Installiere die Dokumente-Online App

word image
Seminararbeit / Hausarbeit

Analyse: Los girasoles ciegos von Alberto Méndez - Zweite und vierte Erzählung

5.720 Wörter / ~31 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Karin A. im Jun. 2015
<
>
Download
Dokumenttyp

Seminararbeit
Romanistik

Universität, Schule

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Note, Lehrer, Jahr

1,3, Frau Nohe, 2015

Autor / Copyright
Karin A. ©
Metadaten
Preis 8.50
Format: pdf
Größe: 0.27 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 48520







Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität

Institut für klassische und romanische Philologie

Abteilung für Romanistik


Vergangenheitsbewältigung in der aktuellen spanischen Erzählliteratur

Dozentin:

Wintersemester 2014/15


Literatur als Hilfsmittel zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen

Eine Analyse der zweiten und vierten Erzählung des Werkes Los girasoles ciegos von Alberto Méndez


Vorgelegt am….von:

Lehramt Bachelor Gymnasium/Gesamtschule mit den Fächern Französisch und Spanisch

3. Fachsemester

.18

53117

Email

Inhaltsverzeichnis



Selbstständigkeitserklärung

Ich versichere hiermit, dass die Arbeit mit dem Titel „Literatur als Hilfsmittel zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen - Eine Analyse der zweiten und vierten Erzählung des Werkes Los girasoles ciegos von Alberto Méndez“ von mir selbst und ohne jede unerlaubte Hilfe selbstständig angefertigt wurde, dass ich sie noch an keiner anderen Hochschule zur Prüfung vorgelegt habe und, dass sie weder ganz, noch in Auszügen veröffentlicht worden ist.

Die Stellen der Arbeit - einschließlich Tabellen, Karten, Abbildungen usw. -, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, habe ich in jedem einzelnen Fall kenntlich gemacht.


, den


1. Einleitung

Die Thematik der Rolle der Literatur zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen führt immer wieder zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Auf der einen Seite stehen diejenigen, denen es notwendig erscheint sich in schwierigen Lebenssituationen zur Verarbeitung von Gefühlen und Erlebnissen literarisch auszudrücken. Auf der anderen Seite befinden sich diejenigen, die der Ansicht sind es sei wichtiger im Hier und Jetzt zu leben und zu versuchen die Probleme aktiv zu lösen, anstatt über die Situation und die Gefühle zu reflektieren.

Aber auch innerhalb dieser zwei Lager gehen die Meinungen bezüglich der Art und Weise wie Literatur in Ernstsituationen eingesetzt werden sollte bzw. nicht eingesetzt werden sollte sehr auseinander.

1.1. Definition schwieriger Lebenssituationen

Zunächst ist eine genauere Definition des Begriffes schwierige Lebenssituationen notwendig. Im Folgenden meint dies jegliche Situation, in der ein Individuum in seiner Freiheit und seinen menschlichen Bedürfnissen so sehr eingeschränkt ist, dass die Gefahr besteht in eine Depression zu verfallen. In Anlehnung an die Maslowsche Bedürfnishierarchie1 bezieht sich diese Freiheitseinschränkung auf alle menschlichen Bedürfnisse; Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung; mit Ausnahme der physiologischen Grundbedürfnisse, wie z.B. Nahrung und Wärme.

1.2. Rolle der Literatur für das Kollektiv

Des Weiteren muss zwischen der Rolle der Literatur für das Individuum und für das Kollektiv unterschieden werden. Nach einer kurzen Erläuterung der Bedeutung von Literatur für die Kollektivität in der Einleitung, wird im Hauptteil der Schwerpunkt auf der Bedeutung für das Individuum liegen. Durch Pierre Noras Theorie der „Lieux de Mémoire“, basierend auf Maurice Halbwachs Gedächtnistheorie2, die durch Jan Assmann erweitert wurde, wird die Bedeutung der Vergangenheit, die durch Literatur fixiert und dadurch an die nachfolgende Generation weitergegeben wird, für die Identität einer Gemeinschaft der Gegenwart deutlich.

Nach Maurice Halbwachs ist Gedächtnis nur durch die Kollektivität eines sozialen Raumes, sowie die Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion möglich. Es stellt eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart dar, die lebensnotwendig ist um dem Vergessen vorzubeugen.

La memoria es el vínculo irrenunciable entre el pasado y el presente y la gran tarea del historiador no es otra que la de reconstruir la "memoria colectiva" sin olvidar que tal es siempre una "construcción ideológica". (Reig Tapia, Alberto: „Cultura política y memoria histórica: El caso español“,“, in: Altmann, Walter / Vences, Ursula (Hrsg.) Por España y el mundo hispánico: Festschrift für Walther L. Bernecker, Berlin: Verlag Walter Frey 2007 (1. Auflage), S.149.)

Download Analyse: Los girasoles ciegos von Alberto Méndez - Zweite und vierte Erzählung
• Download Link zum vollständigen und leserlichen Text
• Dies ist eine Tauschbörse für Dokumente
• Laden sie ein Dokument hinauf, und sie erhalten dieses kostenlos
• Alternativ können Sie das Dokument auch kаufen

Die Vergangenheit wird von einem aktuellen Punkt aus rekonstruiert und dabei immer auch selektiert, umgedeutet und verformt. Das kollektive Gedächtnis bildet die gemeinsame Basis der individuellen Erinnerungen innerhalb einer Gemeinschaft, sodass jedes Individuum von der Gesellschaft in der es lebt geprägt ist. Mit den Worten von Halbwachs:

Der einzelne ruft seine Erinnerungen mit Hilfe der Bezugsrahmen des sozialen Gedächtnisses herauf. (…) Aber zumeist, so haben wir gesehen, verformen sie sie zugleich mit der Rekonstruktion. (Halbwachs, Maurice: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Berlin: Luchterhand 1966. (Neuauflage: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1985/2006), S. 381.)

Nach Jan Assmann besteht das kollektive Gedächtnis zum einen aus dem kommunikativen Gedächtnis, also den mündlich überlieferten Erinnerungen, die an einen Menschen gebunden sind, und zum anderen aus dem kulturellen Gedächtnis, also den Erinnerungen, die schriftlich für die Nachwelt fixiert wurden und dadurch länger überleben. Hier zeigt sich die Problematik, dass die Vergangenheit in Vergessenheit gerät, wenn sie nicht literarisch festgehalten und somit durch das kulturelle Gedächtnis bewahrt wird.

Literatur ist somit zugleich „erinnertes Phänomen“ als Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses, z.B. El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha, als auch „erinnerndes Phänomen“, das die Vergangenheit thematisiert, z.B. Los girasoles ciegos. Dazu schreibt Assmann:

Erinnert wird Vergangenheit nur in dem Maße, wie sie gebraucht wird und wie sie mit Sinn und Bedeutung erfüllt, also semiotisiert ist. (Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift,Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München: C.H. Beck 2013 (7. Auflage), S. 297.)

Für Pierre Nora kristallisiert sich das kollektive Gedächtnis einer Gemeinschaft an „Erinnerungsorten“, die als Symbole für die Gemeinschaft identitätsstiftend sind. Das Gemeinschaftsgefühl beruht auf dem kulturellen Erbe, das von der Perspektive der Gegenwart aus mit dem Fokus auf der Erinnerung und nicht der Rekonstruktion der Vergangenheit gebildet werden soll. Mit den Worten von Pierre Nora:

Es geht weder um Wiederauferstehung, noch um Rekonstruktion, nicht einmal um Darstellung, sondern um Wiedererinnerung, wobei Erinnerung nicht einen einfachen Rückruf der Vergangenheit, sondern deren Einfügung in die Gegenwart meint. (Nora, Pierre (Hrsg.): Erinnerungsorte Frankreichs, München: C.H.Beck Verlag 2005, S.16.)

Es wird deutlich, dass jede Gemeinschaft Literatur zur Bewahrung der Vergangenheit und zur Identitätsstiftung benötigt. Im Anschluss an diese Feststellung beschäftigt sich der folgende Teil mit der Frage: „Kann Literatur Individuen bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen helfen?“.

2. Hauptteil

Die folgende Analyse bezieht sich auf die zweite und vierte Erzählung des Werkes Los girasoles ciegos von Alberto Méndez. Zu Beginn wird der Autor und sein Werk vorgestellt und anschließend werden die beiden Erzählungen gesondert untersucht. Nach einer kurzen Inhaltsangabe folgt eine Erläuterung der Verbindung der zwei Hauptpersonen zur Literatur und daraufhin eine Beschreibung ihrer konkreten schwierigen Lebenssituation.

Alberto Méndez wurde 1941 in Madrid geboren und gehörte mit seiner linkspolitischen Ausrichtung zum Widerstand gegen die Franco-Diktatur. Er arbeitete als Verleger und starb am 31. Dezember 2004 in Madrid. Posthum bekam er 2005 den Premio Nacional de Narrativa, den Premio de la Crítica und den Premio Setenil. Das 2004 im Anagrama Verlag veröffentlichte Buch Los girasoles ciegos ist sein einziges literarisches Werk, in dem er mit Hilfe von vier inhaltlich miteinander verbundenen Erzählungen das Klima nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges beschreibt und „una despolitización, deshistorización y descontextualización del acontecimiento histórico (…) sin polarizaciones ideológico-políticas“3 erreicht, durch die „oposición a toda interpretación fragmentaria de una realidad que se caracteriza por su enorme complejidad“4.

2.1. Zweite Erzählung - Segunda derrota: 1940 o Manuscrito encontrado en el olvido

2.1.1. Inhaltsangabe

Bei der zweiten Erzählung handelt es sich um ein „tagebuchähnliche(s) Manuskript“5 eines achtzehnjährigen Dichters namens Eulalio Ceballos Suárez6. Er beschreibt darin seinen Aufenthalt „en una braña de los altos de Somiedo, donde se enfrentan Asturias y León“7 nach dem Tod seiner Geliebten Elena bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes. Anfangs weiß er nicht, was er mit dem Kind machen soll, da seine Trauer über den Tod seiner Geliebten ihn lähmt und er überlegt es sich selbst zu überlassen.

Letztendlich entscheidet er sich dafür, sich um das Kind zu kümmern und zieht aus dieser Aufgabe zunächst Lebenswillen. Als es aber immer schwieriger wird, die eingefangene Kuh und damit auch sich selbst und das Kind am Leben zu erhalten, überwiegt bei ihm immer mehr die Verzweiflung, sodass das Ende unausweichlich ist. Sein Sohn bleibt bis zu seinem Tod namenlos und bekommt dann von ihm „den Namen seines eigenen Vaters, Rafael“8.

Kurz nach dem Tod des Kindes endet das Tagebuch, was darauf schließen lässt, dass der Dichter ebenfalls kurzdarauf verstarb.

Die zweite Erzählung ist eine Manuskriptfiktion, d.h. sie beinhaltet „dos niveles de narración“9: die Ebene des homodiegetischen Ich-Erzählers als fiktiven Autor des Tagebuches und die Ebene des heterodiegetischen Erzählers in der dritten Person als „fiktiven Herausgeber“10, „que transcribe el contenido del manuscrito“11 „asumiendo una postura aún más pretendidamente neutral“12.

Der junge Dichter war der „mejor alumno, que tenía una afición desmedida por la poesía“13 von „don Servando, (…) (su) maestro“14, „que (…) (le) recitaba de memoria a Góngora y a Machado“15 und der im Bürgerkrieg als Republikaner ermordet worden ist. „Tenía fama de loco porque escribía y recitaba poesías“16 und er hatte einen Freund namens „Miguel“17, der ihn „el arquero proletario“18 nannte und selbst „versos líquidos“19 schrieb.

Dessen „profecía“20 bezüglich der Ausweglosigkeit von Eulalios Versuch dir republikanischen Truppen mit seinen Gedichten zu unterstützen wird sich, wie Eulalio selbst feststellt, bewahrheiten21. Er fügt hinzu, dass „Quizás tanto dolor (…) (le) convierta en un poeta.“22 Durch die inhaltliche Verbindung mit der vierten Erzählung erfährt man, dass „el muchacho había publicado unos poemas - pindáricos, decía él - en Mundo Obrero y en algunos boletines del Ejército Popular y temió ser ajusticiado por ello.“23

Eulalio thematisiert in seinem Tagebuch die Rolle der Literatur für das Individuum und das Kollektiv. Für ihn selbst ist das Schreiben das beste Ausdrucksmittel seiner Gefühle, da er selbst sagt, dass er „(…) sólo (…) (sabe) escribir y contar cuentos“24 und „no (…) (sabe) lo que (…) (siente) hasta que lo (…) (formula)“25.

Der Tagebuchschreiber schildert seinen Schmerz über den Verlust seiner Geliebten und seinen anfänglichen Hass auf den Säugling, der nach der Geburt überlebt hat und den er für den Tod Elenas verantwortlich macht. Die Aufzeichnungen zeigen, wie sich seine Gefühle dem Sohn gegenüber sukzessive verändern (…). (Bodenmüller, Thomas: „Bürgerkrieg und Erinnerungskultur in „Los girasoles ciegos“ von Alberto Méndez“, in: Altmann, Walter / Vences, Ursula (Hrsg.) Por España y el mundo hispánico: Festschrift für Walther L. Bernecker, Berlin: Verlag Walter Frey 2007 (1. Auflage), S.215.)

Quiero dejar todo escrito para explicar a quien nos encuentre que él también es culpable, a no ser que sea otra víctima. (…) Escribo porque no quiero recordar cómo se reza y cómo se maldice. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial anagram 2004, S.41.)

Später allerdings schreibt er nicht zu wissen, warum er Tagebuch führt und sagt: „si tuviera alguien con quien hablar probablemente no lo haría“26. Dieszeigt, dass Schreiben zur Kompensation des menschlichen Kommunikationsbedürfnisses dienen kann, da es die Möglichkeit eigene Gedanken zu formulieren liefert. Dies steht in Verbindung zu Heinrich von Kleists These, dass Gedanken erst durch ihre konkrete Formulierung entstehen, da einem die Idee erst beim Sprechen kommt27.

Ersetzt man in dieser Annahme Sprechen durch Schreiben, so wird die Rolle der Literatur zur Befriedigung des grundlegenden anthropologischen Kommunikationsbedürfnisses deutlich. Eulalio stellt dies fest, da er die „sensación de que recobraba el don de la palabra“28 hatte, als er seinen Bleistift wiederfand. Zudem wird deutlich, dass er Schreiben muss, um zu wissen was er fühlt: „ (…) sentía algo que no lograba identificar (…). Ahora que ya he encontrado mi lápiz, sé lo que era: soledad.“29Er fühlt sich beim Schreiben wie der Autor seines eigenen Schicksals, so als würde das Tagebuch über seine Zukunft und die seines Sohnes entscheiden.

In Anlehnung an die in der Einleitung thematisierte Rolle der Literatur für die Kollektivität, nennt er sie als Mittel zur gefühlsmäßigen Beeinflussung und ideologischen Steuerung. Er beschreibt sich selbst als „un rapsoda entre las balas“30, weil er mit sechzehn Jahren beschlossen hatte „in romantischer Verklärung der Republik als Dichter zu dienen“31. Seine Illusionen bezüglich der Macht der Literatur wurden durch die Niederlage im Bürgerkrieg zerstört und „der Möchtegernpoet (flieht) aus Angst vor Repressalien“32.

Dies wird anhand der Aussage; „sólo he sido un mal poeta que ha cantado la vida en las trincheras donde anidaba la muerte“33; deutlich, da der Kontrast zwischen Leben und Tod auf die Aussichtslosigkeit seines literarischen Engagements anspielt. Er selbst stellt fest, dass sein Versuch mit Hilfe seiner Gedichte den Ausgang des Bürgerkrieges zu beeinflussen gescheitert ist:

He perdido. Pero pudiera haber vencido. (…) Con un lápiz y un papel me lancé al campo de batalla y de mi cuerpo surgieron palabras a borbotones que consolaron a los heridos y del consuelo que yo dibujaba salieron generales bestiales que justificaron los heridos. Heridos, generales, generales, heridos Y yo, en medio, con mi poesía. Cómplice. Y, además, los muertos. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos. Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S.49.)

Las lágrimas que en esta sepultura / se vierten hoy en día y se vertieron / recibe, aunque sin fruto allá te sean, / hasta que aquella eterna noche oscura / me cierre aquestos ojos que te vieron, / dejándome con otros que te vean. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S.46.)

Seinem Sohn versucht er „una canción triste de Frederico“37 vorzusingen, von dem er lediglich folgende Bruchstücke in Erinnerung hat: „Llanto de una calavera / que espera un beso de oro. (Fuera viento sombrío y etrellas turbias.)“38. Im Anschluss folgt eine Erklärung für seine Gedächtnisprobleme: „Con el hambre lo primero que muere es la memoria. No logro escribir un solo verso y, sin embargo, en mi cabeza resuenan mil nanas para mi hijo“39.

2.1.3. Leben auf der Flucht

Der junge Dichter und seine im achten Monat schwangere Geliebte waren auf der Flucht nach Frankreich, da er im spanischen Bürgerkrieg auf der republikanischen Seite mit seiner Poesie gekämpft hatte und in der anschließenden Franco-Diktatur folglich als politischer Gegner verfolgt wurde. Der Winter überraschte sie und sie wurden in der Almhütte eingeschneit. Nach dem Tod seiner Geliebten gibt der Dichter seine Fluchtpläne auf, was daran deutlich wird, dass er schreibt:

Er verliert durch den Tod Elenas seinen Lebenswillen und will ihr in den Tod folgen, da er fragt:.

¿Cómo se corrige el error de estar vivo? ¡He visto muchos muertos pero no he aprendido cómo se muere uno! (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S. 40.)

Seine Gedanken kreisen nur um Elena, „(…) en (…) (su) cabeza resuenan mil nanas para (…) (su) hijo. Todas tienen la misma letra: ¡Elena!“40. Unterstrichen wird dies durch den Kommentar des Verlegers „En letras grandes, muy grandes, el resto de la página está cubierto por un AH, SIN TI NO HAY NADA“41.

Im Verlauf der Zeit gewinnt sein Sohn allerdings immer mehr an Bedeutung für ihn, ohne Elena zu ersetzen42, da er Eulalio „una importancia que nunca nadie (…) (le) había concedido, excepto Elena“43 gibt und der Grund dafür ist, dass dieser „la soledad que, de no ser por él, (…) (le) vencería“44 erträgt. Eulalio stellt erstaunt fest:

Es sorprendente cómo ( su hijo) va ocupando lugar en el espacio. Recuerdo cuando era algo extraño (…), algo que no debería estar allí. Ahora toda la cabaña gira alrededor a él, como si él fuera el centro. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S.48.)

No sé si es que estaba aturdido por el sueño y el frío o que a mi también comienzan a faltarme las fuerzas al cabo de tres días sin comer nada (…). (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S.43.)

Eulalio ist sich von Anfang an bewusst, das weder er noch sein Sohn den Winter in der Hütte überleben werden, da er schreibt: „Tendré todo el invierno para decidir de qué muerte moriremos.“46 Seine resignierte Haltungund Verzweiflung äußert sich in dem Parallelismus „Si sigo aquí moriremos la vaca, el niño y yo. Si descendemos al valle moriremos la vaca, el niño y yo.“47.

Sein einziger Trost ist, dass er die Geschehnisse für die Nachwelt festgehalten hat und sie somit alle drei im Gedächtnis weiterleben warden.

Siento cierto placer morboso pensando en que alguien leerá lo que escribo cuando nos encuentren muertos al niño y a mí. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Barcelona: Editorial Anagrama 2004, S.46.)

Zusammenfassend lässt sich mit seinen eigenen Worten sagen: „El miedo, el frío, el hambre, la rabia y la soledad desalojan la ternura.“48

2.2. Vierte Erzählung - Cuarta derrota: 1942 o Los girasoles ciegos

2.2.1. Inhaltsangabe

In der vierten und „dem Buch seinen Titel gebende(n) Erzählung“52 lebt Ricardo Mazo wegen seinen literarischen Ansichten, die ihn dazu gezwungen haben seine Flucht vorzutäuschen, versteckt in einem Schrank in der Madrider Wohnung C im dritten Stock in Alcalá 17753 zusammen mit seiner Frau Elena und seinem siebenjährigen Sohn Lorenzo. Seine schwangere Tochter befindet sich mit ihrem Geliebten, der ebenfalls wegen seinem literarischen Engagement verfolgt wird, auf der Flucht nach Frankreich54, währenddessen das Leben der Familie Mazo nach außen hin normal weiterläuft.

Lorenzo besucht das „Colegio de la Sagrada Familia“55, Elena „trabajaba para una lencería a medida de la Calle Torrijos“56 und Ricardo macht Übersetzungen, die Elena für ihn bei der „empresa Hélices, una compañía estatal hispanoalemana“57 besorgt, da er selbst die Wohnung nicht verlassen darf. Auf die vielfältigen Einschränkungen innerhalb der Familie wird im Abschnitt Leben im Versteck eingegangen.

Die unterschiedlichen Erzählperspektiven verwandeln „en objeto de discurso el propio acto de relatar“65 und liefern „puntos de vista diferentes a la hora de ver las cosas“66 „dando lugar a una multiplicación de perspectivas“67, sodass eine „polifonía“68 bezüglich der Geschichte entsteht.

2.2.2. Verbindung der Hauptperson zur Literatur

Ricardo Mazo ist vor der Franco-Diktatur „profesor de Literatura en el Instituto Beatriz Galindo“69 gewesen. Nach der Niederlage der republikanischen Kräfte im spanischen Bürgerkrieg täuschte er eine Flucht vor und lebt seitdem versteckt in einem Schrank in seiner Madrider Wohnung. Er muss sich vor den Franquisten verstecken, da er „uno de los organizadores (…) del II.

Congreso Internacional de Escritores Antifascistas“70, ein Freund von André Malraux und Ilja Ehrenburg, sowie ein Mitglied der nach Plymouth entsandten Kommission zur Änderung der großbritannischen Nichteinmischungspolitik gewesen war71.

Während der Zeit, in der er versteckt im Schrank lebt, beschäftigt er sich unter anderem mit Milton, Lope de Vegas72 und Keats73, um sich von der Eintönigkeit des Alltages abzulenken und das Gefühl zu haben etwas Sinnvolles zu tun. Zunächst schöpft er aus dieser Tätigkeit Kraft, doch im Verlauf der Zeit gewinnt seine Verzweiflung Oberhand und lediglich seine Familie schafft es ihn zum Durchhalten zu ermuntern74.

Der Akademiker Ricardo Mazo führt ein sehr eingeschränktes Leben als offiziell geflüchteter politischer Gegner des Franco-Regimes. Er darf die Wohnung nicht verlassen und ist in seinem Tagesablauf ebenfalls erheblich „durch die rigide Beachtung vielfältiger Vorsichtsmaßnahmen“75 eingeschränkt. Folgender Textausschnitt nennt einiger dieser Einschränkungen.

Mientras la claridad del dá prevaleciera sobre la luz del interior, Ricardo Mazo podía moverse con cierta soltura por el piso, evitando siempre acercarse a las ventanas y a los balcones. (…) Pero cuando oscurecía, Ricardo nunca entraba en una habitación iluminada (…) y caminaba con un siglio que, en ocasiones, conseguía asustar a su mujer y a su hijo. (Méndez, Alberto: Los girasoles ciegos, Carcelona: Editorial Anagrama 2004, S.114.)

Um seine „sensación de ser una carga para su mujer y su hijo“76 zu überwinden, macht er die Übersetzungen, die Elena ihm besorgt. Aber auch in dieser Tätigkeit, die ihm hilft sein Gefühl der Nutzlosigkeit zu vergessen, ist er eingeschränkt, da „el uso de la máquina a escribir (…) estaba también restringido a los momentos en que Elena estaba en casa.“77 und weil „(…) el ruido de la máquina a coser y el de la máquina a escribir tampoco eran compatibles.“78, sodass entweder Elena oder Ricardo ihre Arbeit per Hand erledigen müssen.

Quellen & Links

Swop your Documents