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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2012

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Anne H. ©
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Analyse und Interpretation

„herzeliebez frouwelin“ von Walther von der Vogelweide

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung. 2

2 Paraphrase. 2

3 Innere Analyse. 3

3.1 Inhalt und Aufbau. 3

3.2 Metrische Analyse. 3

3.3 Rhetorische und stilistische Analyse. 4

4 Äußere Analyse. 6

4.1 Überlieferung und Handschriften. 6

4.1.1 Vergleich der diplomatischen Abdrucke. 7

4.2 Edition. 8

4.3 Gattungszuordnung. 9

5 Interpretation. 10

6 Zusammenfassung. 10

7 Bibliographie. 13


1 Einleitung


Die vorliegende Proseminararbeit behandelt das Mädchenlied herzeliebez frouwelin von Walther von der Vogelweide. Zu Beginn soll das Lied  in der inneren Analyse nach metrischen und rhetorischen Gesichtspunkten analysiert werden.  Anschließend wird in der äußeren Analyse näher auf die Handschriften und die Überlieferungssituation eingegangen.

Der Vergleich zweier Abdrucke soll zeigen, zu welchen Abweichungen es in der Überlieferung kommen kann. Darauf folgen eine Interpretation und die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

2 Paraphrase

 

Geliebtes Fräulein, Gott beschütze dich heute und immerdar. Wenn ich nur inniger an dich denken könnte, ich würde es tun. Was kann ich nun noch sagen, als dass dich niemand mehr liebt als ich.  Ach, das bereitet mir großen Kummer.

Man verübelt mir, dass ich mein Lied an jemand von so niederem Stand richte. Sie wissen nicht, was Liebe ist, und deshalb sollen sie verwünscht sein. Die, die nach Besitz und  Schönheit streben, haben nie erfahren, was Liebe ist. Ach, was ist das für eine Liebe?

Ich ertrage es, so wie ich es immer ertragen habe und ich werde es auch weiter ertragen. Du bist schön uns hast genug. Was könnten sie mir darüber sagen? Mir ist es egal, was sie sagen – ich bin dir zugetan und nehme dein gläsernes Ringlein lieber, als das Gold einer Königin.

Schönheit ist oft mit Hass verbunden, deshalb sollte keiner zu gierig auf die Schönheit sein. Liebe tut dem Herzen besser. Die Schönheit ist weniger wert, als die Liebe, denn die Liebe macht die Frauen schön. Das kann die Schönheit nicht, sie kann niemanden liebenswert machen.

Wenn du treu und beständig bist, so habe ich keine Angst, dass du mir jemals willentlich Schmerz zufügen wirst. Hast du aber beides nicht, so können wir niemals zusammen sein. Ach, was dann, wenn das geschieht.

3 Innere Analyse

3.1 Inhalt und Aufbau


Das Lied beginnt mit der direkten Anrede und einer Liebesbekundung des lyrischen Ichs an das besungene Mädchen. In der zweiten Strophe setzt sich das lyrische Ich mit der Kritik auseinander, dem es ausgesetzt ist, weil er sein Lied an ein Mädchen von niederem Stand richtet. Er wirft den Kritikern vor, dass sie nie erfahren haben, was richtige Liebe ist, denn sie streben nur nach Besitz und Glück.

In der dritten Strophe sagt der Sprecher, dass es ihm egal ist, was die anderen sagen, es ist ihm egal von welchem Stand sie ist, er liebt sie trotzdem. In der vierten Strophe wird die Werthierarchie von Schönheit und Liebe behandelt. Der Sprecher meint, dass die Schönheit weniger wert sei, als die Liebe. Die Liebe kann Frauen schön machen, aber die Schönheit kann niemals jemand.....[Volltext lesen]

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Der Autor will damit sagen, dass ihm dieser egal ist und er sie trotz niedrigen sozialen Stands liebt.

In der zweiten Strophe wird außerdem mit der Anapher gearbeitet, da hier aufeinanderfolgende Verse durch das gleiche Wort (die) eingeleitet werden (49,35 und 49,36).  In der gleichen Zeile findet sich zusätzlich auch noch eine Wiederholung. („…die nach dem guote und nach der schoene minnent. We wie minnent die!“ 49,36).

Auch in der vierten Strophe begegnet uns eine Wiederholung. („Bi der schoene ist dicke haz, ze der schoene nieman si ze gach“, 50,1 und 50,2) Der Rest der vierten Strophe ist eine Interpretatio (Erläuterung), wodurch der Autor einen Sachverhalt erklärt und sein Wissen demonstriert. Der Autor erklärt hier den Unterschied zwischen Liebe und Schönheit.

Zurück zur dritten Strophe: Zusätzlich zur Metapher findet sich am Anfang der Strophe die Wortfigur Adnominatio. Hier wird der Wortstamm eines Wortes in verschiedenen Flexionsformen verwendet. (vertrage- vertruoc- vertragen, 50,7-50,8). Günther Schweikle verwendet hier den Begriff Figura etymologica.[5]    

In der fünften und letzten Strophe findet sich ein Parallelismus, da zwei Verse (50,13 und 50,17) syntaktisch parallel gestaltet sind. (Hast du triuwe du staetigkeit…. Hast aber du der zweier niht…). Die letzte Strophe könnte auch als antithetische Diskussion gesehen werden, da der Autor hier Alternativen darlegt und durchdiskutiert.


4. Äußere Analyse

4.1 Überlieferung und Handschriften


Die Lyrik des Mittelalters ist ungefähr in 40 Handschriften überliefert, wobei ein Teil dieser handschriftlichen Zeugnisse nur mehr fragmentarisch erhalten ist.[6] Die Überlieferung beginnt kurz vor 1300 und setzt sich bis ins 15. Jahrhundert fort.[7] Die Handschriften wurden von der Forschung mit Buchstabensiglen versehen (A, B, C etc).

Da jedoch jedes Sachgebiet zum Teil eigene Siglen verwendet, erscheint teilweise eine Handschrift unter unterschiedlichen Siglen.[8]

Die Lyrik von Walther von der Vogelweide ist die am umfangreichsten überlieferte des deutschen Mittelalters. Insgesamt existieren 570 Strophen und ein Leich in verschiedenen Handschriften.[9] Es ist allerdings schwer über eine Gesamtzahl der Werke Walthers von der Vogelweide zu sprechen, da bei weitem nicht alle bekannt sind und es auch „unechte Walther Strophen gibt.“[10] Hinzu kommt, dass die meisten mittelalterlichen Texte in mehr als nur einer Handschrift zu finden sind, und teilweise eine Strophe unter zwei verschiedenen Autoren zu finden ist.[11] Das Lied herzeliebez frouwelin ist in fünf Handschriften überliefert (CAEGO).

Die „Große Heidelberger Liederhandschrift“ (Handschrift C), auch Manessische Handschrift, oder Codex Manesse genannt, enthält mit 447 Strophen, die bei weitem umfangreichste Sammlung von Walther Gedichten.[12] Die Handschrift C, eine sogenannte Prunkhandschrift, ist um 1300 wahrscheinlich in Zürich entstanden und enthält 428 Pergamentblätter in Großformat.[13]  Auch sehr umfangreich in der Anzahl der Walther- Texte ist die „Würzburger Liederhandschrift“ (Handschrift E). 212 Strophen werden Walther von der Vogelweide explizit zugewiesen.[14]

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4.2 Edition


 Es existieren zahlreiche handschriftliche Sammlungen, die sich alle voneinander unterscheiden. Von manchen Texten existiert nur eine Überlieferung, von anderen bis zu sieben verschiedene. Die Editionswissenschaft beschäftigt sich mit diesen Überlieferungen und der Herstellung einer authentischen Gestalt eines literarischen Textes.

Die Edition der Walther- Dichtung beginnt mit Karl Lachmann im 19. Jahrhundert.  Seine im Jahr 1827 erschiene Edition der Walther- Texte bleibt bis heute eine der wichtigsten und ist unersetzbar. Lachmann hat als erster die gesamte Überlieferung berücksichtigt und versuchte eine möglichst authentische Version des Textes zu rekonstruieren.

Dabei ging er „von der seiner Meinung nach besseren Textfassung aus.“[17]  Zur Ergänzung zog er jedoch auch andere Handschriften hinzu. Bis heute werden die Walther- Texte üblicherweise nach den Seiten- und Zeilenzahlen der Lachmann Erstausgabe zitiert.

1938 veröffentlicht Friedrich Heinrich von der Hagen in „Minnesinger“ alle bis dahin bekannten Walther- Texte mit den Melodien, welche bei Lachmann noch nicht vorkommen.[18] Von der Hagen orientiert sich darin stärker an den verschiedenen Handschriften. Die Ausgabe von Wilhelm Wilmanns ist aufgrund der ausführlichen Kommentare bedeutsam.  Andere Editoren, darunter Franz Pfeiffer (1864) oder Hermann Paul (1882) konnten sich gegen die Lachmann- Tradition nur schwer durchsetzen.

Die neueste Ausgabe stammt von Günther Schweikle und enthält den Abdruck, eine Übersetzung und einen Kommentar.


4.3 Gattungszuordnung

 

Das Lied wird den sogenannten Mädchenliedern zugeordnet. Mit dieser Gattung bricht Walther von der Vogelweide mit den „erstarrten Normen und Wertsystemen des klassischen Minnesangs.“[19] Seine Mädchenlieder werden auch „Lieder der herzeliebe“ oder der „niederen Minne“ genannt.[20] Niedere Minne deshalb, weil sich die Lieder an eine Frau von niederem sozialem Stand richteten und nicht wie in der hohen Minne üblich, an eine adelige Frau von hohem Stand.

Die Mädchenlieder stellen eine völlig neue Form des Minnesangs dar. Die Charakteristika von Walthers neuem Minnesangkonzept sind zum einen ihr streng logischer Aufbau.[21]  Des Weiteren wird darin die Werthierarchie diskutiert, was in herzeliebez frouwelin besonders gut erkennbar ist.[22] Schließlich ist ein weiteres wichtiges Kennzeichen für die Mädchenlieder, dass  die herzeliebe, die erwiderte, beidseitige Liebe, als „Alternativkonzept“ zur einseitigen, unerfüllten Liebe gezeigt wird.[23]

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Seine Kritiker würden nur nach Besitz und Reichtum streben und deshalb nicht wissen, was echte Liebe sei. Es wird hier zwischen den Begriffen „minnen“ und „lieben“ unterschieden. Minnen meint „das sehende Meinen, das Begehren, Bemühen, die Werbung“, Lieben hingegen „das verinnerlichte, individuelle Erlebnis der Gefühle.“[29]

Der Sänger wendet sich nicht direkt an die Kritiker, sondern reflektiert über sie in der dritten Person.[30]

In Strophe drei  kommt der Sänger dann wieder auf die Kritiker zurück und will sie wiederlegen. Er nimmt ihren Einwand hin und stellt sich schützend vor sein „frouwelin“. Dabei spricht er sie wieder direkt an. Er sagt ihr, dass sie schön sei und genug hätte- genug, nicht im Sinne von materiellem Besitz, sondern im Sinne der inneren Werte einer Frau.

Damit schließt er mit den Kritikern und wendet sich wieder seiner Frau zu. Die Liebe, die er für sie empfindet, ist so stark, dass ihr „gläsernes Ringlein“ wie das „Gold einer Königin“ für ihn ist. Damit bringt er nochmal zum Ausdruck, dass ihm ihr sozialer Stand und ihr Besitz egal sind. In der vierten Strophe spricht das lyrische- Ich über das Verhältnis zwischen Liebe und Schönheit, dabei schildert er seine Vorstellung von Schönheit.

Die Schönheit kann die Liebe nicht ersetzen, sie ist ihr untergeordnet. Die Schönheit ist nur das äußere Erscheinungsbild einer Frau, jedoch gibt sie keine Garantie dafür, dass sich daraus eine echte Liebesbeziehung entwickelt.[31] In dieser Strophe spricht das lyrische- Ich ganz allgemein. Es wird weder seine Geliebte angesprochen, noch über die Kritiker reflektiert.

In der fünften und letzten Strophe spricht das lyrische- Ich von Werten, die seine Frau mitbringen muss. Treue und Beständigkeit sind für ihn wichtige Tugenden, ohne die sich der „herzeliebe“ in „herzeleit“ verkehrt.[32] Wenn seine Geliebte treu und beständig ist, dann hat er keine Angst, dass sie ihm absichtlich Leid zufügen wird.

Hat sie diese Eigenschaften allerdings nicht, kann er trotz der großen Gefühle für sie, nich.....

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Brunner, Horst/Hahn, Gerhard/Müller,Ulrich u.a. (Hrsg.): "Walther von der Vogelweide. Epoche - Werk - Wirkung." 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. München 2009.


Bögl, Herbert: Abriss der Mittelhochdeutschen Metrik. Hildesheim: Olms 2006.


Ehrismann, Ottfried: Einführung in das Werk Walthers von der Vogelweide. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008.


Sievert, Heike: Studien zur Liebeslyrik Walthers von der Vogelweide. Göppingen: Kümmerle Verlag 1990.

Schweikle, Günther: Minnesang. 2. Korr. Auflage. Stuttgart, Weimar: Metzler 1995 (= Sammlung Metzler. 244.)

Walther von der Vogelweide. Werke. Gesamtausgabe. Bd.2: Liedlyrik. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg., übersetzt u. kommentiert v. Günther Schweikle. Stuttgart: Reclam 1998. (=universal- Bibliothek. 820.)




[1] Vgl. Brunner, Horst/Hahn, Gerhard/Müller,Ulrich u.a. (Hrsg.): "Walther von der Vogelweide. Epoche - Werk - Wirkung." 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. München: C.H. Beck  2009. S. 43. Im Folgenden zitiert als: Brunner, Horst: Walther von der Vogelweide. Epoche- Werk- Wirkung.

[2] Vgl. Bögl, Herbert: Abriss der Mittelhochdeutschen Metrik.  S. 43.

[3] Brunner, Horst: Walther von der Vogelweide. Epoche- Werk- Wirkung. S. 48.

[4] Bögl, Herbert: Abriss der Mittelhochdeutschen Metrik. S. 43.

[5] Walther von der Vogelweide. Werke. Gesamtausgabe. Bd.2: Liedlyrik. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg., übersetzt u. kommentiert v. Günther Schweikle. Stuttgart: Reclam 1998. (=univers.....

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