ich nur zu bestimm­ten Uhrzeiten essen kann, da ich eine Pause von 5 Stunden brauche, da ich sonst starke Bauchschmerzen bekomme.

Mein ganzes Umfeld begann sich Sorgen um mich zu machen und so wurde ich in ein Krankenhaus geschickt. Ich wurde dort abgewogen und man stellte fest, dass ich nur 42kg wog, was bei einer Größe von 1,67cm deutlich zu wenig ist. Die Ärzte haben mich ange­schrien, wieso ich nicht mehr esse und dass ich viel zu dünn sei. Ich habe dann vor den Ärzten zu weinen begonnen und meine Mutter angefleht, dass ich dort nicht mehr hingehen muss.

Mein ganzer Alltag hat sich komplett verändert, früher war ich viel mit meinen Freunden draußen oder verbrachte meine Freizeit mit meinem Freund, doch seit Neuestem hatte ich keine Lust mehr auf meine Freunde oder meinen Freund, ich blieb nach der Schule immer zu Hause und verkroch mich traurig in meinem Zimmer. Immer wenn ich traurig war, habe ich versucht mich mit Sport abzulenken.

Ich habe versucht, dass ich meinen kranken, dünnen Körper so fit wie möglich halte.

In meiner schlimmsten Zeit hatte ich nur 38kg. Ich konnte damals nicht zu Schule gehen, da ich weder die Kraft dazu hatte, noch konnte ich mich aus meinem Zimmer bewegen, da es nur in meinem Zimmer 27 Grad hatte und ich sonst das Gefühl gehabt hätte, dass ich erfriere.

Ich konnte auch nicht mehr in der Badewanne sitzen, da meine Knochen so weit herausstan­den, dass die Schmerzen kaum auszuhalten waren.

Ich konnte auch nicht mehr seitlich schlafen ohne mir ein Kissen zwischen die Beine zu schie­ben, da sonst meine Knochen zu sehr zusammendrückten und ich davon blaue Flecken be­kam.

Außerdem bluteten meine Finger ständig, da die Haut bei den Fingern .....

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Quellen & Links

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