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Dokumenttyp

Arbeitsblätter
Deutsch

Universität, Schule

Universität Bremen

Note, Lehrer, Jahr

2003

Autor / Copyright
Jenny H. ©
Metadaten
Preis 3.00
Format: pdf
Größe: 0.10 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 45573







Download Analy­sieren Sie die Text­stelle aus dem Roman `Dies ist kein Liebes­lied` von Karen Duve in Bezug auf die Rezeption des Romans `Die Leiden des jungen Werther` (Goethe) durch die Ich-Er­zäh­le­rin. - Ohne Lösung!
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2.Klausur Deutsch 11.1 (HA)

Rahmenthema 2 - Die Leiden des jungen Werther

Nachname, Vorname:


Arbeitsauftrag:

Analysieren Sie die Textstelle aus dem Roman „Dies ist kein Liebeslied“ von Karen Duve in Bezug auf die Rezeption des „Werther“-Romans durch die Ich-Erzählerin.



In der Woche darauf fing ich in der Schule einen Brief an: „Lieber Peter“, schrieb ich, „es ist kurz vor zehn. Wir müssen in einer dreistündigen Deutscharbeit ,Die Leiden des jungen Werther‘ interpretieren. Die ersten beiden Stunden sind schon rum. Und wenn es noch des Beweises bedürfte, was es gewiss nicht tut, wenn es also noch des Beweises bedürfte, dass dieses Buch nicht für meine Mitschüler geschrieben wurde, so ist es hiermit erbracht. Sie haben sich über ihre Hefte gebeugt und ohne zu fühlen, ohne zu zaudern, losgelegt. Neben mir malt Doris ihre kreisrunden Kinderbuchstaben ins Heft, Volker Meyer isst einen Apfel, und beide sind so himmelweit von Liebe und Leid entfernt, dass Doris bestimmt eine Eins und Volker eine Drei bekommen wird. Vermutlich schreiben sie, dass der Autor Gesellschaftskritik übt, das ist ja immer schon die halbe Miete. Aber Goethe übt gar keine Gesellschaftskritik. Goethe findet sich selbst klasse, das ist das Problem. Ständig ist sein Werther von sich selbst gerührt, wie intensiv er doch fühlt, und wie edel er handelt, und wie gut er doch mit Kindern umgehen kann, und wie gütig und selbstverständlich er mit Leuten spricht, die unter seinem Stand sind. Na, vielleicht lässt sich daraus eine Gesellschaftskritik drechseln. Auf seine Empfindsamkeit tut Werther sich am meisten zugute. Jedesmal, wenn er gerade wieder so wunderbar tief empfindet oder bewiesen hat, was für ein herzensguter und sensibler Mensch ist, muss er das brühwarm seinem allerliebsten Freund Wilhelm schreiben. Diesen Freund nennt er in den Briefen ,Schatz‘, und einmal schreibt er was von ,liebelispelnden Lippen‘. Grundgütiger! Beimer wird natürlich alles auf die Zeit schieben. Damals hätte man sich eben so ausgedrückt. Aber ich finde, dass Goethe sehr wohl die Verantwortung für sein empfindsames Gewinsel trägt. Ist eine Zeit widerwärtig, so muss man sich eben gegen sie stellen. Die ekelhafteste Stelle ist, wie das verhinderte Liebespaar in der Terrassentür steht, zuschaut, wie ,der herrliche Regen‘ auf das Land ,säuselt‘, und sie dann bloß ,Klopstock‘ sagt und er sofort weiß, was sie meint. Was für ein zickiger, eingebildeter Sack, dieser Werther! Und dennoch- als er anfing von seiner Liebe und seinem Unglück zu sprechen, da war mir, als sähe ich mein eigenes Herz. Es spricht so klar und wahr und traurig. Ich verstehe vollkommen, was Goethe meint. Ich weiß jetzt auch, was ich schreiben müsste, damit Beimer es gut findet. Bloß sind diese beiden Dinge nicht miteinander vereinbar. Statt dessen also schreibe ich dir jetzt diesen Brief. Er ist ganz ohne Hoffnung, denn was könnte ich schon für Argumente nennen, die deine Gefühle für mich änderten. So etwas hat noch kein Argument vermocht. Es ist in der Welt nichts Lächerlicheres erfunden worden als meine Liebe zu dir, und doch kommen mir oft darüber die Tränen…“

An dieser Stelle brach ich den Brief ab und zerriss ihn unter der Tischplatte in kleine Fetzen. Ich konnte nichts daran ändern, dass ich wie ein Idiot fühlte, aber deswegen brauchte ich mich ja nicht auch noch wie einer aufzuführen. Mein Ohr tat weh. Die Sicherheitsnadel hatte ich inzwischen herausgenommen und durch einen normalen Ohrring mit einer Schraubenmutter als Hänger ersetzt, aber mein Ohrläppchen war immer noch nicht ganz abgeschwollen. Ich kühlte es mit den Fingerspitzen. Seit ich täglich eine Packung Zigaretten rauchte, hatte ich stets angenehm kalte Hände. Am Ende der Stunde schrieb ich meinen Namen rechts oben auf ein leeres Blatt und gab es ab. Ich hatte aber nicht viel Hoffnung, dass Beimer begreifen würde, dass ein leeres Blatt dem Thema angemessener war als jede noch so ausgefeilte Interpretation.

Viel Erfolg!



Auswertungsbogen: J.W. von Goethe „Die Leiden des jungen Werther“


Erläuterung der Zeichen: ++ = Anforderungen in besonderem Maße erfüllt; + = Anforderungen erfüllt; o = Anforderungen im Wesentlichen/ mit leichten Einschränkungen erfüllt; - = Anforderungen teilweise erfüllt; - - = Anforderungen nicht bzw. kaum erfüllt

Bewertungsaspekte

++

+

o

– –

Sie nennen in der Einleitung Autor, Titel, Erscheinungsjahr und Gattung und ordnen den Brief in den Romanzusammenhang ein.






Sie fassen den Brief knapp zusammen.






Sie geben die Intention des Textes wieder.

  • Werthers Empörung über die Abholzung der Nussbäume im Pfarrhof, die er zu „dem wenigen“ zählt, was „auf Erden […] noch etwas wert ist“

  • Kritik an der Seelenlosigkeit der Verantwortlichen, insb. das Nützlichkeitsdenken der Pfarrfrau (implizit auch die aufklärerische Theologie)

  • indirekte Kritik an den ökonomischen Interessen der Herrschenden (Schulze/Pfarrer, Kammer/Fürst)

  • Kritik an der resignativen Passivität der Dorfbewohner






Sie erkennen, dass die Kritik auch mit Rachegefühlen und Schadenfreude verbunden ist.






Sie erkennen die Widerspieglung von Werthers innerer Verfassung.






Sie erkennen, dass sich bereits in diesem Brief sein Tod andeutet/ Funktion einer indirekten Vorausdeutung (auf seinen gewaltsamen Tod).






Sie erkennen die Grundbegriffe der Erzähltechnik (personaler Erzähler, Ich-Form) und damit verbunden den subjektiven Stil des Briefes.






Sie erkennen

  • Ausrufesätze, die den Sachverhalt mit innerer Anteilnahme zum Ausdruck bringen

  • Verwendung des Personalpronomens „ich“ als Ausdruck der Subjektivität

  • Ellipsen

  • Interjektionen

  • Wiederholungen und Häufungen, die die zunehmende Intensität des Gefühls ausdrücken

  • Hypotaxen

als Mittel der „natürlichen“, scheinbar alltagssprachlichen Gefühlsäußerungen.






Sie ordnen den Brief begründet der Epoche „Sturm und Drang“ zu.






Sie fassen Ihre Analyse in einem Fazit zusammen.


















Allgemeine Bewertungen

++

+

o

– –

Sie belegen Ihre Aussagen treffend am Text.






Ihre Ausarbeitung ist übersichtlich/ aspektorientiert und sinngerecht durch Absätze gegliedert.






Sie zeigen Sicherheit in der Verwendung von Fachtermini und Methoden.






Ihr Text wirkt insgesamt sprachlich überzeugend und in der Darstellungsform angemessen.







Weitere Bewertungsaspekte

Fehler im sprachlichen Bereich:


Aufgrund der zahlreichen Verstöße gegen die Sprachrichtigkeit

  • wird 1 Punkt abgezogen.

  • werden 2 Punkte abgezogen.

Es gibt Fehlerschwerpunkte in folgenden Bereichen:

  • Rechtschreibung

  • Grammatik

  • Zeichensetzung

Die Arbeit zeigt Unsicherheiten, Schwächen oder Mängel im Ausdrucksvermögen.

  • stellenweise

  • häufig

  • Die Arbeit zeigt Unsicherheiten in der Technik des Zitierens.





Note:







1 Karen Duve, Dies ist kein Liebeslied. Roman. Frankfurt am Main: copyright Eichborn AG, Frankfurt am Main, 2002, S. 162-164


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