Das
Gedicht aus dem „Lyrischen Intermezzo“, das von Heinrich Heine
1822, in der Epoche der Romantik veröffentlicht wurde, ist ein
Liebesgedicht.
Das
Lyrische Ich drückt mit Beschreibungen der Natur seine Liebe zu
seiner Geliebten aus und beschreibt die Flucht in die Ferne der Natur
und der Träume.
Man
kann das Gedicht, das aus 5 Strophen zu je 4 Versen besteht in drei
Sinnabschnitte teilen, auf die ich bei der genaueren Analyse der
Strophen eingehen werde. Der erste Sinnabschnitt handelt von dem
Fortgang des Lyrischen Ichs mit seiner Geliebten an einen schönen
Ort und beinhaltet die erste Strophe. Der zweite Sinnabschnitt
besteht aus der zweiten, dritten und vierten Strophe und beschreibt
die Geliebte und die Liebe selbst anhand der Natur. Die fünfte
Strophe bildet den dritten Sinnabschnitt, der die Ankunft der Reise
beschreibt.
Wie auf den Flügeln des Gesanges beschreibt er die Flucht in die Ferne der Natur und der Träume.
Die
Nummer neun des „Lyrischen Intermezzos“ ist in einem Kreuzreim
geschrieben, der den Inhalt der einzelnen Verse miteinander
verknüpft. Es gibt kein einheitliches Metrum, welches die Aufregung,
die eine aufblühende Liebe mit sich bringt verdeutlicht. Auf die
Epoche bezogen bedeutet dies ebenfalls einen Bruch mit den gängigen
Konventionen.
In
der ersten Strophe wird, wie bereits erwähnt, das Fortgehen des
Lyrischen Ichs an einen schönen Ort zusammen mit seiner Geliebten
beschrieben. „Auf den Flügeln des Gesangs“ (v. 1) trägt das
Lyrische Ich sein „Herzliebchen“ (v. 2) fort. Die Flügel können
hier als Freiheit gedeutet werden und das forttragen als ein Tragen
über die Schwelle eines Türrahmens, wie es nach einer Hochzeit
üblich ist. Das für die Romantik typische Motiv der Sehnsucht wird
durch die mehrmalige Verwendung der Worte „fort“ (v. 2,3) und
„dort“ (v. 4) deutlich und kann auch als eine Art Fernweh
bezeichnet werden. Durch den Anfangsreim von Vers 3 und 4 wird
deutlich, dass man das Dort, also die vielversprechende Ferne und
Freiheit, nur erreichen kann, wenn man fortgeht. Der Kreuzreim
verbindet die zweite und vierte Strophe insofern miteinander, als
dass das lyrische Ich seine Geliebte an „den schönsten Ort“
fortbringen möchte. Im weiteren Verlauf des Gedichtes wird klar,
dass es sich bei dem „schönsten Ort“ um die Natur handelt, und
die für die Romantik typische Naturverbundenheit wird zum ersten Mal
erwähnt.
Dadurch,
dass der letzte Vers der ersten Strophe mit „Dort“ (v. 4) beginnt
und der erste Vers der zweiten Strophe ebenfalls (v. 5) werden die
beiden Strophen über den Ort miteinander verbunden.
In
der zweiten Strophe sind viele Metaphern zu finden, die die Geliebte,
die Liebe und die Tageszeit beschreiben. Zuerst spricht das lyrische
Ich von einem „rotblühender(en) Garten“ (v.5), welcher als eine
Metapher für einen Rosengarten, und somit der Liebe, gesehen werden
kann. Das Verb „blühen“ steht dann für die blühende Liebe
zwischen dem lyrischen Ich uns seiner Geliebten und kann auch dafür
stehen, dass die Liebe zischen den beiden noch jung und frisch ist.
Im nächsten Vers wird der „stille Mondschein“ erwähnt, welcher
für eine ruhige Nacht steht und somit ein weiteres typisches Motiv
der Romantik aufgreift, die Nacht. In Vers sieben und acht wird
beschrieben, wie die Lotosblumen auf ihre Schwester warten. Die
Lotosblume wird oft als ein Motiv der Vollkommenheit verwendet und da
diese ihr „trautes Schwesterlein“ (v. 8) erwarten, will das
lyrische Ich mit dieser Metapher zeigen, dass seine Geliebte
ebenfalls vollkommen ist.
In
der dritten Strophe wird wieder die Natur, und insbesondere Blumen,
zum Beschreiben der Liebe genutzt. Die „Veilchen“ (v. 9) sind
eine Metapher für die Liebe und durch die Alliteration „kichern
und kosen“ wird der Eindruck einer jungen und frischen Liebe weiter
verstärkt. Ebenfalls werden diese Begriffe, wie viele Begriffe in
den Strophen davor, mit positiven Eindrücken verbunden. Dies sorgt
für eine schöne und liebevolle Atmosphäre. In Vers 10 wird mit den
Veilchen die „nach den Sternen empor schauen“ das eben erwähnte
Nachtmotiv wieder aufgegriffen. Das „in die Sterne schauen“
verstärkt das Motiv der Sehnsucht und betont die Unendlichkeit der
Liebe. Dass das Motiv der Nacht auch mysteriöse Dinge mit sich
bringt, wird durch die letzten beiden Verse der Strophe deutlich, in
denen es heißt, dass sich die Rosen heimlich duftende Märchen ins
Ohr erzählen (v. 11,12). So wie die Nacht ist auch die Liebe von
einem Mysterium umgeben.
In
der vierten Strophe wird die Stille der Nacht betont und man erfährt,
wo das Ziel des Fortgehens liegt. Durch die Wörter „hüpfen“ und
„lauschen“ (v. 13) entsteht der Eindruck, dass sich die Gazellen
in einer ruhigen Umgebung befinden, hören wollen was passiert, aber
dabei nicht auffallen wollen. Durch die Beschreibung der Gazellen als
fromm und klug wird eine Naturverehrung deutlich die in Vers 16 noch
einmal aufgegriffen wird. Hier spricht das lyrische Ich davon, dass
in der Ferne „des heiligen Stromes Well’n“ (v. 16) rauschen.
Das Verehren der Natur lässt sich in vielen Werken finden, die aus
der Epoche der Romantik stammen. Der Begriff „Ferne“ (v. 15) wird
wieder verwendet und betont die unendliche Weite der Natur.
Die
vierte Strophe und die fünfte Strophe werden durch das „Dort“
(v. 17) am Anfang der fünften Strophe miteinander verbunden und es
wird deutlich das dort wo der heilige Strom ist, das Ziel des
Fortgangs liegt.
Das
lyrische Ich spricht davon dort „niedersinken“ (v. 17) zu wollen
und unter einem Palmenbaum „Liebe und Ruhe zu trinken“ (v. 19).
Hier wird zum ersten Mal das Hauptmotiv des Gedichts, die Liebe, beim
Namen genannt. Ein Aufbrechen in die Ferne und das zum Ziel kommen
kann sehr anstrengend sein und auch Auswirkungen auf eine Beziehung
haben. Zwar spricht das lyrische Ich hier nicht direkt davon, dass
die Liebe der beiden gelitten hätte, aber trotzdem ist es Zeit für
die beiden niederzusinken und ihre Liebe aufzufrischen. So würden
die beiden dem Verfall der Frische und einem Verblühen der Liebe
entgegenwirken. So wie die Blumen Wasser brauchen, braucht auch eine
Beziehung einen „heiligen Strom“ von dem Liebe und Ruhe geschöpft
werden kann. Der letzte Vers der Strophe kann in zwei Richtungen
gedeutet werden. Das lyrische Ich spricht hier davon, dass sie einen
„seligen Traum“ träumen (v. 20). Das Motiv des Traumes fasst die
Atmosphäre des Gedichtes gut zusammen, die sehr surreal und
verträumt wirkt. Zum einen könnte man deuten, dass das lyrische Ich
und seine Geliebte ihren Traum leben und glücklich sind. Zum anderen
könnte man auch deuten, dass alles was das lyrische Ich vorher zum
Ausdruck gebracht hat, nur einem Traum entspricht, der keine Realität
ist.
Abschließend
lässt sich sagen, dass sich die anfängliche These „Das Lyrische
Ich drückt mit Beschreibungen der Natur seine Liebe zu seiner
Geliebten aus und beschreibt die Flucht in die Ferne der Natur und
der Träume“ bestätigt hat. Dies hat sich besonders durch
Metaphern, positive Wortwahl und den Bezug zur Epoche gezeigt.
Deswegen ist das Gedicht typisch für die Romantik, da das Hauptmotiv
die Liebe ist und eine Naturverbundenheit und Verehrung sowie das
Motiv der Sehnsucht deutlich wird.
Im
Folgenden werde ich dieses Gedicht mit dem Gedicht „Intermezzo“
von Joseph von Eichendorff vergleichen. Beide Gedichte sind in der
Epoche der Romantik entstanden und sind Liebesgedichte.
Das
Gedicht „Intermezzo“ wurde 1810 von Joseph von Eichendorff in der
Epoche der Romantik veröffentlicht und handelt von der tief
verankerten Liebe die das lyrische Ich für das lyrische Dich
empfindet.
Die
5 Strophen zu je 4 Versen sind in einem Kreuzreim geschrieben und das
Metrum ist ein 3-hebiger Jambus. Wie bei dem Kreuzreim wechseln sich
männliche und weibliche Kadenzen ab.
In
dem ersten Vers beschreibt das lyrische Ich das „Bildnis“ seiner
Geliebten als „wunderselig“. Im Gedicht von Heine zeichnet das
lyrische Ich ein ähnliches Bild von seiner Geliebten. Der
Unterschied ist jedoch die Art und Weise wie das lyrische Ich es tut.
Wie in der vorangegangenen Analyse ermittelt, beschreibt das lyrische
Ich seine Geliebte mit vielen Metaphern und erzeugt so das Bild einer
vollkommenden Person (vgl. v. 7,8). Jedoch nennt er ihre
Eigenschaften nicht direkt beim Namen, wie es das lyrische Ich in
„Intermezzo“ tut.
Die
Liebe, die in beiden Gedichten beschrieben wird, wird in „Intermezzo“
gesetzter und nüchterner dargestellt als bei dem Gedicht von
Heinrich Heine. In Vers zwei wird beschrieben, dass das lyrische Ich
das Bildnis seiner Geliebten im „Herzensgrund“ hat, was eine
starke, tiefe und gesetzte Verbundenheit sowie Liebe ausdrückt. Im
Gedicht von Heine wird die Liebe als blühend und frisch beschrieben
(vgl. v. 5,9) und wirkt noch sehr aufregend. Diese Eindrücke werden
von den unterschiedlichen Metren verstärkt. Während in „Intermezzo“
ein durchgehender 3-hebiger Jambus zu finden ist, der Ruhe und
Gelassenheit erzeugt, gibt es in dem anderen Gedicht kein festes
Metrum. Dies trägt dazu bei, dass die Liebe, die beschrieben wird,
dynamischer und wilder wirkt.
Abschließend
könnte man zu diesem Aspekt sagen, dass zwei verschiedene
Beziehungs-Level beschrieben werden. Bei Heine wird eine neue Liebe
beschrieben und bei Eichendorff eine Liebe, die schon lange hält und
tief verankert ist.
Es
fällt auf, dass in beiden Gedichten viele positive Wörter verwendet
werden. Im „Intermezzo“ benutzt das lyrische Ich Wörter wie
„frisch“ und „fröhlich“ (v. 3) oder „schönes“ (v. 6).
In dem anderen Gedicht Wörter wie „kichern“ und „kosen“ (v.
9) oder duftend (v. 12)
In
der zweiten Strophe von „Intermezzo“ ist zu erkennen, dass das
lyrische Ich seine Gefühle für sich in seinem Herzen behält (v. 5)
und seine Gefühle nur seiner Geliebten in Form von Liedern offenbart
die still von seinem Herzen zu ihrem gehen (v. 6-8). In dem Gedicht
von Heine vergleicht das lyrische Ich seine Liebe und das lyrische
Dich mit der Natur (vgl. v. 7,9), also mit der Außenwelt und behält
seine Gefühle nicht für sich. Der Aspekt des Singens wird auch mit
eingebracht, jedoch kann man hier davon ausgehen, dass das lyrische
Ich laut singt, da aus dem Gesang Flügel entstehen (v. 1). Das Motiv
der Flügel wird auch indirekt im „Intermezzo“ aufgegriffen, da
das lyrische Ich davon redet, dass sich das Lied „in die Luft
schwingt“ (v. 7)
Auffällig
ist, dass es in dem Gedicht von Eichendorff keine direkten Bezüge zu
der Natur gibt sondern aus der Epoche der Romantik nur das Motiv der
Liebe aufgegriffen wird. Dies ist der größte Unterschied zu dem
Gedicht von Heine, das wie in der Analyse gezeigt, eine starke
Naturverbundenheit und Naturverehrung beinhaltet.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass die Gedichte das selbe Motiv der Romantik,
also Liebe, haben, sich jedoch in der Beschreibung ihrer
unterscheiden. Während bei dem Gedicht von Eichendorff die Liebe
mehr verankert und unaufgeregter ist, ist sie bei Heine dynamischer.
Die anfängliche Hypothese kann somit bestätigt werden.
Anmerkung:
Leider habe ich bei der Analyse das Rhetorische Mittel der Ironie
nicht beachtet. Heine kritisiert an der Romantik, dass sie sich zu
weit von der Wirklichkeit entfernt. Dies wird in diesem Gedicht durch
die träumerischen Bilder des lyrischen Ichs aufgegriffen, wodurch
ein ironischer Grundton entsteht.