<
>
  • Analyse eines ahd. Textes im Hinblick auf die Durchführung der 2. Lautverschiebung und dialektale Zuordnung des Textes
  • <Cot almahtico, du himil enti erda gaworahtos […]
    Forgip mir […] rehta galaupa
    […] enti arc za piwisanne
    enti dinan willeon za gawurchanne.>

    In diesem ahd. Text wird <c> in der gesprochenen Sprache als /k/ und <ch> als /kx/ realisiert.

    Die Vorstufe zum ahd. Wort <cot> lautet germ. <guđa>. Im Neuhochdeutschen bedeutet dies ‚Gott’. Hier wurde die 2. Lautverschiebung durchgeführt. Es handelt sich sowohl beim Wandel von germ. /ð/ zu ahd. /t/, als auch von germ. /g/ zu ahd. /k/ um eine Medienverschiebung.

    Das ahd. Wort <almahtico> setzt sich aus den beiden Wörtern ‚all’ und ‚mächtig’ zusammen. Ahd. <al> entstand aus germ. <alla>. Die Vorstufe zu ahd. <mahtico> stammt vom as. Wort <mahtig>. Hier hat sich, wie auch schon in <cot>, as. /g/ durch Medienverschiebung in ahd /k/ gewandelt

    Ahd. <enti> bedeutet nhd. ‚und’ und stammt vom as. <endi> ab. Auch hier wurde die 2. Lautverschiebung durchgeführt, indem sich as. /d/ durch Medienverschiebung zu /t/ gewandelt hat.

    Das ahd. Wort <erda> bedeutet. ‚fruchtbarer Boden’. Es stammt vom as. <erđa> ab. Hier wurde aus as. /đ/ auf Grund der Medienverschiebung vorahd. /d/.

    Ahd. <forgip> setzt sich aus dem Präfix ‚ver-’ und dem Verb ‚geben’ zusammen. Ahd. <for> lautete bereits schon in der as. Vorstufe <for>. Ahd. <geban> kommt vom as. <geban>. Beim Konsonanten /g/ handelt es sich um eine Medienverschiebung, denn as. /g/ konnte war im bairischen Sprachraum sowohl als /g/ als auch als /k/ gebräuchlich. Beim Wandel von as. /ß/ zu ahd. /p/ handelt es sich um wiederum um eine Medienverschiebung.

    Ahd. <galaupa> bedeutet ‚Vertrauen, Zuversicht’. Es stammt aus dem as. <gilobo>. Der Konsonant /g/ bleibt wegen der Medienverschiebung bestehen. As. /ß/ wandelt sich im Zuge der 2. Lautverschiebung durch die Medienverschiebung um in ahd. /p/. Ahd. <arc> bedeutet ‚Böses, Schlimmes’ und stammt aus dem germ. * <arga>. Hier handelt es sich, wie auch schon bei den Wörtern <cot> und <almahtico>, beim Wandel von germ. /g/ nach ahd. /k/ um eine Medienverschiebung.

    Auch das ahd. Wort <piwisanne> setzt sich aus zwei Teilen zusammen, nämlich aus ‚be-’ und ‚weisen’ und bedeutet ‚zeigen, führen, belehren’. Das ahd. Präfix <pi> stammt aus dem got. <bi>. Auch bei dem Wandel von got. /b/ zu ahd. /p/ handelt es sich um eine Medienverschiebung. Ahd. <wisanne> stammt vom as. Wort <wisian> ab.

    Wie auch schon ahd. <piwisanne> setzt sich ahd. <gawurchanne> aus den Teilen ‚ge-’ und ‚wirken’ zusammen. Ahd. <ga> stammt aus dem as. <gi>. Auch hier handelt es sich um eine Medienverschiebung. Ahd. <wurchanne> bedeutet ‚arbeiten, tätig sein’. Es stammt von as. Wort <workian> ab. Bei diesem Wandel von /k/ zu /kx/ handelt es sich um eine Tenuesverschiebung.

    Zusammenfassend kann man sagen, dass in diesem Text bei den ausgewählten Wörtern immer die 2. Lautverschiebung durchgeführt wird. Besonders handelt es sich bei den meisten Wandel um eine Medienverschiebung.

    Germ. /g/ erscheit in diesem Text immer zum Plosiv /k/ verschoben, der hier mit dem Phonographem <c> geschrieben wird. Dies kann man vor allem erkennen in <cot>, <almahtico> und <arc>. Dieser Lautwandel entsteht vor allem im bairischen und Alemannischen Sprachraum. Doch auch hier kommt dieser nicht immer zu wirken. So kann an dies auch in diesem Text erkennen, denn auch hier bleibt germ. /g/ auch im Althochdeutschen ein /g/, wie zum Beispiel in <galaupa> oder <gawurchanne>.

    Germ. /ß/ wird in diesem Text zum Plosiv /p/ verschoben, geschrieben wird dies meist als [p]. Beispiele hierfür wären <galaupa> oder <frogip>.

    Auch germ. /ð/ verschiebt sich in diesem Text häufig zum Plosiv /t/, geschrieben wird dies meist als [t]. So zum Beispiel in <cot>. Germ. /ð/ kann aber auch als vorahd. /d/ realisiert werden.

    Germ. /k/ wird im ahd. Text als /kx/ realisiert, geschrieben als [ch], wie zum Beispiel in <wurchanne>.

    Man kann sagen, dass es sich bei diesem ahd. Text um einen Text aus dem bairischen Sprachraum handelt. Besonders weist darauf die Aussprache /kx/ hin. Außerdem kann man aus der Tabelle von Sonderegger entnehmen, dass in diesem Text die einzelnen Phoneme so vorkommen, wie es damals im bairischen Raum üblich war. So blieb /g/ im Laufe der 2. Lautverschiebung immer /g/, wie zum Beispiel <galaupa> oder <gawurchanne>. Es konnte sich aber auch zu /k/ wandeln, was jedoch im Laufe der Zeit im bairischen Sprachraum nicht mehr üblich war. Weiters sind Plosive wie /t/ und /p/ typisch für den bairischen Sprachraum, so auch in diesem Text <cot>, <galaupa> oder <enti>. Ein weites Merkmal dafür, dass es sich um den bairischen Sprachraum handeln könnte, ist, dass in diesem Raum die Medienverschiebung sehr extrem ausgebreitet war, wie man es auch in diesem Text erkennen kann.

  • Etymologie des Lexems Sintflut
  • Sintflut bezeichnet eine "große, allgemeine Flut oder Überschwemmung". Besonders bezeichnet dieses Wort aber nach biblischer Überlieferung, die große Überschwemmung, die als Strafe für die sündigen Menschen von Gott auf die Erde gesandt wurde, wie es in der Bibel 1. Mos. 6, 17 ff. belegt ist.

    Das nhd. Wort <Sintflut> stammt aus dem ahd. <sinfluot>. Im 11. Jh. erschien dieses Wort meist geschrieben mit einem Gleitlaut [t]. Im Mittelhochdeutsch erschien dieses Wort meist als <sinvluot> und im 13. Jh. als <sintvluot>. Gebildet wurde es aus dem Wort ahd. <fluot> oder mhd. <vluot> und dem Präffix germ. * <sin->, was ‚in einem, immerwährend, groß’ bedeutete. Man kann sagen, dass es sich beim Wort <Sintflut> um eine volksetymologische Umdeutung handelt. Denn es entstanden bald der Bezug zum biblischen Text und daher die Umwandlung von <sint> in <sünd>, was in Anlehnung an die Bestrafung der Menschen durch Gott entstanden ist.

    Noch vor 1500 wurde der erste Teil des Wortes, <sint>, umgedeutet und an das Wort <Sünde> angeglichen. Dadurch entstand auch der heute noch gebräuchliche Bezug auf die Bibel. Erst im 19. Jh. wurde im Zuge der sprachwissenschaftlichen Deutung des Wortes der ältere Begriff wieder gebräuchlicher. Außerdem existierte im 15. und 17. Jh. neben der Form <flut> auch noch die Form <fluß>. Dies kommt daher, weil sich diese beiden Wörter im Mittelhochdeutschen vom Sinn her sehr ähnlich waren.

    Das nhd. Wort <Flut> stammt aus dem germ. * <flōdu>, ahd. <fluot> und mhd. <vluot> und bedeutete ‚fließendes Wasser, überströmende Wassermassen’. Im 15. Jh. wurde dieser Begriff auch als Gegenwort zu <Ebbe> verwendet.

    Seit dem 17. Jh. war die Sintflut auch für die zeitliche Einteilung der Erdgeschichte von großer Bedeutung, daher wurde auch das Adjektiv <vorsintflutlich> sehr häufig gebraucht. Heute steht dies jedoch nur mehr für ‚uralt, unmodern’.

    Phonetische Prozesse in <Sintflut>:

    Germ. <sin-> *<flōdu> > Ahd. <sinfluot> oder <sintfluot> > mhd. <sinvluot> > nhd. <Sintflut> [`zΙntflu:t]

    Beim Wandel von germ. /ō/ zu ahd. /uo/ handelt es sich um eine Diphthongierung. Germ /u/ verschwindet im Ahd, daher ist es eine Apokope. Beim Plosiv germ /d/ zu ahd. /t/ liegt eine Entsonorisierung und eine Fortisierung vor. Im Ahd. wird der Konsonant /t/ eingesetzt, daher ist es eine Epenthese. Ahd. /f/ zu mhd. /v/ ist eine Sonorisierung und eine Lenisierung. Bei mhd. /s/ zu nhd. /z/ handelt es sich um eine Sonorisierung und Lenisierung. Der Wandel von mhd. /uo/ zu nhd. /u:/ ist phonetisch gesehen eine Monophthongierung. Beim Wandel von mhd. /uo/ zu nhd. /u:/ handelt es sich sprachgeschichtlich gesehen um eine "Frndh. Monophthongierung".

     

     

    Verwendete Literatur

  • Wolfgang Pfeifer (2000): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 7. Aufl. München: Deutscher Taschenbuch Verlag (=dtv 32511).
  • Duden. Herkunftswörterbuch (2001): Etymologie der deutschen Sprache 3., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Hrsg. v. d. Dudenredaktion. Mannheim/Wien/Zürich: Dudenverlag (= Der Duden in 12 Bänden 7).

  • | | | | |
    Tausche dein Hausarbeiten

    G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 11:32:52 AM