Amon – Mein Großvater hätte mich erschossen
Jennifer wird im Jahre 1970 als Tochter von Monika Göth und eines nigerianischen Vaters geboren. Mit einem Alter von vier Wochen wird sie von ihrer Mutter in ein katholisches Kinderheim gebracht, wo sie in der Obhut von Nonnen aufwächst. Mit drei Jahren kommt sie zu einer Pflegefamilie, die sie im Alter von sieben Jahren adoptiert.
Obwohl jeder durch ihre dunkle Hautfarbe sofort erkennt, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern sein kann, wird sie von diesen genauso geliebt wie ihre Brüder und sie genießt eine schöne Kindheit. Mit der Adoption reißt allerdings auch der Kontakt zu ihrer Mutter und ihrer Großmutter ab.
Davor wurde sie mehrmals in verschiedene Pflegefamilien gesteckt, doch für die einen war sie zu groß, den anderen gefiel ihre Hautfarbe nicht. Doch von Gerhard und Inge Sieber, ihre Adoptiveltern, wird sie von Anfang an behandelt, als wäre sie ihr leibliches Kind.
Im Alter von 20 Jahren macht Jennifer ihr Abitur und reist danach nach Paris, wo sie Kinder einer Pariser Familie betreut. In einem ihrer Kurse an der Universität Sorbonne lernt sie Noa kennen. Ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor gefallen Jennifer. Die beiden freunden sich an, einige Monate später fliegt Jennifer nach Tel Aviv um ihre Freundin zu besuchen.
Diese stellt ihr Anat vor, mit der sie sich in den darauffolgenden Wochen und Monaten ebenfalls anfreundet. Hier erlebt sie eine Leichtigkeit, die sie ihr ganzes Leben noch nicht erlebt hatte. Sie will in Israel bleiben. Zumindest für eine Weile.
In Israel lernt Jennifer auch Shimon kennen, einen Kapitän. Obwohl er fast doppelt so alt wie sie ist, verstehen sich die beiden von Anfang an gut und werden auch bald ein Paar. Jedoch kann Jennifer mit ihrem Alter noch nicht die Verantwortung übernehmen, wochenlang auf seine Tochter aufzupassen, während er auf dem Meer unterwegs ist, weshalb eine Trennung unvermeidbar wird.
Doch Jennifer lernt nicht nur die schönen Seiten Israels kennen. Sie entgeht einem Terroranschlag indem sie ihren Bus zur Universität verpasst und den nächsten nehmen muss. Langsam begreift sie, dass Israel nicht dass Paradies ist, für das si.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. Die darauffolgenden Tage verbringt Jennifer im Bett das Buch lesen. Ihr Mann erledigt für sie jegliche Aufgaben, kümmert sich um die Kinder.
Erst durch die Tatsache, dass sie die Enkelin Göths ist, wird Jennifer das Ausmaß seiner Verbrechen bewusst.
Sie stellt nun alles in Frage, alles, was ihr Leben bis dahin ausgemacht hat: die enge Beziehung zu ihren Adoptivbrüdern, ihre Freundschaften in Israel, ihre Ehe, ihre zwei Söhne. Sie fühlt sich, als hätte sie alle betrogen. Dabei ist sie diejenige die betrogen wurden. Um ihre Kindheit. Um ihre Identität.
Sie fühlt sich auch von ihrer Adoptivfamilie betrogen, aber als sie diese mit ihrer Entdeckung konfrontiert, wird klar, dass sie genauso wenig wusste wie sie selbst.
Um alles besser zu verarbeiten fährt sie nach Krakau, um sich selbst ein Bild von Plaszów zu machen. Sie muss an ihre Großmutter denken: Diese hat ihren Mann, Amon Göth, bis zu dessen Tod und darüber hinaus idealisiert und geschätzt. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfindet Jennifer ihre Hautfarbe als Schutz, als Schutz für die Tatsache, dass sie Deutsche ist.
Sie trauert nicht um ihren Großvater, den sie nie kennengelernt hat, sondern um ihre Großmutter. Als Kind war es für sie immer unvorstellbar, dass ein Mensch, den man liebt, auch noch eine andere, dunkle Seite hat. Jennifer wusste vor dem Lesen des Buches zwar, dass ihre Großmutter nicht mehr lebte, aber nicht, dass diese Selbstmord begangen hatte.
Im Buch wird diese von Monika Göth gleich zweimal als herzlos und egoistisch beschrieben: in der Zeit im Konzentrationslager an der Seite des Täters und dana.....
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Bitte Dokument downloaden. Wochen nach dem Treffen klingelt Jennifers Telefon. Eine Charlotte ist am Apparat. Ihre Halbschwester. Sie verabreden sich und verstehen sich von Anfang an gut.
Sie wird wütend auf ihre Mutter: warum hat sie Charlotte nicht beschützt? Aber sie hat sich vorgenommen, nicht wütend auf ihre Mutter zu sein. Sie möchte ihr immer offen gegenübertreten, ohne Vorbehalte.
Sie meldet sich monatelang nicht bei ihren israelischen Freunden. Schuldgefühle plagen sie. Ihr kommt es so vor, als hätte sie all die Jahre ein Doppelleben geführt. Als hätte sie ihre Freundinnen und alle um sie herum betrogen. Sie hat vor allem Angst, Noa alles über ihre Familie zu erzählen.
Sie weiß nicht wie sie es verkraften würde, denn sie nimmt sich manche Dinge sehr zu Herzen.
Die Familie von Noas Vater lebte in den USA, sie war sicher als Hitler an die Macht kam.
Die Familie von Noas Mutter stammt aus Polen, sie wurde von Deutschen mit Hunderten anderen Juden bei einem Massaker umgebracht.
Noa ist überzeugt, dass es Schicksal war, dass sie sich so unbefangen angefreundet haben. Sie kennt Jennifer nun seit 20 Jahren und betrachtet sie als Freundin, und nicht als Nazi-Enkelin.
Anats Vorfahren machten als Juden sogar Bekanntschaft mit Amon Göth, denn sie durchliefen das KZ Plaszów. Anat und Noa stammen von einer Opfergeneration ab, Jennifer von einer Tätergeneration.
Als Noas Sohn Kai mit seiner Schulklasse nach Polen reist, um mehr über die Zeit der Nationalsozialisten zu erfahren, kommt Jennifer mit, um ihre Geschichte zu erzählen. Sie will den Schülern eine andere Perspektive für die Geschehnisse geben. Es tut ihr gut und die Schüler bringen ihr ihren ganzen Respekt entgegen.
Für sie ist sie ni.....
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