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Seminararbeit / Hausarbeit

Analyse der Exil­li­te­ra­tur: Ignazio Silone: Vino e pane

7.689 / ~35 sternsternsternsternstern_0.75 Camilla K. . 2012
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Seminararbeit
Italienisch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2010 Vignazia

Camilla K. ©
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sternsternsternsternstern_0.75
ID# 16632







Analyse von Exilliteratur

Ignazio Silone

Vino e pane


Inhaltsverzeichnis

Statement 4

1.     Einleitung. 4

2.     Das Leben und Werk des Ignazio Silone. 5

2.1.      Biographische Eckpunkte. 6

2.2.      Die Politik und Silone. 8

2.3.      Das Exil in der Schweiz: Gründe und Folgen. 10

3.     Das Werk Vino e pane: Bedeutung und Besonderheiten. 12

3.1.      Titel, Sprache und Aufbau. 14

3.2.      Überblick der Haupthandlung. 15

3.3.      Vino e pane: Historisch kultureller Kontext 16

4.     Pietro Spina. 17

4.1.      Die Gestalt Pietro Spinas 17

4.1.1.       Name. 18

4.1.2.       Stellung in der Familie. 18

4.1.3.       Die Ideologie und Religion des Pietro Spina. 19

4.1.4.       Religiöse Symbole in Vino e pane. 21

5.     Land und Leute: Darstellung und Realität 22

5.1.      Dorfbewohner 22

5.1.1.       Religion. 25

5.1.2.       Lebensart und Ernährung. 26

5.1.3.       Beschäftigung. 26

6.     Der Exilbegriff und das Exil in Vino e pane. 27

6.1.      Das Leben und Schreiben im Exil:  Exilliterarische Hintergründe. 27

6.2.      Die Rückkehr nach Italien. 31

6.3.      Pietro Spina und Don Paolo Spada: Die Frage der Identität 32

6.4.      Spina und sein “esilio politico e interiore“ 32

6.5.      Die Selbstwahrnehmung Pietro Spina’s 33

7.     Gründe der Schilderung und Besonderheiten. 34

8.     Schlussfolgerung. 35


Statement

Die folgende Arbeit hat zum Ziel den Roman Vino e pane auf seine kulturwissenschaftlichen und exilliteraturwissenschaftlichen Aspekte hin zu analysieren und konzentriert sich indes auf die Bedeutung des Exils auf werkinterner Ebene sowohl als auch auf dessen Bedeutung auf werkexterner Ebene: auf das vom Autor durchlebte Exil.

Hier soll angemerkt sein, dass diese beiden Ebenen in der Analyse sehr wohl zu trennen sein werden, bei der Untersuchung aber gegebenenfalls Bezug auf autobiographische Hintergründe genommen wird, sollten diese von Bedeutung sein. Neben der genaueren Frage nach dem Exil und dessen Belichtung, müssen auch politische und kulturelle Hintergründe ausgeführt werden.

Ein wesentlicher Teil wird dabei die Beobachtung des Protagonisten und der wichtigsten Nebenfiguren sein.

1.   Einleitung

Die Werke Ignazio Silones sind in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung für die italienische Literatur- und Kulturwissenschaft. Seine Publikationen sind durchaus politischen Charakters, zeichnen sich aber gleichzeitig auch durch andere Thematiken wie Religion, Ideologie und Volksnähe aus. So auch in Vino e pane, seinem 1936 erschienen Roman, in welchem der sozialistische Protagonist nach dem Exil repatriiert und kurzerhand seine Identität ändern muss, um von den Faschisten nicht entdeckt zu werden.

Die Leserschaft begleitet ihn auf der Reise durch die Bergtäler der Abruzzen und beim Kontakt und Austausch mit den Ansässigen. Deren Lebenseinstellungen und Lebensumstände sowie Sitten und Bräuche, die vollends real geschildert werden, versetzen den Leser in das Italien der Zwischenkriegszeit. Immer wieder treffen unterschiedliche politische Theorien und weltanschauliche Konzeptionen aufeinander.

Eben dieses Miteinander von kulturellen Inhalten und politisch motiviertem Hintergrund machten, und machen heute noch,  Vino e pane nicht nur in Italien zu einem der bedeutendsten exilliterarischen Stücke des 20. Jahrhunderts.


2.   Das Leben und Werk des Ignazio Silone

(Abb. 1: Pescina, Abruzzi)

Mi piacerebbe di essere sepolto così, ai piedi del vecchio campanile di San Bernardo, a Pescina, con una croce di ferro appoggiata al muro e la vista del Fucino in lontananza.


(Gir 1991:295)

2.1.             Biographische Eckpunkte

Hierin soll lediglich ein kurzer, rahmenhafter Überblick über die biographischen Daten Silones gegeben werden, die sich als hilfreich für die spätere Analyse zeigen werden. Hauptaugenmerke sind  vor allem die politische Aktivität, auch genauer ausgeführt in 2.2.,  und die Zeit die Silone im Exil verbrachte.


Geboren als Sohn eines Grundbesitzers und einer Weberin in dem Dorf Pescina dei Marsi in der Nähe der Stadt Aquila in den Abruzzen im Jahr 1900, lebte Secondo Tranquilli (später erst führte er das Pseudonym Ignazio Silone ein) gemeinsam mit seinen Brüdern und Geschwistern. Scurani (1969:9) deutet darauf hin, dass die patriarchalische Vaterrolle starke Einflüsse auf die spätere Einstellung und Haltung des Schriftstellers gehabt habe.

Sein Vater war bekannt für seine Schwäche für den Wein und für seine aufbrausende und eigensinnige Art. Scurani spricht im Folgenden von einem carettere straordinario, impulsivo e anticonformista. Die Familie verlor den Vater beim Erdbeben 1913 und mit eben dessen Tod verloren die Tranquillis auch weiter und weiter an Wohlstand und Geld - denn das Erbe war bald ausgeschöpft.

Dies war auch der Grund warum Silone seine Schulausbildung aufgeben musste, um gemeinsam mit der Mutter den Erhalt der Familie garantieren zu können. Als auch seine Mutter im Jahre 1915 starb, lebte er fortan mit seinem letzten überlebenden Bruder bei seiner Großmutter, setzte seine Schulausbildung jedoch wieder fort (zuerst in Rom, dann in San Remo und Kalabrien (vgl. Forbice 2007: 285).

Darauf folgten Jahre von hohem politisch-sozialen Engagement in Rom. Von 1917 an, wurde Silone zum Sekretär der sozialistischen Jugend und war beteiligt an der Erscheinung verschiedener Zeitungen, unter anderem arbeitete er für die Avanti!, die L’Avanguardia, die Wochenzeitung der jungen Sozialisten, in Rom und die Il Lavoratore in Triest (vgl. Scurani 1969:10).

Silone kam 1929 als Kämpfer für den Kommunismus in die Schweiz, 15 Jahre später verlies er dieselbe wieder als freier Sozialist (vgl. Holmes 2005: preface) und konnte wieder nach Italien zurückkehren, wo er sich in Rom niederließ.


Im August 1978, in seinem Lebensabend, befand sich Silone aufgrund ärztlicher Bedürfnisse gemeinsam mit Ehefrau Darina in Genf. In seiner Einsamkeit und den unausweichlichen Tod spürend, hatte er nur noch einen großen Wunsch (siehe Abb.1), nämlich den, in seinem Heimatdorf, Pescina dei Marsi, in den Abruzzen begraben zu werden.

In seiner Heimat, von der er nur allzu lange zu Lebzeiten getrennt gewesen war. Am 18. August 1978 stirbt Silone dann nach einer Serie von Krankheiten in einer Klinik in Genf und wird darauf hin an seinen Geburtsort gebracht und, seinem Wunsch gemäß, begraben.


2.2.             Die Politik und Silone

Sein politisches Interesse erwachte bereits im Jugendalter. Ignazio Silone setzte sich stets für die Interessen der landwirtschaftlichen Arbeiter ein: er und provozierte Aufruhr und Erregnis indem er Aufstände und Streiks organisierte (vgl. Virdia 1970: 144). Streiks im Namen der landwirtschaftlichen Arbeiter seiner Region, Streiks gegen die feudalen Strukturen einer Fürstenfamilie die alleiniger Eigentümer des Bonifizierungsgebiets des Fucino war.

Es ist also gerade das sich Einsetzen für die Bauern, das Silone auszeichnet. Sein Ziel war es, sich für die arme Bevölkerung stark zu machen und dafür zu kämpfen, dass die Bauern das bekommen, das ihnen zusteht. So schreibt Scurani (1969:10) beispielsweise “La ribellione alle ingiustizie che vedeva ogni giorno commettere contro i poveri delle sue terre lo spinse, a diciotto anni, ad abbracciare il socialismo“. 1921 nahm er an der Gründung der PCI (Partito Comunista Italiano) Teil und arbeitete wenig später bereits für Zeitschriften wie L’Avanguardia, wo er sogar die Leitung übernahm, oder Il Lavoratore  (siehe auch 2.1.). An dieser Stelle ist es aber notwendig anzumerken, dass die PCI unter dem faschistischen Italien illegal tätig war.

Silone tätigte einige Parteimissionen und Parteireisen und kümmerte sich um die Veröffentlichung der L’Unità und anderen Zeitschriften. Seine politische Zufriedenheit und sein Glaube an den Kommunismus wurden aber mit einer Sitzung des Exekutivausschusses (“Sessione dell’Esecutivo dell’Internazionale Comunista“) in Mosca, im Jahre 1927 gebrochen (vgl. Sicurani 1969:10).


“Quell’ultimo viaggio a Mosca m’aveva svelato l’estrema complessità e contraddittorietà del comunismo, di cui, in realtà, per esperienza personale conoscevo solo un settore, quello della lotta clandestina contro il fascismo. Il soggiorno a Mosca mi aveva mostrato il rovescio della medaglia. Ecco dunque che il comunismo, sorto dalle più profonde contraddizioni della società moderna, le riproduceva tutte nel suo seno, e con esacerbata virulenza, seppure in un quadro istituzionale e sociale diverso: militavamo sotto le sue bandiere, ribelli e persecutori, eroi e sicari, sfuttati e sfruttatori, giornalisti i quali rischiavanao la vita per rivendicare un’ illimitata libertà di stampa e altri che scrivevano l’apologia della censura e della soppressione di ogni stampa avversaria;“

(Forbice 2007: 18)


Seine konträren Ansichten und Kritik werden unter Parteikollegen langsam bekannt und es kommt zum Ausschluss Silones aus der PCI im Jahre 1930. Silone ist fortan gezwungen sich zu verstecken und, wenn überhaupt, seine politischen Interessen heimlich zu vertreten. Es folgen Jahre des Exils zuerst in Frankreich, dann in der Schweiz.

Da er als offizieller Flüchtling des Italienischen Faschismus galt, war es ihm in der Schweiz nicht erlaubt politisch aktiv zu sein. Immer öfter aber tauchen in Schriften über Silones Exil in der Schweiz Thesen auf, welche besagen, dass er trotz dieses Verbots seine politischen Kontakte aufrecht erhalten habe. Signori (1979: 93) beispielsweise erinnert, dass Silone im März 1935 im Briefwechsel mit seinen Verbündeten in Paris eine Rachetat gegen die Faschisten plante - was vermuten lies, dass er möglicherweise zu einem Attentäter werden könnte.

Weiters erwähnt Holmes den Kampf gegen die institutionalisierten Ideologien, und spielt dabei auf die Wandlungen und Vielseitigkeit von Silones Denkweise und Wertauffassungen an:


“Over the intervening years, accounts of this struggle between institutionalised ideology and individual conscience have cast Silone in a series of representative roles as a one-man embodiment of almost all key moments of the twentieth century: young Communist, anti-Stalinist, antifascist exile, lone socialist crusader, disillusioned Catholic and, most recently, Fascist informer.“

(Holmes 2005: 13)


Vom jungen Kommunisten zum Stalin Gegner und Antifaschisten im Exil. Vom einsamen sozialistischen Kreuzritter und verzweifelten Katholiken zum Informanten des Faschismus.  Silone durchging in seinem Leben des öfteren verschiedene Stufen und Wandlungen.


2.3.             Das Exil in der Schweiz: Gründe und Folgen

(Abb. 2: Tag der Arbeiter, 1. Mai 1934)


Im Ersten und Zweiten Weltkrieg, sowie in der Zwischenkriegszeit waren nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa Menschen gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Für viele Italiener war besonders die Schweiz ein Land, in dem man Zuflucht suchte, so auch Ignazio Silone. Abb. 2 zeigt einen Protestmarsch Italienischer Antifaschisten in der Schweiz.


“Si può parlare di romanzi scritti da Ignazio Silone negli anni dell’esilio, dopo la sua uscita dal partito comunista, come se essi fossero soltanto il frutto della delusione, della solitudine, e nello stesso tempo di una sorta di Ersatz della lotta politica, quasi un compenso psicologico dello scrittore [ .]“

(Virdia, 1970:39)

Auch Silone selbst sagte in einem Interview über seine Kunst “Nella mia vita l’arte ha avuto una funzione decisiva in cui avevo quasi perduto tutta la voglia di continuare a vivere“ (Pisegna Orlando 1999).


Seine Romane wurden weltweit gelesen und brachten ihm großen Ruhm, in Italien selbst waren die Werke Silones jedoch verboten und konnten nur heimlich eingeschmuggelt und gelesen werden. Obwohl er in seiner Zeit als Exilant nicht aktiv an der Politik teilnahm (vgl. Marelli 1989:41), vermutet man, dass er trotzdem Kontakt zu sozialistischen Gruppen hatte (siehe 2.2.).


3.   Das Werk Vino e pane: Bedeutung und Besonderheiten

Zuerst ist zu klären, welcher literarischen Strömung der Exilroman Vino e pane zugeordnet werden kann. Bei diesem Roman handelt es sich um ein neorealistisches Werk (vgl. Lewandowsky 1983: 3395). Da sich mit der Strömung des Neorealismus aber nicht ganz eindeutige Strukturen und präzise Merkmale nennen lassen, was eben den neorealismo besonders auszeichnet, kann man nur allgemeinere literaturwissenschaftliche Kodifizierungen in neorealistischen Werken bezeichnen.

Lewandowsky (1983: 3395) fasst diese folgendermaßen zusammen:


“[…] the crucial factor that defines a novel as neorealist is an implied author present in the novel who is motivated by social commitment and a didactic desire to tell. Other codifying factors include a mingling of reality and fiction and a qualified subjectivity of the author that affects setting and style. Style is innovative; a neorealist style as such does not exist.

The theme of the narrative is derived from the reality of the author’s life experience and describes the author more so than the social ills portrayed in the novel. “


Auch Holmes (2005:94) erwähnt, dass Silone nach der Titeländerung von Pane e Vino in Vino e pane  im Jahr 1955 alle direkten Erwähnungen von Mussolini entfernte. Dies diente aber nicht nur dazu um die Haupthandlung besser entwickeln zu können. Vor allem war es so möglich den Schwerpunkt auf die psychologische Darstellung der Erzählfiguren zu legen. Ein weiteres Merkmal seiner überarbeiteten Fassungen ist die überaus, durch plurilingualen und kulturellen Hintergrund, gekennzeichnete Sprache die von den meisten Kritikern in Italien hart kritisiert wurde.

In der Tat wollte er mit seiner Sprache einen knappen und ausdrucksstarken Stil erreichen. Nicht umsonst, da ein wesentlicher Teil dieses Romans es zum Ziel hat, das bäuerliche und ländliche, einfache Leben darzustellen. Unumstritten ist, dass es sich bei Vino e pane um einen Roman mit vielen autobiographischen Einflüssen handelt. Immer wieder können Parallelen zwischen der Hauptfigur Pietro Spina und dem Autor Silone gefunden werden.

Similaritäten gibt es in deren Familie, dem Heimatsort, in ihrer politischen Haltung und Aktivität und in ihren Ansichen und Ideologien.


Auch wenn trotz der häufig vorkommenden politischen und religiösen Themen der Anschein erweckt wird, dass es sich hier um einen politischen oder religiösen Roman handelt, so muss explizit gesagt werden, dass dies nicht der Fall ist (zum Thema Religion siehe Punkt 4.1.4.1.). Auch Sicari (1971: 681) bekräftigt, dass es sich bei Vino e pane um eine Geschichte mit den Bereichen Politik und Religion handelt, jedoch verweist auch sie auf folgendes Zitat von Silone: “I miei romanzi non sono politici, ma antipolitici. In essi è rappresentatta la condizione dell’uomo nell’ingranaggio della politica contemporeanea ed è evidente che l’autore è dalla parte dell’uomo e non dell’ingranaggio“. Silone sagte also einst selbst, dass es ihm vor allem darum ging, die Lage und Situation der Menschen des südlichen Italiens, ins Besondere jener der Abruzzen, zu Zeiten politischer Missstände abzubilden, und nicht politische oder religiöse Inhalte weiterzugeben.


Beinahe jeder cafone hat seinen eigenen Weingarten und auch scheint nicht nur das Wein bauen, sondern auch das Wein trinken ein großes Thema in den von vorwiegend Bauern belebten Dörfern zu sein. Für viele scheint der Wein eine willkommene Abwechslung, wahrscheinlich sogar eine Flucht vor der Wirklichkeit zu sein. Wenn die Männer abends müde von der Feldarbeit ins Dorf zurückkommen, gehen sie in das Wirtshaus, spielen Karten und trinken dazu Wein.

Immer wieder kommt Wein in irgendeiner Form in der Geschichte vor. Beispielsweise wird in einem Gespräch mit der Wirtin Matalena ersichtlich, dass sich Don Paolo mit Wein und Brot sehr wohl zufrieden gibt, und dass es nichts anderes zu Essen Bedarf um ihn zufrieden zu stellen:


“Don Paolo non era mai stato un ghiottone a Pietrasecca, d’altronde, non c’era molto da scegliere per alimentarsi. Il pane bagnato nel vino era la cosa che ancora gradiva di più “


(Vino e pane, 83)


Aber auch schon zu Beginn des Romans, als Pietro Spina sich in einem Viehstall auf dem Heuboden versteckt, bringt ihm Cardile Mulazzi, der sich seiner in kranken Tagen annimmt, Wein und Brot. Also auch das Brot, wichtiges Grundnahrungsmittel für die armen Bauern, kommt immer öfter vor. Wein und Brot können aber nicht nur mit dem bäuerlichen Leben in Verbindung gebracht werden.


“Bread symbolizes life. It is the nourishment that sustains life. “Jesus said in John 6:35, “I am the bread of life. He who comes to me will never go hungry.” Bread also represents the physical body of Christ. At the Last Supper Jesus broke bread and gave it to his disciples. Wine represents God’s covenant in blood, poured out in payment for mankind’s sin.”

(Fairchild 2010)


Brot und Wein stehen also nicht nur für das bäuerliche, einfache Leben, sondern kann auch anspielend auf die religiöse Bedeutung hin interpretiert werden.


3.2.             Überblick der Haupthandlung

Im Grunde steht Pietro Spina im Zentrum des ganzen Romans. Pietro Spina, einst aus Italien verbannt um im Exil in Frankreich und der Schweiz zu leben, kehrt heimlich nach Italien zurück. Durch seine Krankheit jedoch, ist er gezwungen, sich von Cardile Mulazzi und einem faschistischen Arzt, Nunzio Sacca, helfen zu lassen.

Anfangs findet er Unterschlupf in einem Viehstall, wo ihn Cardile täglich mit Nahrung und, wenn möglich, mit Neuigkeiten in Form von Briefen und Zeitschriften versorgt. Nach einiger Zeit bessert sich die gesundheitliche Lage von Pietro Spina, dennoch braucht es noch Monate  bis er in der Lage ist, weiter alleine seine Reise anzutreten. Auf Empfehlung von Mediziner Sacca, lässt sich Spina, wenn auch mit großen Widerwillen, darauf ein, sich fortan als Priester zu verkleiden und auszugeben und nach Pietrasecca, einem kleinen Bergdorf, zu reisen um sich dort für einige Monate auszukurieren.

Er hofft so, örtlichen Widerstand gegen die Faschisten zu erreichen. Dieser Traum aber scheint zu platzen, als Pietro Spina von Alberto Colamartini, der nun bei der Miliz ist, verraten wird. Sofort muss Spina in die Berge flüchten, was sich als äußert schwierig erweist, da sich das Land in tiefstem Winter befindet. Als Cristina versucht Pietro in den verschneiten Bergen aufzuspüren, fällt sie letztlich hungrigen Wölfen zu Grunde und wird getötet.


3.3.             Vino e pane: Historisch kultureller Kontext

In diesem Punkt sollen die historischen, kulturellen und politischen Hintergründe der Erzählzeit genauer erläutert werden. Die Geschichte des Romans spielt Im Italien der Zwischenkriegszeit, das Land wird von den Faschisten regiert. Ein wichtiges Datum, welches auch im Roman vorkommt ist jenes der Kriegserklärung an Afrika: im Jahre 1935, am zweiten Oktober erklärte Mussolini Äthiopien den Krieg (Holmes 2005:95).

Auch in Vino e pane spielt dieser Krieg eine große Rolle. Am Tag der Kriegserklärung wird in den Dörfern der Abruzzen ein großes Fest gefeiert, Lautsprecher und Musikkappellen ertönen und loben den “Führer“ Mussolini. In (Abb. 3) kann man Militanten erkennen und dahinter steht der Schriftzug Porteremo il negus al duce, zu Deutsch “wir werden den König zum Führer bringen“.  Negus steht im Afrikanischen, ins besondere in der Sprache Äthiopens, für König, Herrscher oder Regent (Merriam Webster Online Dictionary, 2010).

4.   Pietro Spina

4.1.             Die Gestalt Pietro Spinas

Schon als Kind war Pietro eher schwach und kränklich, er war nie ein schöner Junge gewesen, aber es war sein Blick der seinen Geist und seinen Willen widerspiegelte:


“Nella fotografia, Pietro Spina era accanto a don Benedetto, che gli posava una mano sulla spalla. Spina aveva un aspetto sparuto, terreo, lo sguardo imbronciato e la cravatta di traverso.“

(Vino e pane, 49)


Auch Jahre später besticht Spinas Erscheinen durch den von der Lungenkrankheit gezeichneten Körper. Als ihn Nunzio Sacca das erste mal nach 10 Jahren wieder gegenübertritt, kann dieser sein Entsetzen über den körperlichen Zustand und das Aussehen Pietro Spinas kaum verbergen:


“Solo allora il medico riconobbe il suo antico comepagno di collegio, Pietro Spina; ma restò senza fiato per la sorpresa. “Sei tu? Come ti sei ridotto“. Gli occhi grandi stralunati nelle occhiai profonde e la bella fronte spaziosa erano i soli tratti che potevano ricordargli l’antico compagno“

(Vino e pane, 61)


4.1.1.               Name

Der Name hat im Roman eine große Bedeutung, spielt dieser doch bei einem Identitäswechsel eine fundamentale Rolle. Silone lässt Pietro Spina vor dem Fortsetzen seiner Flucht zu Don Paolo Spada werden. Auffällig ist hier, dass die Anfangs- und Endbuchstaben dem wirklichen Namen des Hauptcharakters gleich sind.

Dennoch entschied er sich vor Paolo Spada und nicht für Pietro Spada, da dieser zu unsicher war, zu sehr an seinen Geburtsnamen erinnern würde (vgl. Silone 1986: 85). Die Namensänderung, auch wenn sie nur vorläufig ist, und dazu dient, nicht von den Faschisten gefunden zu werden, stellt jedenfalls einen wesentlichen Aspekt in diesem Werk dar. Der Name steht natürlich auch immer in Verbindung mit der eigenen Identität, ist sozusagen, das Aushängeschild der eigenen Identität.

Die Tatsache, dass Pietro Spina mehr oder weniger gezwungen ist, seinen Namen zu ändern und sich als Priester auszugeben, bringt ihn immer wieder in einen Konflikt, aber auch in interessante Diskussionen über die Religion und religiöse Ansichten. Interessant ist weiters die Tatsache, dass eben auch Silone seinen Namen von Secondino Tranquilli auf Ignazio Silone geändert hat.


Mit seinem revolutionären Denken und seinen Plänen hat er bereits in seinen Jugendjahren den familiären Kontakt abgebrochen, um seine persönlichen Träume durchsetzen zu können.


“Da molti anni ho rinunziato alla parentela del sangue. È scomodo, ma penso che bisogna cominciare di lì.[ .] La sola parentela che ora rispetto è quella delle anime.“

(Vino e pane, 53)


4.1.3.               Die Ideologie und Religion des Pietro Spina

Was Pietro Spina betrifft, so ist sehr interessant, dass dieser im Laufe seiner Entwicklung seine Einstellung gegenüber der Religion ändert. Auch mit seiner Kostümierung ändert sich einiges. In den ersten Tagen in Pietrasecca, wo er zu Bettruhe verpflichtet ist, findet er fast ein wenig Gefallen an den Gebeten und Breviers, die ihm Nunzio für seine Kurverschickung in den Bergen zur Verfügung gestellt hat.


“Così arrivò un giorno che si sentì sempre più attratto da quei libri sacri e finì per leggerli ogni sera finchè gli occhi vi resistevano.

(Vino e pane, 110)


Später schreibt er in einem Brief an Nunzio, dass er sich durch diese Lektüre in sein früheres Leben zurückversetzt fühlte. Denn als Pietro Spina noch ein Schützling von Don Benedetto war, so wollte er selbst ein Heiliger werden:


(Vino e pane, 50)

Jedoch nur wenige Jahre später, schloss er sich der sozialistischen Jugend an, die bekannt war für ihren Atheismus und Materialismus. Pietro Spina wählte für sich den Weg des spirituellen Exils weil er sich in seiner Heimat die vom Faschismus heimgesucht wurde, als “straniero“ fühlte. Er nimmt also die Einsamkeit der Expatriierung auf sich, um zu Freiheit und Unabhängigkeit zu gelangen.

Auch bei seiner Rückkehr macht er klar, dass es sich lohnt, für seine Freiheit kämpfen:


“La libertà non è una cosa che si possa ricevere in regalo. Si può vivere in paese di dittaturae ed essere libero: basta lottare contro la dittatura. Anche sotto una dittatura, l’uomo che pensa con la propria testa, è un uomo libero. L’uomo che s’impegna per qualche cosa ch’egli ritiene giusto, è un uomo libero.“

(Vino e pane, 51)


Bereits der erste Schauplatz des Romans, das Haus von Don Benedetto, lässt vermuten, dass die Religion ein wichtiges Thema im Werk spielen wird. Aber nicht nur die Religion alleine, sondern auch die Frage ob man Religion und Politik trennen müsse oder könne. Beim Gespräch zwischen Don Benedetto, dem früheren Lehrer Spina’s, mit seinen beiden ehemaligen Schülern Concettino Ragù und Dottor Nunzio Sacca (später stößt auch Don Piccirilli - Konformist und Aktivist - bei) kommen sie über Pietro Spina zu sprechen. Holmes (2005: 98) schreibt:



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