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Interpretation
Film

Bergische Universität Wuppertal

noch gut, 2012

Marie L. ©
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ID# 33661







Analyse zu ausgewählten Szenen in: "Mit den Waffen einer Frau" mit Brigitte Bardot

Szenenanalyse

Der Film „Mit den Waffen einer Frau“ vermischt unterschiedliche Motive zu einer zusammengesetzten Handlung, welche in erster Linie eine dramatische Geschichte um Leidenschaft, Liebe und Eifersucht erzählt. Evident im Film ist aber auch Brigittes Leinwandpräsenz insbesondere in Form der Zurschaustellung ihres Körpers.

In dem nun folgenden Teil dieser Hausarbeit wird, unter Berücksichtigung der Darstellungsweise Brigitte Bardots, der Inhalt ausgewählter Szenen analysiert. Insbesondere wird ein Schwerpunkt auf die Hervorhebung der Weiblichkeitsattribute im Film gelegt.

 „Der Überfall“[1]

Die Szene wird durch die Kameraeinstellung Totale[2] eingeleitet. Zunächst sind die Silhouetten von Yvette und ihrer Freundin nur als dunkle Schatten (00:07:03) zu erkennen. Anschließend werden durch die Kamerabewegung Zoom (00:07:10), Yvette und Noémie sichtbar. Dies wird zudem durch das Frontlicht (00:07:11), welches ihre Gesichter beleuchtet unterstützt.

Die beiden jungen Frauen beobachten den alten Uhrmacher bei der Arbeit. Dies erfolgt aus der halbnahen Einstellung (00:07:16 – 00:07:43). Es folgt ein Schnitt. Die folgende Einstellung ist Amerikanisch bzw. Nah, dabei wird Yvette Maudet von Kopf bis etwa Mitte des Oberkörpers gezeigt. Yvette zieht die Pistole, die sie sich für den Überfall besorgt hat (00:07:44). Anschließend nimmt die Kamera Yvettes Blickrichtung ein.

Dies ist besonders daran zu erkennen, dass die rechte Hand, welche die Waffe hält direkt auf den Uhrmacher gerichtet ist (00:07:45). Im Anschluss zoomt die Kamera zurück und vergrößert den Bildausschnitt. Die Einstellung ist Halbnah und zeigt Yvette, Noémie und den Uhrmacher von der Hüfte aufwärts. Auf diese Weise wird ein unmittelbarer Überblick über die Situation des Überfalls gegeben.

Es handelt sich um eine Einstellung, die im Amerikanischen als sogenannter „Three-Shot“[3] bezeichnet wird (00:07:51 – 00:08:01).

Im nächsten Moment betritt die Frau des Uhrmachers unerwartet das Geschäft und droht auf diese Weise den Überfall zu gefährden. Die Situation eskaliert. Yvette ergreift wiederholt die Initiative, was bereits erkennen lässt, dass sie die dominierende Rolle in dieser Szene einnimmt. Sie zieht die Frau in den Laden und versucht diese durch den Satz: „Sie sehen doch, dass wir bewaffnet sind“ (00:08:07), einzuschüchtern.

Es folgt eine Vielzahl schneller unsichtbarer Schnitte, die die Eskalation versinnbildlichen und der Handlung eine augenscheinliche Dynamik verleihen (00:08:08 – 00:08:16).

Mit der Aussage: „Du sollst still sein“ (00:08:18), greift Yvette nach einem harten Gegenstand und schlägt auf die alte Frau ein. In dieser Szene wirkt der Dialog unnatürlich und auch die handelnden Figuren teils etwas hölzern. Dennoch wird Brigitte Bardot als Yvette wirkungsvoll in Szene gesetzt. Im Anschluss setzt dramatische Musik aus dem Off ein (00:08:21), welche das fluchtartige Verlassen des Ladens untermalt.

Nach dem Schnitt folgt eine Kameraeinstellung, die Yvette und Noémie ausschließlich kopfabwärts zeigt (00:08:23 – 00:08:51). Der Fokus liegt nun einzig auf den Beinen. Durch die Fragmentarisierung, in Form des Close-Up, wird der Akzent deutlich auf die Darstellung der Beine gelegt.

Hier nimmt die Kamera eine explizit voyeuristische Haltung ein. Sie schneidet den Oberkörper ab, um sich einzig auf die Beine zu konzentrieren, die weiter durch das Schatten- und Lichtspiel, welches sich durch die spartanische Straßenlaternenbeleuchtung des Settings ergibt, betont und erotisiert werden. Unterstützt wird der nun spannungsgeladenen Aufbau noch maßgeblich durch die eingespielte Musik.

Erst als sich Yvette treppabwärts begibt sieht der Zuschauer wieder ihr Gesicht (00:08:52). Nachdem sie sich vergewissert hat, dass ihr niemand gefolgt ist, öffnet sie das Tuch, welches sie zur Tarnung um ihr langes blondes Haar gewickelt hat (00:08:58). Nachfolgend wird Yvette, die sich in eine Passage flüchtet, aus der Aufsicht bzw.

Vogelperspektive (00:09:00) gefilmt. Der Zuschauer erhält auf diese Weise einen erhöhten Blick über das Geschehen. Außerdem versinnbildlicht diese Perspektive, dass sich Yvette mit dieser Tat zunächst in eine Misslage bzw. einen Abgrund begeben hat.

In dieser Szene ist deutlich zu erkennen, dass Regisseur Claude Autant-Lara, deutlich mit Bardots Reizen in der Rolle der Yvette Maudet zu spielen versucht. Durch die Kameraeinstellungen setzt er sie so in Szene, dass das Lustempfinden – vor allem beim männlichen Publikum – gesteigert wird.

Die Akzentuierung auf die Beine, die vor allem in den 40er und 50er Jahren als Schönheitsmerkmal der Frau[4] galten sowie die Fokussierung auf die langen blonden Haare, die zunächst mittels eines Tuchs zusammengebunden sind und kurze Zeit später gelöst werden, steigern den Erotikfaktor um ein Vielfaches. Die konzentrierte Einstellung auf die Beine ist ein Anblick der die Sinne erregt und an dem das Publikum gebannt jede Bewegung verfolgt.

So wird sie als Objekt der Schaulust visualisiert, und zugleich erhalten ihr Körper und ihre Bewegungen eine aktive Qualität, die ihren Status als Lustobjekt verstärken.

 „Besuch bei Anwalt Gobillot“

Yvettes Anwalt André Gobillot und Yvette selbst sind in der Halbtotalen dargestellt (00:12:48). Auf Gobillots Frage, wo Yvettes Eltern lebten, entgegnet diese, dass sie keinen Menschen habe und fügt hinzu, dass sie gehört habe, dass Gobillot manchmal auch Fälle übernehme ohne Geld dafür zu verlangen (00:12:50 – 00:12:58).

Die Blickrichtung ist im sogenannten Schuss-Gegenschuss-Verfahren gelenkt. Dabei blicken Gobillot und Yvette abwechselnd in die Zuschauerrichtung (00:12:58 – 00:13:01), wobei zu betonen ist, dass Yvette hier einen kindlichen Gesichtsausdruck besitzt, um auf diese Weise womöglich die Gutherzigkeit des Anwalts zu erreichen.

Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass die Blicke stets mit einer leichten Abweichung in Richtung des Publikums verlaufen, um auf diese Weise im innerfilmischen fiktionalen Raum zu verweilen. Dennoch erzeugt diese Blickstrategie, die jeweilige Identifikation mit der gezeigten als auch der sehenden Figur. Auch die bewusst gesetzte Dialogpause lässt den Zuschauer bereits auf eine nachfolgende visuelle Aktion schließen.

Yvette positioniert sich elegant am Sekretär des Anwalts und blickt mit erotischem Blick zu Gobillot. Auch hier folgt das Schuss-Gegenschuss-Verfahren, das heißt, dass die Kamera hier den beobachtenden Blick von Anwalt Gobillot imitiert, der in dieser Einstellung in die Rolle des Voyeurs schlüpft. Hier wird die Blickregie wieder so gewählt, dass das erotische Spiel und die spannungsgeladene Atmosphäre noch besser zu Tragen kommen.

Die nächste Einstellung, Halbtotale, gibt Yvette für den Zuschauer von der Hinteransicht wieder (00:13:13). Gobillot der im Hintergrund steht kann wiederum Yvette von vorne betrachten. An den Schreibtisch gelehnt hebt sie ihren Rock.

Diese Szene spielt sehr mit dem Voyeuristischen, d.h. dem Versprechen, mehr zu zeigen, als der Zuschauer wirklich zu sehen bekommt. Hierdurch wird eine Art „Striptease-Effekt“[5] hervorgerufen. Teile von Yvettes Körper werden gezeigt, oder aber es wird ersichtlich, dass Gobillot – nicht aber das Publikum selbst – sie nackt sieht.

Dadurch wird der Zuschauer in die voyeuristische Position gerückt. Er kann das erotische Zurschaustellen des Körpers nämlich lediglich beobachten, nicht aber mit dem mehr sehenden Blick Gobillots verschmelzen.

Schon in dieser Szene wird Brigitte Bardot als Yvette Maudet dem Zuschauer als eine selbstbewusste Frau präsentiert, die mit ihren Reizen nicht geizt und bewusst mit ihnen zu spielen versucht.

Nach einem abendlichen Restaurantbesuch mit seiner Frau geht Gobillot zu Yvettes Hotel, in dem sie seit dem Gerichtsverfahren wohnt. Gobillot wartet in ihrem Zimmer auf sie (00:39:54).

Es folgt eine längere Halbnaheinstellung (00:39:58 – 00:40:11), die Gobillot auf Yvettes Balkon zeigt. Die Kameraperspektive ist dabei eine Untersicht bzw. Froschperspektive, wodurch die erhöhte Position auf dem Balkon besser zur Geltung kommt. Aus dem Off (00:39:56) hört man Trompetenklänge und das laute Gelächter der angetrunkenen und gutgelaunten Yvette.

Mit grimmiger Miene beobachtet Gobillot die Ankunft seiner jungen Geliebten. Yvette, die bemerkt, dass am Schlüsselbrett der Hotelrezeption ihr Zimmerschlüssel fehlt, realisiert sofort, dass ihr Anwalt – jetzt Liebhaber – auf dem Zimmer wartet und wimmelt ihren anderen Liebhaber mit einer kurzen Ausrede ab (00:40:51). Die nächste Einstellung zeigt wieder Gobillot, der im dunklen Zimmer auf Yvette wartet.

Aus dem Off hört man noch einmal die Trompetenmusik des Liebhabers, der sich nun auf den Heimweg macht. Yvette wirft sich lasziv auf ihr Bett und erzählt Gobillot - der bereits eifersüchtig genug scheint - über ihren Abend (00:41:09). Yvette trägt einen hellen Trenchcoat, einen schmal geschnittenen Rock und eine enge Bluse. Ihre schmale Taille wird noch zusätzlich durch einen breiten Taillengürtel betont.

Sie kniet auf dem Bett. In dieser Einstellung wird sie in der klassischen Pinup-Pose präsentiert, d.h. mit ausgestrecktem Po und Busen dargestellt. Sie will, dass Gobillot eifersüchtig ist und wirft ihm vor, dass er sich gar nicht für sie interessiere, was sie tue und mit wem sie sich treffe. Gobillot entgegnet darauf, dass sie in einem Club namens „Coco“ gewesen sei.

Gobillot antwortet schroff, „danach habe ich dich nicht gefragt“ (00:41:52 – 00:41:58).   Im Anschluss folgt die Kamera wieder Yvette, die jetzt bewusst mit Gobillots Eifersucht spielt. Sie steht langsam vom Bett auf und schlendert mit ihrem hüftschwingenden Gang in Richtung Garderobe, an der sie ihren Mantel aufhängen will.

Hierzu sei anzumerken, dass ihr Gang sehr künstlich wirkt – doch verbindet er den „stilisierten Gang einer Tänzerin und eines Mannequins“[6].

Sie revidiert ihre zuvor getroffene Aussage, um auf diese Weise ihrem ‚gehörnten’ Liebhaber noch einen tieferen Stich zu versetzen.

So sagt sie, „Dass heißt doch, ich hab’ mit ihm geschlafen…“ (00:41:59), betont wird diese Provokation durch ihren kindlichen Schmollmund (00:42:03) und ihren weiten Augenaufschlag. Anschließen dreht sie sich zu Gobillot um, blickt ihn frech an und fügt hinzu: „…aber heute nicht!“ (00:42:04).

Das Spiel mit dem Feuer

Nachdem Yvette mehr und mehr mit dem Feuer spielt, die Männer um sie wetteifern und Liebhaber Mazetti ihr bereits aus Eifersucht und Wut alle Kleider zerschnitten hat, entscheidet sich Gobillot dazu sie an einem anderen Ort unterzubringen.

In einer Verhandlungspause bei Gericht ruft Gobillot Yvette in der neuen Wohnung an. Diese Einstellung ist in Groß (01:09:46) gezeigt. Dabei konzentriert sich der Zuschauerblick ganz auf das Gesicht Gobillots. Durch den mimischen Ausdruck der Freude wird Gobillots emotionale Regung erkennbar, die Stimme seiner jungen, hübschen Frau zu hören.

Er teilt ihr mit, dass er an diesem Tag noch zwei Verhandlungen habe und daher nicht vor fünf Uhr zuhause sein werde! Es folgt seinerseits die Nachfrage, ob Mazetti Yvette noch immer bedränge und vor dem Haus auf sie warten würde (01:09:46 – 01:10:20). Es folgt ein Schnitt. Yvette wird in der Einstellung Nah (01:10:19) gezeigt.

Musik aus dem Off (01:10:30) setzt ein und Yvette lässt den Hörer ohrabwärts gleiten. Sie hält die Sprechmuschel zu und hält ein. Dabei lässt sie ihre Augen kreisen, so als zähle sie innerlich vor sich hin. Nach einigen Sekunden nimmt sie den Hörer wieder ans Ohr und sagt laut und deutlich: „Er ist nicht mehr da, ich seh’ ihn jedenfalls nicht“ (01:10:37).

Ihr Blick gleitet dabei langsam zur Seite (01:10:40), dies wird technisch an der Kamerabewegung, Schwenk, deutlich. Begleitet wird diese Gestik durch eine dramatische Musikuntermalung. Im nächsten Augenblick sieht man in der Halbnaheinstellung ihren Liebhaber Mazetti im Bild, der mit freiem Oberkörper auf dem, noch vom Liebesakt, zerwühlten Bett liegt (01:10:43).



[1] Die Titel der Szenen sind entsprechend der filmischen Thematik frei gewählt.

[2] Die hier verwendeten Begriffszuordnungen hinsichtlich der Einstellungsgrößen, Kameraperspektive und Kamerabewegung erfolgen nach: Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart u.a. J.B. Metzler 2007.

[3] Hickethier: „Fernsehanalyse“, S. 56.

[4] Harry M. Benshoff/ Sean Griffin: America on Film.Representing Race, Class, Gender and Sexuality at the Movie. Malden u.a.: Blackwell 2004. S. 238.

[5] Lowry: „Brigitte Bardot – Körperbilder“, S. 129.

[6] Lowry: „Brigitte Bardot – Körperbilder“, S. 132.


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