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Rezension
Kunst/Design

Universität Oldenburg

2016

Clemens B. ©
3.50

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sternsternsternsternstern
ID# 79061







Analyse der Ausstellung: Edith Ruth Haus - "Kunstpädagogischer Positionen"

Im Zuge des Modules „Kunst, Medien und ihre Vermittlung: aus bildungstheoretischer und fachwissenschaftlicher Perspektive“, in welchem die Studierenden sich vertiefend mit Fragestellungen der Kunstvermittlung in bildungstheoretischer Hinsicht beschäftigen, wurde das Edith Russ Haus besucht.

Das Modul zielt unter anderem darauf ab, den Studierenden Kenntnisse "Kunstpädagogischer Positionen" und Verfahren sowie Ansätze der Kunstvermittlung und deren Bezüge zum zeitgenössischen Kunstfeld zu vermitteln aber auch ästhetisch-praktische Auseinandersetzungen und fachliche Anwendungen von Kunst der Gegenwart durchzuführen.

Bestandteil dieses Moduls ist eine Übung, in welcher sich die Studenten mit Institutionen beschäftigten, die Kunst vermitteln. Mit theoretischen Grundlagen von Institutionstheorien von sozialen Ein- und Ausschlussmechanismen in dem Bereich der Kunst haben circa 30 Studierende am 05.12 das Edith Russ Haus besucht.

In diesem Museumsbesuch untersuchten die Studierenden, welche Ein- und Ausschlüsse in den verschiedenen Ausstellungsbereichen zu finden sind. Dabei haben sich die Teilnehmenden des Seminars am Anfang des Besuches ganz frei die Ausstellung angesehen. In einem weiteren Schritt haben alle gemeinsam Kategorien entwickelt, um die Ausstellung bzw. das Haus hinsichtlich möglicher Ein- und Ausschlüsse zu untersuchen.

Hiermit ausgestattet haben die Gruppen sodann verschiedene Untersuchungsbereiche analysiert. Unter verschiedenen Gesichtspunkten haben sich die StudentInnen mit

• der Sprache der Rahmentexte wie bspw. Infotexte oder Bildtafeln, des Begleitheftes und etwaiger Flyer sowie der gezeigten Arbeiten;

• der Atmosphäre des Hauses vom Eingang bis hin zu den verschiedenen Ausstellungsebenen; • der generellen Orientierung im Haus;

• der Webseite und Zugangsbedingungen »von außen« befasst.


Sprache


Die Untersuchung der Rahmentexte bezog die Bildunterschriften an der Wand bzw. neben den Werken mit ein sowie andere Informationstexte. Bei den Bildunterschriften wurde festgestellt, dass diese in jedem Raum unterschiedlich waren und nicht unbedingt einem einheitlichen Muster in der Kategorie Gestaltung, Formulierung oder Platzierung folgten.

Wandschriften auf der oberen Ebene außerhalb des Kabinetts beinhalteten Autor_in/Künstler_in, Titel, Jahr und Werkform. Lediglich der letzte Punkt, die Form des Werkes, ist in Deutsch und Englisch vorhanden. Es stand zur Debatte, ob eine generelle Übersetzung für ein Museum mit internationalem Publikum eine sinnvollere Lösung wäre oder eine klare durchgezogene Einheitlichkeit der Rahmentexte.

Bei Infotexten wie bspw. den Holzschnitten fehlten Zuweisungen zu den Werken. Zudem wurde bei fast allen Infotexten ein zum Teil umfassendes Vorwissen zur jeweiligen Thematik vorausgesetzt. Der Fach-/Fremdwort-Anteil aller Texte war sehr hoch, was neben einer teils stark ausgereizten grammatikalischen Satzbildung zu Frustration führte und sich als gravierender Ausschlussfaktor erwies.

Zu überlegen wäre Begleithefte mit den Richtlinien des Netzwerkes für „Leichte Sprache“1 zu erstellen, um einen Ausschluss über die Sprache zu umgehen. Ähnliche Kritikpunkte, wie der hohe Anteil an Fachsprache, komplizierte und verschachtelte Sätze oder der unnötige Einsatz von verschachtelter Grammatik, betreffen auch das Begleitheft zur Ausstellung, welches eine deutsche und eine englische Fassung beinhaltet.

Der Aufbau und Inhalt mit Vorstellung der Ausstellung, Hilfstexte zu den einzelnen Kunstwerken, Lageplan, Vorstellung der Künstler_innen ist umfangreich und ausreichend, jedoch ist der Text ist schwierig geschrieben. Durch lange verschachtelte Sätze und viele Fremdwörter wird auch in diesem Medium ein Ausschluss durch Sprache praktiziert, zu dem werden keine konkreten Beispiele zu gestellten Aussagen genannt und es wird eine sehr große Allgemeinbildung sowie politische Aufgeschlossenheit vom Leser erwartet.

„Dabei liegt ein besonderer Fokus auf künstlerischen Strategien, die sich vielfältiger narrativer Strukturen und filmischer Erzählungen bedienen und dabei auf Dokumente und Archive zurückgreifen.“2

Vorschlag einer besseren Formulierung wäre in diesem Kontext:

„In der Ausstellung werden Strategien verschiedener künstlerischer Auseinandersetzungen gezeigt: Auf der Basis von Dokumenten und Sammlungen wurden z.B. Erzählungen und kurze Filme von KünstlerInnen erstellt.“

Wobei die Autorin dieser Formulierung unterstreicht, dass auch diese Neufassung noch einfacher zu gestalten wäre. Hierzu soll noch einmal der Vorschlag zur „Leichten Sprache“ aufgegriffen werden.


Atmosphäre


Eine weitere Gruppe hat die Atmosphäre im gesamten Edith Russ Haus untersucht. Als Untersuchungsmerkmale dienten hierbei Licht, Akustik und Raumgestaltung. Zur Lichtsituation wurde vermerkt, dass diese sehr uneinheitlich ist. Der Rückschluss, dass dieser Umstand auch teilweise den Werken geschuldet war, bedarf hier keiner weiteren Erwähnung, jedoch wurde angemerkt, dass die je nach Raum unterschiedlich vorherrschenden Lichtverhältnisse, auch individuell sowohl Wohlbefinden als auch Unwohlsein erzeugt haben.

Ein Hörsensibles Museum, ggf. in der Kooperation mit der Universität Oldenburg, die als "Hörsensible Universität" 3einen Zusammenschluss aus der Clearingstelle "Hören" im Ambulatorium für ReHabilitation und des Autonomen Referates für behinderte und chronisch kranke Studierende der Universität Oldenburg, darstellt, wäre denkbar um eine Sensibilisierung dieser Thematik auch im Edith Russ Haus einbauen zu können.


Orientierung


In der Arbeitsgruppe die sich zum Thema der Raumaufteilung, -gestaltung und -begehbarkeit gekümmert hat wurde auch die personale Vermittlung im Eingangsbereich begutachtet. Diese war durch einen anwesenden Mitarbeiter geboten, welcher zum Übermitteln von Informationen, Beantworten von Fragen oder Übergeben von Materialien den Besuchern zur Seite stand.

Unter dem Gesichtspunkt der Räumlichkeiten wurde auch die Barrierefreiheit des Edith Russ Hauses untersucht und festgestellt, dass die unteren Räumlichkeiten mit Gehbehinderung oder Rollstuhl nur schwierig bis gar nicht zu erreichen waren. Letztlich wurde angemerkt, dass für die Führung einer Gruppe/Schulklasse scheint es nur einen begrenzten Raum für Besprechungen in größerer Runde zu geben, wenn das Kabinett als Ausstellungsraum genutzt wird.

Unter Rücksprache mit dem Personal des Edith Russ Haus konnte kein gewollter Startpunkt für die Ausstellung gefunden werden, es gab also eine offene Raum- und Ausstellungserschließungsmöglichkeit des Besuchers. Ebenso waren keine Nummern oder Pfeile zur Orientierung an einer festen Reihenfolge angebracht, lediglich durch die Grundrissabbildungen im Flyer konnte der Besucher einen Überblick erlangen, dies jedoch frei von Lenkung oder einem erfassbaren didaktischen Konzept.

Möchte man sich im digitalen Zeitalter über ein Museum informieren, dann ist die Webseite die erste Anlaufstelle. Heutzutage nutzen immer mehr Menschen das Smartphone um sich mobil zu informieren. Leider ist die Webseite des Edith Russ Haus nicht für mobile Geräte optimiert, was bedeutet dass man umständlich navigieren muss und die Inhalte nicht adäquat angesehen werden können.

Eine Websiteoptimierung für kleine Displays und/oder touchbasierte Menüführung als mobile Version der Webseite, wäre ein Vorschlag des Seminares für einen vereinfachten Zugang. Die Inhalte der Homepage könnten ebenfalls auf das Web 2.0 abgestimmt werden. So würde es helfen die Videos zu den Ausstellungsräumen via Youtube zu implementieren oder Interaktive Karten zu gestalten in denen der Nutzer sich umsehen kann.

Die Anfahrt und Wegbeschreibungen zum Edith Russ Haus könnten mit Google Maps unterstützend visualisiert werden, was auch auf mobilen Geräten das finden des Museums einfacher gestalten würde.

Weitere Vorschläge: In einer Nachbesprechung im Seminarzeitraum ergab sich zu den oben genannten Kritikpunkten noch der Vorschlag eines interaktiven Feedbackbogens auf der Webseite des Edith Ruth Hauses - Ein kurzer geschlossener Feedback/Fragebogen, der durch Anklicken von Punkten und ein offenes „Was ich noch sagen wollte:“ Dinge wie Aufbau, Akustik oder ähnliche Gesichtspunkte behandelt.

So könnten schnell und der heutigen Zeit angemessen erfragt werden wie die Menschen den Besuch im Museum beurteilen. Ein mobiler Zugang zu diesem Fragenbogen wäre von Vorteil und könnte gegebenenfalls auch über einen QR-Code geregelt werden.

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