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Interpretation

Analy­sieren und inter­pre­tieren Sie das Gedicht `Der Krieg` von Georg Heym!

2.480 Wörter / ~7 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Jana B. im Dez. 2013
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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Universität des Saarlandes Saarbrücken - UdS

Note, Lehrer, Jahr

2002

Autor / Copyright
Jana B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 35933







Aufgabentyp:

Analyse und Interpretation eines fiktionalen Textes

 

Aufgabenstellung:

Analysieren und interpretieren Sie das Gedicht Der Krieg von Georg Heym!

 

 

 

Form, Aufbau und Inhalt

 

Das Gedicht ist sehr regelmäßig aufgebaut, was zunächst im Widerspruch zur chaotischen Welt des Krieges steht. Es besteht aus elf Strophen mit jeweils vier Versen, wobei jeder Vers aus sechs Trochäen besteht und mit männlicher Kadenz endet. Das Metrum verleiht dem Gedicht einen feierlichen, heroischen Charakter. Man glaubt die unaufhaltsamen Schritte, das rücksichtslose und unerbittliche Voranschreiten des Krieges im Rhythmus zu erkennen. Dem entsprechen die zahlreichen Enjambements (29/30; 35/36), die schließlich sogar die beiden letzten Strophen syntaktisch miteinander verbinden.

Auch das Reimschema ist gleichmäßig, ein Paarreim nach dem Muster a a b b, wobei in jeder Strophe zwei neue Endreime auftauchen. In einigen Versen fallen unreine Endreime auf (11/12; 29/30).

Ebenso wie formal betrachtet ist das Gedicht auch inhaltlich symmetrisch aufgebaut. Die Strophen 1 bis 3 zeigen einen großen Unbekannten von riesenhaften Dimensionen, der bereits durch sein bloßes Auftreten Angst und Schrecken verbreitet. Im Hauptteil, den Strophen 4 bis 8, wird das entsetzliche Zerstörungswerk des Krieges geschildert. Die letzten Strophen zeigen das unbekannte Wesen nochmals als riesigen Zerstörer. Das Gedicht beginnt mit deutlicher Anfangsbetonung auf dem Wort "Aufgestanden" Dieses sinntragenden Wort wird gleich im zweiten Vers durch die insistierende Anapher wiederaufgegriffen. Der eingeschobene Relativsatz "welcher lange schlief" betont das Aussparen eines Nomens, das hier erwartet wird. Auch die beiden folgenden Verse der ersten Strophe weisen lediglich das Personalpronomen "er" auf, das sich jedoch anhand des Titels "Der Krieg" leicht zuordnen lässt. Dementsprechend steht vom ersten Vers an die Personifizierung des Krieges im Mittelpunkt. Er ist "aufgestanden", "steht in der Dämmerung, groß und unerkannt", er "zerdrückt " den Mond in der "Hand". Die Betonung hierbei liegt eindeutig, besonders im letzten Vers dieser Strophe, auf der Größe des als Ungeheuer dargestellten Krieges, die jedes realistische Maß sprengt. Das Farbadjektiv "schwarz" unterstreicht die Folge des Zerdrückens des Mondes besonders drastisch.

Die zweite und dritte Strophe stellen die Wirkungen, die von dieser namenlosen Figur ausgehen, dar. Der Lärm in den Städten erlischt, es wird dunkel - wie bereits im letzten Vers der ersten Strophe angedeutet - und eiskalt ("Frost" 6, "Eis" 7, Aktivitäten werden eingestellt ("und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis" 7). Die Angst, die durch die plötzliche Stille entsteht, wird im achten Vers deutlich ("Sie sehn sich um" 8) und in der folgenden Strophe fortgeführt ("In den Gassen fasst es ihre Schulter leicht" 9, "die Bärte zittern" 12). Das Unverständnis, die Ungewissheit macht sich breit, betont durch das Pronomen "es" (5, 9). Wer ist "es"? Kein Mensch scheint die Ursache der Stille, Kälte und Dunkelheit zu begreifen. ("Und keiner weiß" 8). Es ist die Stille vor dem Sturm, der bereits in zahlreichen Bildern ("Ein Gesicht erbleicht" 10, "ein Geläute wimmert" 11) prophezeit wird. Kommunikation, Verständigung ist nicht möglich ("Eine Frage. Keine Antwort" 10); vielleicht aus Angst, vielleicht, weil man nicht begreifen kann, was geschehen ist.

Mit dem Bild des Totentanzes beginnt die vierte Strophe ("Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an" 13). Die Personifizierung des Krieges in der ersten Strophe wird wiederaufgegriffen, er ruft seine Krieger zusammen als wolle er zum Angriff blasen (14). Die Farbe schwarz, die sich zunächst nur auf die Hand (4) bezog, steht nun auch für das "Haupt" (15) des Krieges, das "von tausend Schädeln" (16) umhängt ist. Deutlicher ist das Bild des Todes kaum darzustellen; Krieg und Tod werden bereits als eins gesehen.

Dieser Gegensatz zwischen erst beginnendem Krieg (Angriffsbefehl, 14) und bereits eingetretenen Todesfolgen ("tausend Schädel" 16) wird in der fünften Strophe fortgeführt. Der Krieg als Person löscht die letzten Lichter der Menschheit ("tritt er aus die letzte Glut" 17, "wo der Tag flieht" 18), die Kriegsschlachten sind bereits vorüber, zahllose Opfer sind zu beklagen ("die Ströme schon voll Blut" 18, "Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt" 19). Das Bild der Vogelscharen, die sich auf den Leichen niedergelassen haben, betont die grausame Szenerie, auch durch den paradoxen Gegensatz zwischen "starken Vögeln" (20), die zudem "weiß" (20) sind und dunklen, blutbedeckten Leichen. Auch in der sechsten Strophe sind keine Bilder der Kämpfe zu sehen, stattdessen wird nach der schwarz-weißen Todeslandschaft der fünften Strophe nun das nächtliche Inferno der brennenden Stadt als Ergebnis eines Kriegseinsatzes beschrieben. Der "blaue[m] Flammenschwall" (21) hebt sich von dem weiterhin vorwiegenden Schwarz der Straßen ab, in denen nun nach Einsatz von Waffenkämpfen, von denen nur noch der Schall zu vernehmen ist (22),Leichenberge liegen, wie auch auf Brücken und Toren ("die von Bergen Toter schwer" 24). Das verheerende Ausmaß, die nicht mehr überschaubaren, chaotischen Zustände werden auch in dem durch Endstellung im Vers betonten Adjektiv "quer" (23) deutlich, was sich auf die Ansammlung der Toten bezieht. Über diesen erschreckenden Zustandsbildern "steht er" (22), erhaben und mächtig.

"Er" ist es auch, der in den folgenden Strophen das Feuer des Krieges vorantreibt, in der Dunkelheit vor sich her jagt wie "einen roten Hund" (26). Auffallend ist in der siebten Strophe neben der sich deutlich und bedrohlich in der dunklen Nacht abhebenden Farbe Rot als Symbol für das um sich greifende Feuer der Plural "Mäuler" (26), was an vielköpfige Hunde und die antike Mythologie denken lässt. Vor allem aber wird hiermit das Ausbreiten des Feuers in alle Himmelsrichtungen verbildlicht. Das Rot des Feuers wird vom dem nicht weniger bedrohlichen Schwarz der Nacht, personifiziert durch das Verb "springt" (27), verdrängt, gleich dreifach wird dies deutlich: "Dunkel", "Nächte", "Schwarze Welt" (27). Der letzte Vers erhält durch die parallel angeordneten, inhaltlich aber gegensätzlichen Adjektive "furchtbar" (28) und "erhellt" (28) einen widersprüchlichen Charakter. Das bedrohliche Farbspiel im ständigen Wechsel zwischen Rot und Schwarz wird bis zum zweiten Vers der achten Strophe fortgesetzt. Wie "rote[n] Zipfelmützen" (29) breitet sich das Feuer in der weiten, dunklen Landschaft aus, wobei der Verglich eher unpassend wirkt, da er an unschuldige Kinder erinnert und nur durch das Partizip "flackend" (30) wird deutlich, dass die Bewegung des Feuers anhand dieses Bildes in den Vordergrund treten soll. Vers 31 und 32 beinhalten eine Steigerung des ohnehin grauenhaften Kriegsgeschehens durch die Darstellung der wie ein Mückenschwarm ("wimmelt" 31) vor dem Feuer flüchtenden Menschenmassen. Die absolute Hilflosigkeit und Unterlegenheit der wie sinnlose Objekte dargestellten Menschen wird betont durch die Wahl der Ausdrücke "was unten auf den Straßen wimmelt" (31) (anstatt "die"), "fegt er" (32) wie einen Dreckhaufen "in die Feuerhaufen" (32) sowie "daß die Flamme brenne mehr" (32), was die Absicht zu töten in den Vordergrund treten lässt.

In der neunten Strophe steht die Farbe des Feuers wiederum im Mittelpunkt; gelb erscheinen Bäume und Wälder, die das Flammenmeer erreicht hat, das nun mit einer fressenden ("Und die Flammen fressen" 33) und sich festkrallenden Bestie ("in das Laub gekrallt" 34) verglichen wird. Der zweite Vers "gelbe Fledermäuse zackig" (34) bezieht sich zum einen auf das Bild der lodernden Flammen, zum anderen auf den Feuertod aller Lebewesen in den Wäldern. Bedeutsam für das Ausmaß der grauenvollen Ereignisse ist hier die Dopplung "Wald um Wald" (33). In Vers 35 tritt, durch das Possessivpronomen "seine" vertreten, die namenlose Kriegsfigur "wie ein Köhlerknecht" auf, der das Feuer weiter schürt, dessen schnelles Ausbreiten durch Verben der Bewegung "haut er" (35) und "brause" (36) betont wird.

Durch den Wechsel vom Präsens ins Präteritum in der zehnten Strophe wird aus zeitlicher Distanz das Danach beschrieben, die Folgen des kriegerischen Feuers: "Eine große Stadt versank in gelbem Rauch" (37). Sie "warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch" (38). Wie ein inhaltlicher Rahmen schließen die beiden letzten Strophen an die beiden ersten Strophen an, indem das Bild des Abgrunds, in dessen "Bauch" (38) die Stadt versinkt, an die "Gewölbe tief" (2), aus denen der Krieg "aufgestanden ist" (1/2) der ersten Strophe anknüpft. Auch die Lautlosigkeit der zweiten Strophe wird hier wieder aufgegriffen ("Es wird still" 8, "lautlos" 38). Die Verben "versank" (37) und "warf sich" (38) stehen im Kontrast zueinander, drücken einerseits Passivität, andererseits freiwillige Selbstvernichtung dieser großen Stadt mit all ihren Menschen aus. Im Gegensatz dazu "steht" (39) "der" (40) - der Krieg - , weiterhin namenlos, riesengroß, mächtig und angsteinflößend "über [den] Trümmern" (39). Der extreme Gegensatz wird durch das einleitende "aber" (39) bereits deutlich und durch das Adjektiv "wild[e]" (40) verstärkt. Denn der Himmel, eigentlich Symbol für Trost und Erlösung, ist hier "wild" vom Feuerschein erhellt.

Während in der vorletzten Strophe noch Farben bzw. Licht zu erkennen sind ("gelbe[r] Rauch" 37, "glühnde[n] Trümmern" 39, "Fackel[n]" 40), ist die letzte Strophe wiederum von Dunkelheit geprägt. Selbst im Himmel, der durch "sturmzerfetzt[e] Wolken" (41) zu erkennen ist, herrschen Tod, Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit ("in des toten Dunkels kalte Wüstenein", 42). Längst gibt es keine Überlebenden mehr, keine Sieger und Besiegten, genauso wie keine Kampfsituation dargestellt wurde. Nur "er" hat überlebt, steht über der Erde und dem Himmel. Der Krieg, der Namenlose, hat seine Spuren hinterlassen, mit dem Feuer nicht die Welt erhellt, sondern sie ausgedorrt, menschenleer hinterlassen, "Pech und Feuer" (44) auf sie herabregnen lassen. Das Schlussbild assoziiert das Schicksal von Sodom und Gomorrha, der biblischen Stadt, Symbol aller Laster, die Gott im Alten Testament zur Strafe für ihre Sündhaftigkeit bestrafte.

 

Sprache

 

Georg Heym arbeitet mit zahlreichen Bildern von grotesker Anschaulichkeit: Der Krieg, zerdrückt in der Dämmerung den Mond (4), grausiger Schatten fällt über die Städte (6), "er" tanzt auf den Bergen (13), Leichen liegen im Schilf (19) und letztendlich versinkt die Stadt im Abgrund (38) während der Krieg seine Fackeln über glühenden Trümmern schwenkt (39/40). Insgesamt wird der Krieg als handelnde Person dargestellt, sogar mit einem Beruf belegt "Köhlerknecht" (35). Trotzdem bleibt er im gesamten Gedicht ein unbekanntes, düsteres, nicht greifbares Wesen. Nur seine Spuren, die Auswirkungen des Krieges, werden überdeutlich.

Besondere Beachtung verdienen die grellen Farben des Gedichtes. Wie die Maler des Expressionismus bedient sich Heym zahlreicher Farbkontraste, die intensive Bildeineindrücke bewirken. Der silberhelle Mond (4) steht im ebenso im Kontrast zur schwarzen, mörderischen Hand des Krieges (4) wie das rote Blut (18) und die schwarzen Leichen (19) im Schilf zu den weißen Vögeln (20). Der rote, vielköpfige Hund des Feuers (26) steht im krassen Gegensatz zur dunklen, schwarzen Welt (27). Das grell rote, wie Zipfelmützen flackernde Feuer (29) und die gelben Fledermäuse (34) betonen das grauenhafte Szenario durch ihre bewusste Gegenüberstellung zur Finsternis (30). Auch in den beiden letzten Strophen wird die düstere Stimmung kontrastreich untermalt. Der Widerschein glühender Trümmer (39/41) und der gluthelle Brand (43) heben sich erschreckend im toten Dunkel (42) der finsteren Nacht (43) hervor. Der letzte Vers vereint all diese Farbkontraste noch einmal in einem eindrucksvollen Bild: Pech und Feuer (44) werden gegenübergestellt.

Ebenso meisterhaft schöpft Heym auch verschiedene akustische Gestaltungsmöglichkeiten aus, arbeitet mit vokalischen und konsonantischen Klangwirkungen. Mit Alliterationen zur Veranschaulichung der grauenhaften Eindrücke arbeitet er auf akustischer Ebene ("Frost und Schatten einer fremdem Dunkelheit" 6, Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt" 15, Flammen fressen 33, "Wolken Widerschein" 41). Der Eindruck des Schallens, des lauten Übertönens des Krieges ( 14/15) wird außerdem durch die nachhallenden, langgezogenen Vokale bzw. Diphthonge erreicht ("Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt, drum von tausend Schädeln laute Kette hängt." 15/16). Die spitzen Vokale bzw. Diphthonge dagegen unterstreichen lautlich Angst und Schrecken der Welt ("In der Ferne wimmert ein Geläute dünn und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn" 11/12).

Aufschlussreich ist auch die Wortwahl: Mit allen Sinnen wird der Krieg in seinem ganzen Ausmaß erfasst. Man hört ihn ("wimmert" 11, schreit" 14, "schallet" 15, man sieht ihn und vor allem seine Folgen ("hebt er schon zu tanzen an"13, "steht er" 22) und man fühlt ihn sogar ("In den Gassen fasst es ihre Schulter leicht" 9). Möglich wird die Synästhesie erst durch die Personifikation des Krieges im ganzen Gedicht. "Er schreit" (14), er "jagt" (25), er "fegt" (32) und er "schlief" (1). Aber jetzt ist er "aufgestanden" (1/2) und genau auf diesem Wort liegt von Anfang an die Betonung. Nicht nur die Anapher, sondern auch die Inversion ("Aufgestanden ist er" 1) verdeutlichen die Bedeutung dieses Wortes. "Er" ist aufgestanden, um Angst und Schrecken zu verbreiten, Leben auszulöschen und er ist der einzige, der stehen bleibt (22, 39), während alles und alle fallen ("gestreckt" 19, "liegen quer" 23, "versank" 37). Das Ausmaß des Kriegstreibens und die düstere Stimmung werden durch zahlreiche weitere Inversionen verdeutlicht, so dass die Betonung jeweils auf dem grauenhaften Tun und der übermächtigen Größe des Krieges liegt (z. B.: "und den Mond zerdrückt er" 4; "von Vulkanen furchtbar" 28; "Aber riesig über ..." 39). Dementsprechend ist auch das Zahlwort "tausend" (16, 29) gebraucht, als Hyperbel zur abschreckenden Darstellung der zahlreichen Leichen und des rasch sich ausbreitenden Kriegsfeuers. Dieses rücksichtslose Voranschreiten, das beängstigende Tempo, mit dem alles Leben ausgelöscht wird, hebt Heym durch die auffallende Häufung von Aussagesätzen, die mit der Konjunktion "und" beginnen, hervor. Durch das Bindewort wird nicht nur die engere Verbundenheit im Ablauf des Geschehens geschaffen, sondern es steigert auch das Vortragstempo und verstärkt somit den Eindruck des unwiderrufbaren Vorwärtsschreitens des Krieges.

 

 

Deutung

 

Das Schlussbild legt die Deutung nahe, dass der Krieg ein göttliches Strafgericht über die Menschen sei, der Krieg der Vollstrecker des Urteils einer höheren Macht sei. Allerdings gibt das Gedicht keine Antwort auf die Frage nach den zu bestrafenden Sünden und Fehlern der Menschen; im Gegenteil, sie überleben nicht einmal. Ebenso existiert kein Gott, was in der letzten Strophe deutlich zum Ausdruck kommt, denn "über" den "Wolken" (41) gibt es nur "des toten Dunkelns kalte Wüstenein" (42) und auch "er", die namenlose Hauptfigur, kann nicht Gott sein. "Er" ist der Krieg, das personifizierte Gräuel der Menschheit. Diese Allegorie des Krieges, das blutrünstige, feuerspeiende Ungeheuer, entspricht nicht den Vorstellungen des Sieges der Guten über die Schlechten. Wer ist der Kriegstreiber, der Feind? Ohne diese ethische Rechtfertigung wird aus der Heroisierung des Krieges unaufhaltsame Zerstörungskraft, wie sie hier dargestellt wird. David gegen Goliath, der Riese mit seiner übermächtigen Grausamkeit gegen die kleinen, am Boden liegenden Menschen (vgl. Vers 29-32).

Heyms Gedicht ist sicherlich als Kritik an der heroischen Verklärung des Krieges zu verstehen, an der wachsenden Kriegsbereitschaft seiner Zeit, was sein abschreckendes Bild des Krieges und die damit verbundene blinde Zerstörungswut deutlich machen. Es fehlt allerdings der moralische Unterton, der Aufruf zur Umkehr in der Zukunft.

Das Bild des Krieges scheint zugleich ein Bild des Menschen zu sein: Der Krieg als destruktive Natur des Menschen, als selbstzerstörerische Kraft im Menschen (vgl. Vers 37-40), der Mensch als Opfer und Zerstörer zugleich. Angedeutet wird dieser Aspekt bereits im ersten Vers "welcher lange schlief": die menschenverachtende Natur, die nach langem Schlaf wiederaufgestanden ist, um dann umso grausamer zuzuschlagen, gegen sich selbst und die ganze Welt.

 

Mindestanforderungen

 

Eine Arbeit kann als "ausreichend" bewertet werden, wenn

·       äußerer und gedanklicher Aufbau des Gedichts richtig beschrieben sind

·       wesentliche Element der lyrischen Gestaltung aufgezeigt und ansatzweise in ihrer Funktion beschreiben sind

·       der personifizierte Krieg als Übermacht über den hilflosen Menschen dargestellt ist

·       die Darstellung geordnet und verständlich formuliert ist

 

Worterklärung: V. 44 Gomorrha:    biblische Stadt, auf die Gott als Strafe Pech und Schwefel regnen ließ; Symbol des Lasters

 

 

Die folgenden Ausführungen sind teilweise wörtlich zitiert und zusammengestellt aus:

 

·       Kompaß, didaktisch-methodische Analysen. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1973 S. 295-297

·       Stockert von, Franz Karl: Lyrik des Expressionismus. Klett Lektürehilfen, Stuttgart 22002, S. 65-72

 

 


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