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Interpretation

Analyse: Jens Jessen - Sprachwandel

807 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autor Alexander M. im Nov. 2012
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Brede Brakel

Note, Lehrer, Jahr

2011, 2

Autor / Copyright
Alexander M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.28 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 24567







Analyse - Jens Jessen Sprachwandel

 

Analysieren Sie den Sachtext von Jens Jessen in Hinblick auf Position und Absicht des Verfassers sowie der Argumente, mit denen er seine Ansichten vertritt. Berücksichtigen Sie dabei auch dessen Lesersteuerung und Metaphorik.

 

Der Auszug aus dem Zeitungartikel „Die verkaufte Sprache“ von Jens Jessen, wurde am 26.07.2007 veröffentlicht. Der Sachtext thematisiert den Sprachwandel in der heutigen Zeit indem die guten und schlechten Aspekte gegenübergestellt werden. Somit greift er die aktuelle Diskussion auf.

Der Auszug beginnt mit einer Einleitung über die kritische Sicht zum Sprachwandel (Z.1-12) und greift dann sofort die dekorativen Zwecke von Anglizismen auf (Z. 13-20). Im dritten Teil des Auszuges beschäftigt Jessen sich mit der Hybridsprache Deutsch seit dem Mittelalter (Z.21-38) und folgert daraus die Bereicherung durch früherer Übernahmen sowie die schlechten Auswirkungen der Anglizismen(Z. 39-52).Schließlich erwähnt Jessen die psychologischen Wirkungen, die der Sprachwandel durch Marketing und Angeberei erreicht.  (Z. 53-77).

Vor 100 Jahren spielen Kinder traditionelle Spiele in in einer bayrischen Landschaft. Würden Sie sich mit den heutigen Kindern noch unterhalten können?
Vor 100 Jahren spielen Kinder traditionelle Spiele in in einer bayrischen Landschaft. Würden Sie sich mit den heutigen Kindern noch unterhalten können?

Jens Jessen führt mit einer sprachlich stilistisch gut strukturierten Einleitung  zu seiner Position. Der erste Satz „Es gibt einen Typus des übellaunigen, heimattümelnden Sprachschützers, dem man nicht im Dunkeln begegnen möchte“ (Z.1 ff.)  ist durch die Wendung „ es gibt“(Z.1) generalisiert. Die Übertreibung wird durch die pejorativen Adjektive verstärkt, sodass eine starke Differenzierung zu der Meinung anderer Sprachwissenschaftler vorliegt. Die hier verlachte Meinung ist die Meinung von Walter Krämer, der stark gegen einen Wandel der Sprache ist. Des Weiteren verbindet die kontrastive Lichtmetaphorik die ersten beiden Sätze. Im zweiten Satz wird die Helligkeit deutlich gemacht „Es gibt auch Gründe, im hellen Mittagslicht der aufgeklärten Vernunft Sorge um den Bestand der deutschen Sprache zu empfinden.“(Z. 3 ff.). Hierauf  baut er eine Dialogsituation mit dem Leser auf, indem er drei rhetorische Fragen stellt, die zusammen einen Klimax enthalten. In diesen rhetorischen Fragen sind auch negative Beispiele enthalten, die die Berechtigung zur Sorge vermitteln „Warum ist auf Bahnhöfen kein Schalter für Auskünfte, sondern ein Service Point?“ (Z. 6f.). In der letzten der drei rhetorischen Fragen ist eine Bewertung dieser Veränderung zu erkennen „ Welcher Teufel trieb eine deutsche Wissenschaftsministerin zu einer Kampagne mit dem Motto „Brain up“, was weder auf Deutsch noch auf Englisch Sinn ergibt?“ (Z. 9ff.). In der Einleitung bezieht Jessen somit klar Stellung gegen den Sprachwandel.

Auch benennt Jessen das Hauptproblem, indem er klarstellt, dass die „kenntnislose Aneignung“  (Z. 15) von fremdsprachlichen Begriffen zu „dekorativen Zwecken“ (Z. 16) vorgenommen wird. Auch hier greift  er wieder die Bahn zurück „Die Deutsche Bahn will sich nicht nur technisch modernisieren; sie will auch modern wirken“ (Z. 18 ff.).

Nach dieser, von Jessen ins Zentrum gerückten Problemdarstellung wendet sich der Autor im Exkurs dem historischen Werdegang des Deutschen als „Hybridsprache“(Z. 23) zu. Er beschreibt sie durch übertriebene Wassermetaphorik und einer Alliteration „ Deutsch [ist] seit langem eine Hybridsprache, die nicht nur Fluten fremder Wörter aufgenommen hat, sondern auch  in ihrer Grammatik mehrfach überformt wurde“ (Z. 23ff.)

Weiterhin verdeutlicht er anhand der Beispiele der Sprachveränderung durch Mönche im Mittelalter und später während der Zeit des Humanismus und der Reformation, dass die Eingliederung von Teilen fremder Sprachen durchaus vorteilhaft für die Entwicklung der deutschen Sprache sein kann. So gibt er das „berühmte[] Beispiel […]:die Neubildung Gewissen nach lateinischen conscientia“ (Z.29).

Aus dieser Feststellung folgert Jessen, dass es „freilich keine Entwarnung für die Gegenwart“ (Z. 39f.) sei.  Dennoch sieht er eine Bereicherung durch die früheren Übernahmen „ das Deutsche [ist] komplexer, reicher, intellektueller und expressiver, philosophischer und dichterischer, auch wissenschaftsfähiger“(Z. 41 ff.).

Anglizismen begründet er mit den „Sprachimporteur[en]“ (Z.54), die vor allem aus Marketingexperten und Jugendlichen bestehen. Diese wollen durch ihre erworbenen Kenntnisse einen weltlichen und gebildeten Eindruck hinterlegen. Doch bezeichnet Jessen metaphorisch verachtend  diesen Drang als „Brillieren im Glanze Ihrer Glasperlen“ (Z. 60 f.).

 

Mit diesem Eindruck lässt Jessen den Leser ihre Meinungsbildung offen und schließt seinen Kommentar ab, indem er Ihnen die Frage stellt, was von diesem als kindlich (vgl. Z.72) bezeichneten Benehmen zu halten ist. Doch appelliert er an die „Zeit“-Leser auch sich zu den Menschen zu zählen, die auch in ihrer Umgangssprache das Deutsche verwenden und gestalten, um es dadurch zu pflegen und zu erhalten „Es liegt in der Macht jeden einzelnen Sprechers, die Zukunft des Deutsche zu gestalten“ (Z. 75 ff.)

Jessen benutzt in seinem Text einen Stil von teils fachwissenschaftlicher, teils bürgerlich direkter Sprache. Zum Anfang fallen . „Service Point“, „Brain Up“ oder „fake“ als aufällig umgangsprachliche Ausdrücke. Im Mittelteil beginnt Jessen seine Argumentation mit Belegen aus geschichtlicher Verknüpfung und Erstellung eines Kontextes zur heute bestehenden Situation anhand von Beispielen. Hier wird insbesondere der wirtschaftliche  Drang zur „Modernisierung“ durch den Gebrauch von Anglzismen in Werbungen und Dienstleistungen verdeutlicht und auf  die wissenschaftsbezogenen Verwendungen in Mittelalter und Reformation und Gegenwart gegenüber gestellt.

Jessen legt somit eine Argumentation vor, in der er auf den Leser eingeht und ihm seine Meinungsbildung lässt. Ihn aber durch Generalisierung und Verwendung von Umgangssprache unter seinen Einfluss stellt und einen Appell zur besseren Verwendung Englischen im Deutschen und zur Vertrautheit mit dem deutschem Sprachgebrauch äußert.    


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