Aufgabentyp:
Analyse und Interpretation eines fiktionalen Textes
Aufgabenstellung:
Analysieren und interpretieren Sie das Gedicht Der Krieg von Georg Heym!
Form,
Aufbau und Inhalt
Das Gedicht ist
sehr regelmäßig aufgebaut, was zunächst im Widerspruch zur chaotischen Welt des
Krieges steht. Es besteht aus elf Strophen mit jeweils vier Versen, wobei jeder
Vers aus sechs Trochäen besteht und mit männlicher Kadenz endet. Das Metrum
verleiht dem Gedicht einen feierlichen, heroischen Charakter. Man glaubt die
unaufhaltsamen Schritte, das rücksichtslose und unerbittliche Voranschreiten
des Krieges im Rhythmus zu erkennen. Dem entsprechen die zahlreichen Enjambements
(29/30; 35/36), die schließlich sogar die beiden letzten Strophen syntaktisch
miteinander verbinden.
Auch das
Reimschema ist gleichmäßig, ein Paarreim nach dem Muster a a b b, wobei in
jeder Strophe zwei neue Endreime auftauchen. In einigen Versen fallen unreine
Endreime auf (11/12; 29/30).
Ebenso wie formal
betrachtet ist das Gedicht auch inhaltlich symmetrisch aufgebaut. Die Strophen
1 bis 3 zeigen einen großen Unbekannten von riesenhaften Dimensionen, der
bereits durch sein bloßes Auftreten Angst und Schrecken verbreitet. Im
Hauptteil, den Strophen 4 bis 8, wird das entsetzliche Zerstörungswerk des
Krieges geschildert. Die letzten Strophen zeigen das unbekannte Wesen nochmals
als riesigen Zerstörer. Das Gedicht beginnt mit deutlicher Anfangsbetonung auf
dem Wort "Aufgestanden" Dieses sinntragenden Wort wird gleich im
zweiten Vers durch die insistierende Anapher wiederaufgegriffen. Der
eingeschobene Relativsatz "welcher lange schlief" betont das
Aussparen eines Nomens, das hier erwartet wird. Auch die beiden folgenden Verse
der ersten Strophe weisen
lediglich das Personalpronomen "er" auf, das sich jedoch anhand des
Titels "Der Krieg" leicht zuordnen lässt. Dementsprechend steht vom
ersten Vers an die Personifizierung des Krieges im Mittelpunkt. Er ist
"aufgestanden", "steht in der Dämmerung, groß und
unerkannt", er "zerdrückt " den Mond in der "Hand".
Die Betonung hierbei liegt eindeutig, besonders im letzten Vers dieser Strophe,
auf der Größe des als Ungeheuer dargestellten Krieges, die jedes realistische
Maß sprengt. Das Farbadjektiv "schwarz" unterstreicht die Folge des
Zerdrückens des Mondes besonders drastisch.
Die zweite und dritte Strophe stellen die
Wirkungen, die von dieser namenlosen Figur ausgehen, dar. Der Lärm in den
Städten erlischt, es wird dunkel - wie bereits im letzten Vers der ersten
Strophe angedeutet - und eiskalt ("Frost" 6, "Eis" 7,
Aktivitäten werden eingestellt ("und der Märkte runder Wirbel stockt zu
Eis" 7). Die Angst, die durch die plötzliche Stille entsteht, wird im achten
Vers deutlich ("Sie sehn sich um" 8) und in der folgenden Strophe
fortgeführt ("In den Gassen fasst es ihre Schulter leicht" 9,
"die Bärte zittern" 12). Das Unverständnis, die Ungewissheit macht
sich breit, betont durch das Pronomen "es" (5, 9). Wer ist
"es"? Kein Mensch scheint die Ursache der Stille, Kälte und
Dunkelheit zu begreifen. ("Und keiner weiß" 8). Es ist die Stille vor
dem Sturm, der bereits in zahlreichen Bildern ("Ein Gesicht
erbleicht" 10, "ein Geläute wimmert" 11) prophezeit wird. Kommunikation,
Verständigung ist nicht möglich ("Eine Frage. Keine Antwort" 10);
vielleicht aus Angst, vielleicht, weil man nicht begreifen kann, was geschehen
ist.
Mit dem Bild des
Totentanzes beginnt die vierte Strophe
("Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an" 13). Die
Personifizierung des Krieges in der ersten Strophe wird wiederaufgegriffen, er
ruft seine Krieger zusammen als wolle er zum Angriff blasen (14). Die Farbe
schwarz, die sich zunächst nur auf die Hand (4) bezog, steht nun auch für das
"Haupt" (15) des Krieges, das "von tausend Schädeln" (16)
umhängt ist. Deutlicher ist das Bild des Todes kaum darzustellen; Krieg und Tod
werden bereits als eins gesehen.
Dieser Gegensatz
zwischen erst beginnendem Krieg (Angriffsbefehl, 14) und bereits eingetretenen
Todesfolgen ("tausend Schädel" 16) wird in der fünften Strophe fortgeführt. Der Krieg
als Person löscht die letzten Lichter der Menschheit ("tritt er aus die
letzte Glut" 17, "wo der Tag flieht" 18), die Kriegsschlachten
sind bereits vorüber, zahllose Opfer sind zu beklagen ("die Ströme schon
voll Blut" 18, "Zahllos sind die Leichen schon im Schilf
gestreckt" 19). Das Bild der Vogelscharen, die sich auf den Leichen
niedergelassen haben, betont die grausame Szenerie, auch durch den paradoxen
Gegensatz zwischen "starken Vögeln" (20), die zudem "weiß"
(20) sind und dunklen, blutbedeckten Leichen. Auch in der sechsten Strophe sind keine Bilder der
Kämpfe zu sehen, stattdessen wird nach der schwarz-weißen Todeslandschaft der
fünften Strophe nun das nächtliche Inferno der brennenden Stadt als Ergebnis
eines Kriegseinsatzes beschrieben. Der "blaue[m] Flammenschwall" (21)
hebt sich von dem weiterhin vorwiegenden Schwarz der Straßen ab, in denen nun
nach Einsatz von Waffenkämpfen, von denen nur noch der Schall zu vernehmen ist
(22),Leichenberge liegen, wie auch auf Brücken und Toren ("die von Bergen
Toter schwer" 24). Das verheerende Ausmaß, die nicht mehr überschaubaren,
chaotischen Zustände werden auch in dem durch Endstellung im Vers betonten
Adjektiv "quer" (23) deutlich, was sich auf die Ansammlung der Toten
bezieht. Über diesen erschreckenden Zustandsbildern "steht er" (22),
erhaben und mächtig.
"Er"
ist es auch, der in den folgenden Strophen das Feuer des Krieges vorantreibt,
in der Dunkelheit vor sich her jagt wie "einen roten Hund" (26).
Auffallend ist in der siebten Strophe
neben der sich deutlich und bedrohlich in der dunklen Nacht abhebenden Farbe
Rot als Symbol für das um sich greifende Feuer der Plural "Mäuler"
(26), was an vielköpfige Hunde und die antike Mythologie denken lässt. Vor
allem aber wird hiermit das Ausbreiten des Feuers in alle Himmelsrichtungen
verbildlicht. Das Rot des Feuers wird vom dem nicht weniger bedrohlichen
Schwarz der Nacht, personifiziert durch das Verb "springt" (27),
verdrängt, gleich dreifach wird dies deutlich: "Dunkel",
"Nächte", "Schwarze Welt" (27). Der letzte Vers erhält
durch die parallel angeordneten, inhaltlich aber gegensätzlichen Adjektive
"furchtbar" (28) und "erhellt" (28) einen widersprüchlichen
Charakter. Das bedrohliche Farbspiel im ständigen Wechsel zwischen Rot und
Schwarz wird bis zum zweiten Vers der achten
Strophe fortgesetzt. Wie "rote[n] Zipfelmützen" (29)
breitet sich das Feuer in der weiten, dunklen Landschaft aus, wobei der
Verglich eher unpassend wirkt, da er an unschuldige Kinder erinnert und nur
durch das Partizip "flackend" (30) wird deutlich, dass die Bewegung
des Feuers anhand dieses Bildes in den Vordergrund treten soll. Vers 31 und 32
beinhalten eine Steigerung des ohnehin grauenhaften Kriegsgeschehens durch die
Darstellung der wie ein Mückenschwarm ("wimmelt" 31) vor dem Feuer
flüchtenden Menschenmassen. Die absolute Hilflosigkeit und Unterlegenheit der
wie sinnlose Objekte dargestellten Menschen wird betont durch die Wahl der
Ausdrücke "was unten auf den
Straßen wimmelt" (31) (anstatt "die"), "fegt er" (32) wie einen Dreckhaufen
"in die Feuerhaufen" (32) sowie "daß die Flamme brenne
mehr" (32), was die Absicht zu töten in den Vordergrund treten lässt.
In der neunten Strophe steht die Farbe des Feuers
wiederum im Mittelpunkt; gelb erscheinen Bäume und Wälder, die das Flammenmeer
erreicht hat, das nun mit einer fressenden ("Und die Flammen fressen"
33) und sich festkrallenden Bestie ("in das Laub gekrallt" 34)
verglichen wird. Der zweite Vers "gelbe Fledermäuse zackig" (34)
bezieht sich zum einen auf das Bild der lodernden Flammen, zum anderen auf den
Feuertod aller Lebewesen in den Wäldern. Bedeutsam für das Ausmaß der
grauenvollen Ereignisse ist hier die Dopplung "Wald um Wald" (33). In
Vers 35 tritt, durch das Possessivpronomen "seine" vertreten, die
namenlose Kriegsfigur "wie ein Köhlerknecht" auf, der das Feuer
weiter schürt, dessen schnelles Ausbreiten durch Verben der Bewegung "haut
er" (35) und "brause" (36) betont wird.
Durch den Wechsel
vom Präsens ins Präteritum in der zehnten
Strophe wird aus zeitlicher Distanz das Danach beschrieben, die
Folgen des kriegerischen Feuers: "Eine große Stadt versank in gelbem
Rauch" (37). Sie "warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch" (38).
Wie ein inhaltlicher Rahmen schließen die beiden letzten Strophen an die beiden
ersten Strophen an, indem das Bild des Abgrunds, in dessen "Bauch"
(38) die Stadt versinkt, an die "Gewölbe tief" (2), aus denen der
Krieg "aufgestanden ist" (1/2) der ersten Strophe anknüpft. Auch die
Lautlosigkeit der zweiten Strophe wird hier wieder aufgegriffen ("Es wird
still" 8, "lautlos" 38). Die Verben "versank" (37) und
"warf sich" (38) stehen im Kontrast zueinander, drücken einerseits
Passivität, andererseits freiwillige Selbstvernichtung dieser großen Stadt mit
all ihren Menschen aus. Im Gegensatz dazu "steht" (39)
"der" (40) - der Krieg - , weiterhin namenlos, riesengroß, mächtig
und angsteinflößend "über [den] Trümmern" (39). Der extreme Gegensatz
wird durch das einleitende "aber" (39) bereits deutlich und durch das
Adjektiv "wild[e]" (40) verstärkt. Denn der Himmel, eigentlich Symbol
für Trost und Erlösung, ist hier "wild" vom Feuerschein erhellt.
Während in der
vorletzten Strophe noch Farben bzw. Licht zu erkennen sind ("gelbe[r] Rauch"
37, "glühnde[n] Trümmern" 39, "Fackel[n]" 40), ist die letzte Strophe wiederum von Dunkelheit
geprägt. Selbst im Himmel, der durch "sturmzerfetzt[e] Wolken" (41)
zu erkennen ist, herrschen Tod, Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit ("in des
toten Dunkels kalte Wüstenein", 42). Längst gibt es keine Überlebenden
mehr, keine Sieger und Besiegten, genauso wie keine Kampfsituation dargestellt
wurde. Nur "er" hat überlebt, steht über der Erde und dem Himmel. Der
Krieg, der Namenlose, hat seine Spuren hinterlassen, mit dem Feuer nicht die
Welt erhellt, sondern sie ausgedorrt, menschenleer hinterlassen, "Pech und
Feuer" (44) auf sie herabregnen lassen. Das Schlussbild assoziiert das
Schicksal von Sodom und Gomorrha, der biblischen Stadt, Symbol aller Laster,
die Gott im Alten Testament zur Strafe für ihre Sündhaftigkeit bestrafte.
Sprache
Georg Heym
arbeitet mit zahlreichen Bildern von grotesker Anschaulichkeit: Der Krieg,
zerdrückt in der Dämmerung den Mond (4), grausiger Schatten fällt über die
Städte (6), "er" tanzt auf den Bergen (13), Leichen liegen im Schilf
(19) und letztendlich versinkt die Stadt im Abgrund (38) während der Krieg
seine Fackeln über glühenden Trümmern schwenkt (39/40). Insgesamt wird der
Krieg als handelnde Person dargestellt, sogar mit einem Beruf belegt
"Köhlerknecht" (35). Trotzdem bleibt er im gesamten Gedicht ein
unbekanntes, düsteres, nicht greifbares Wesen. Nur seine Spuren, die
Auswirkungen des Krieges, werden überdeutlich.
Besondere
Beachtung verdienen die grellen Farben des Gedichtes. Wie die Maler des
Expressionismus bedient sich Heym zahlreicher Farbkontraste, die intensive
Bildeineindrücke bewirken. Der silberhelle Mond (4) steht im ebenso im Kontrast
zur schwarzen, mörderischen Hand des Krieges (4) wie das rote Blut (18) und die
schwarzen Leichen (19) im Schilf zu den weißen Vögeln (20). Der rote,
vielköpfige Hund des Feuers (26) steht im krassen Gegensatz zur dunklen,
schwarzen Welt (27). Das grell rote, wie Zipfelmützen flackernde Feuer (29) und
die gelben Fledermäuse (34) betonen das grauenhafte Szenario durch ihre
bewusste Gegenüberstellung zur Finsternis (30). Auch in den beiden letzten
Strophen wird die düstere Stimmung kontrastreich untermalt. Der Widerschein
glühender Trümmer (39/41) und der gluthelle Brand (43) heben sich erschreckend
im toten Dunkel (42) der finsteren Nacht (43) hervor. Der letzte Vers vereint
all diese Farbkontraste noch einmal in einem eindrucksvollen Bild: Pech und
Feuer (44) werden gegenübergestellt.
Ebenso
meisterhaft schöpft Heym auch verschiedene akustische Gestaltungsmöglichkeiten
aus, arbeitet mit vokalischen und konsonantischen Klangwirkungen. Mit
Alliterationen zur Veranschaulichung der grauenhaften Eindrücke arbeitet er auf
akustischer Ebene ("Frost und
Schatten einer fremdem
Dunkelheit" 6, Und es schallet,
wenn das schwarze Haupt er schwenkt" 15, Flammen fressen
33, "Wolken Widerschein" 41). Der Eindruck des
Schallens, des lauten Übertönens des Krieges ( 14/15) wird außerdem durch die
nachhallenden, langgezogenen Vokale bzw. Diphthonge erreicht ("Und es schallet, wenn das schwarze Haupt
er schwenkt, drum von tausend Schädeln laute
Kette hängt." 15/16). Die
spitzen Vokale bzw. Diphthonge dagegen unterstreichen lautlich Angst und
Schrecken der Welt ("In der
Ferne wimmert ein Geläute dünn
und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn"
11/12).
Aufschlussreich
ist auch die Wortwahl: Mit allen Sinnen wird der Krieg in seinem ganzen Ausmaß
erfasst. Man hört ihn ("wimmert" 11, schreit" 14,
"schallet" 15, man sieht ihn und vor allem seine Folgen ("hebt
er schon zu tanzen an"13, "steht er" 22) und man fühlt ihn sogar
("In den Gassen fasst es ihre Schulter leicht" 9). Möglich wird die
Synästhesie erst durch die Personifikation des Krieges im ganzen Gedicht.
"Er schreit" (14), er "jagt" (25), er "fegt" (32)
und er "schlief" (1). Aber jetzt ist er "aufgestanden"
(1/2) und genau auf diesem Wort liegt von Anfang an die Betonung. Nicht nur die
Anapher, sondern auch die Inversion ("Aufgestanden ist er" 1)
verdeutlichen die Bedeutung dieses Wortes. "Er" ist aufgestanden, um
Angst und Schrecken zu verbreiten, Leben auszulöschen und er ist der einzige,
der stehen bleibt (22, 39), während alles und alle fallen
("gestreckt" 19, "liegen quer" 23, "versank" 37).
Das Ausmaß des Kriegstreibens und die düstere Stimmung werden durch zahlreiche
weitere Inversionen verdeutlicht, so dass die Betonung jeweils auf dem
grauenhaften Tun und der übermächtigen Größe des Krieges liegt (z. B.:
"und den Mond zerdrückt
er" 4; "von Vulkanen furchtbar"
28; "Aber riesig über
..." 39). Dementsprechend ist auch das Zahlwort "tausend" (16,
29) gebraucht, als Hyperbel zur abschreckenden Darstellung der zahlreichen
Leichen und des rasch sich ausbreitenden Kriegsfeuers. Dieses rücksichtslose
Voranschreiten, das beängstigende Tempo, mit dem alles Leben ausgelöscht wird,
hebt Heym durch die auffallende Häufung von Aussagesätzen, die mit der
Konjunktion "und" beginnen, hervor. Durch das Bindewort wird nicht
nur die engere Verbundenheit im Ablauf des Geschehens geschaffen, sondern es
steigert auch das Vortragstempo und verstärkt somit den Eindruck des
unwiderrufbaren Vorwärtsschreitens des Krieges.
Deutung
Das Schlussbild
legt die Deutung nahe, dass der Krieg ein göttliches Strafgericht über die
Menschen sei, der Krieg der Vollstrecker des Urteils einer höheren Macht sei.
Allerdings gibt das Gedicht keine Antwort auf die Frage nach den zu
bestrafenden Sünden und Fehlern der Menschen; im Gegenteil, sie überleben nicht
einmal. Ebenso existiert kein Gott, was in der letzten Strophe deutlich zum
Ausdruck kommt, denn "über" den "Wolken" (41) gibt es nur
"des toten Dunkelns kalte Wüstenein" (42) und auch "er",
die namenlose Hauptfigur, kann nicht Gott sein. "Er" ist der Krieg,
das personifizierte Gräuel der Menschheit. Diese Allegorie des Krieges, das
blutrünstige, feuerspeiende Ungeheuer, entspricht nicht den Vorstellungen des
Sieges der Guten über die Schlechten. Wer ist der Kriegstreiber, der Feind?
Ohne diese ethische Rechtfertigung wird aus der Heroisierung des Krieges
unaufhaltsame Zerstörungskraft, wie sie hier dargestellt wird. David gegen
Goliath, der Riese mit seiner übermächtigen Grausamkeit gegen die kleinen, am
Boden liegenden Menschen (vgl. Vers 29-32).
Heyms Gedicht ist
sicherlich als Kritik an der heroischen Verklärung des Krieges zu verstehen, an
der wachsenden Kriegsbereitschaft seiner Zeit, was sein abschreckendes Bild des
Krieges und die damit verbundene blinde Zerstörungswut deutlich machen. Es
fehlt allerdings der moralische Unterton, der Aufruf zur Umkehr in der Zukunft.
Das Bild des
Krieges scheint zugleich ein Bild des Menschen zu sein: Der Krieg als
destruktive Natur des Menschen, als selbstzerstörerische Kraft im Menschen
(vgl. Vers 37-40), der Mensch als Opfer und Zerstörer zugleich. Angedeutet wird
dieser Aspekt bereits im ersten Vers "welcher lange schlief": die
menschenverachtende Natur, die nach langem Schlaf wiederaufgestanden ist, um
dann umso grausamer zuzuschlagen, gegen sich selbst und die ganze Welt.
Mindestanforderungen
Eine
Arbeit kann als "ausreichend" bewertet werden, wenn
·
äußerer und gedanklicher Aufbau des Gedichts richtig
beschrieben sind
·
wesentliche Element der lyrischen Gestaltung aufgezeigt und
ansatzweise in ihrer Funktion beschreiben sind
·
der personifizierte Krieg als Übermacht über den hilflosen
Menschen dargestellt ist
·
die Darstellung geordnet und verständlich formuliert ist
Worterklärung: V. 44 Gomorrha: biblische
Stadt, auf die Gott als Strafe Pech und Schwefel regnen ließ; Symbol des
Lasters
Die folgenden
Ausführungen sind teilweise wörtlich zitiert und zusammengestellt aus:
· Kompaß,
didaktisch-methodische Analysen. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1973 S. 295-297
· Stockert von, Franz Karl: Lyrik des Expressionismus. Klett
Lektürehilfen, Stuttgart 22002, S. 65-72