<
>
Download

Aufsatz
Deutsch

Carl - Bosch Gymnasium, Ludwigshafen

1, Mellein, 2013

Berfin N. ©
2.40

0.26 Mb
sternsternsternsternstern
ID# 33400







Vorstellen von Lebenskonzepten literarischer Figuren anhand des Hans Schnier aus Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“


Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 in Köln als Sohn eines Schreinermeisters und Holzbildhauers geboren. Seine Familie war sehr arm, da sein Vater nach dem Ersten Weltkrieg arbeitslos wurde. Sie sprachen offen über politische Ereignisse und veranstalteten auch Treffen von katholischen Jugendgruppen, waren also sehr religiös.

Ein Jahr vor seinem Abitur 1937 begann er bereits zu schreiben. Kurz danach wurde er eingezogen und kämpfte während des ganzen zweiten Weltkriegs und schrieb Briefe an seine Familie und seine Freundin Annemarie Cech, die er 1942 heiratete und vier Söhne mit ihr bekam.

Böll engagierte sich auch politisch und war Präsident des Deutschen P.E.N.-Zentrums in Deutschland, wie auch international, einer Schriftstellerorganisation, die sich für die Freiheit des Wortes einsetzt. Er schuf zahlreiche Werke, wie zum Beispiel "Der Zug war pünktlich" oder „Ansichten eines Clowns“, sowie einige Kurzgeschichten und Zeitschriften.

Er erhielt einige Auszeichnungen, unter anderem den "Georg Büchner Preis" der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1967 und den Nobelpreis für Literatur 1972. Böll verstarb am 16. Juli 1985 nach langer Krankheit in seinem Haus in Langenbroich in der Eifel.

Obwohl er einige Jahre zuvor aus der katholischen Kirche ausgetreten war, erhielt er ein kirchliches Begräbnis.

In Heinrich Bölls Bestseller „Ansichten eines Clowns“, der auch verfilmt wurde, geht es um den Protagonisten Hans Schnier, der einer reichen Unternehmerfamilie entstammt, aber sich gegen eine Karriere entscheidet und Komiker wird.

Deshalb ist er arbeitslos und lebt am Existenzminimum. Er trauert seiner ehemaligen, streng katholischen Freundin Marie hinterher und sein Misserfolg bringt ihn dazu alle Familienmitglieder anzurufen, um diese um Geld zu bitten. Die Gespräche führen oft zu Diskussionen über die Vergangenheit und über Moral, denn Hans‘ Eltern waren im Krieg als Nationalsozialisten aktiv, sind aber inzwischen klassisch konservativ und katholisch.

Außerdem kam die Schwester von Hans durch einen Fliegerangriff der Nazis ums Leben. Dies verleitet den Protagonisten dazu seine moralischen Prinzipien provokant und respektlos zu vermitteln. Der Roman endet damit, dass Hans bettelt und einen selbstgeschriebenen Song spielt, dessen Text die katholische Kirche stark kritisiert.

Die vorliegende Textstelle aus „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll ist ein Telefonat zwischen dem Protagonisten Hans Schnier und seiner Mutter. Die Charakterzüge des Protagonisten sind aus der Textstelle deutlich zu entnehmen. Über sein Äußeres erfährt der Leser nichts.

Hans Schnier ist von Beruf Komiker, das heißt er hat sich gegen eine Karriere entschieden, wie sie für einen Sohn einer Unternehmerfamilie traditionell gewesen wäre. Er hat kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern, die eine Nazi Vergangenheit und somit auch Mitschuld am Tod der Schwester, die an der Heimatfront kämpfen musste, haben, was auch durch das Gespräch zwischen ihm und seiner Mutter in „Das kannst du wohl nie vergessen wie?“ und „Vergessen? Sollte ich das Mama?“(Z.12-13) verdeutlicht wird.

Hans ist sarkastisch und provokant in seinen Aussagen, wie sich schon zu Beginn der Textstelle zeigt, als er sich meldet mit: „Hier spricht ein durchreisender Delegierter des Zentralkomitees für jüdische Yankees, verbinden sie mich bitte mit ihrer Tochter“ (Z. 9-10) Dies betont außerdem, dass er in gewisser Weise nachtragend ist und die Heuchelei und Verstellung der Mutter nicht verstehen kann, die nun rassische Gegensätze versöhnt, obwohl sie als ehemalige Nationalsozialistin versucht hat alle Rassen auszulöschen, bis auf die, die Hitler zugelassen hat.

Dass Hans ein Familienmensch ist und sich danach sehnt mit allen Familienmitgliedern reden zu können, wird durch die Fragen „Wie geht’s Papa?“(Z.30), „Und Leo?“(Z.31), „Was macht eigentlich Schnitzler?“(Z.60) und „Und was macht Großvater“(Z.65) ersichtlich.

Er hat starke moralische Ideale, die er provokant und respektlos vertritt, wie zum Beispiel das Melden am Telefon mit „Hier spricht ein durchreisender Delegierter des Zentralkomitees für jüdische Yankees, verbinden sie mich bitte mit ihrer Tochter“ (Z. 9-10). Er nimmt auch eine Protesthaltung ein, indem er sich von der reichen Familie abschottet und Komiker wird, wobei er am Existenzminimum lebt und den Reichtum seiner Familie als Heuchelei empfindet, wie in „Obwohl meiner Mutter privates Bankkonto einen sechsstelligen Saldo zu ihrem Gunsten aufweist, laufen die Rechnungen fürs Telefon (und natürlich die Reisepesen nach Amsterdam und anderswohin) aufs Konto des Zentralkomitees.“(Z.3-5) deutlich wird.

Er sieht sie als profitgierig und angeberisch an.

Eine große Rolle dabei spielen die Eltern des Protagonisten, deren Verhalten ihn zum Nachdenken über Moral verleiten. Es lassen sich auch Parallelen zur Biografie des Autors ziehen, so thematisiert er zum Beispiel in seinem Roman den Zweiten Weltkrieg, die Konsequenzen die sich unter anderem daraus ergeben haben, die Fehlentwicklung der Nachkriegsgesellschaft und die katholische Kirche, was auch den jungen Böll beschäftigte, als er nach seinem Abitur an der Front mitkämpfen musste und später auch den Halt in der katholischen Kirche verloren hat und austrat.

Ordnet man den Roman zeitgeschichtlich ein, so ist festzuhalten, dass der Roman zu Zeiten des Wirtschaftswunders und der Adenauer-Ära erschienen ist. Somit lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem Werk und Bölls persönlicher Kritik an der Nachkriegsgesellschaft, in welcher Böll zu diesem Zeitpunkt lebte, erkennen.


| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten