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Seminararbeit / Hausarbeit

Alexander Hamilton ökono­mi­sche Theorie `Free Trade`

5.819 / ~27 sternsternsternsternstern Nils M. . 2015
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Seminararbeit
Volkswirtschaftslehre

Universität Potsdam

2014, Prof. Dunn

Nils M. ©
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sternsternsternsternstern
ID# 44375







Alexander Hamilton ökonomische Theorie ´Free Trade´

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 1


2. Die Person Alexander Hamilton vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte 2

2.1 Alexander Hamiltons Leben und Schaffen 2

2.2 Historische Einordnung Hamiltons ökonomischer Theorie 4

3. Report on the Subject of Manufactures 6

3.1 Vorteile einer Industriegesellschaft 7

3.2 Warum eine Binnenindustrie einem Importsystem vorzuziehen ist 9

3.3 Wirtschaftspolitische Konsequenzen 10

4. Bedeutung Hamiltons Theorie im historischen Kontext 12

4.1 Hamiltons Einfluss auf die Politik in der damaligen Zeit 12

4.2 Hamiltons Position im Vergleich zu anderen theoretischen Strömungen 14

4.3 Theoretische Ãœberzeugung oder realpolitische Erkenntnis 16

5. Aktualität der Theorie Hamiltons 17

6. Zusammenfassung und Fazit 19

7. Literaturverzeichnis 21


1. Einleitung


In Zeiten, in denen die Schere zwischen den armen und den reichen Ländern immer weiter auseinander geht, in der Freihandel propagiert und in der Kapital binnen Sekunden bewegt wird, wächst eine immer stärker werdende Opposition gegen die diese Dogmen. Vor allem der freie Handel steht im Zentrum vieler Kritiker. Dabei beziehen sie sich häufig auf das „Infant Industry“ Argument nach Alexander Hamilton.

Dieses Argument soll in der vorliegenden Arbeit in einen größeren theoretischen Kontext eingeordnet und in den historischen Hintergrund der Zeitepoche Hamiltons gesetzt werden. Darüber hinaus verfolgt diese Seminararbeit das Ziel, Hamiltons Theorie daraufhin zu untersuchen, inwieweit sie heute noch von Bedeutung ist.

Dazu beabsichtigen die Autoren zunächst die Person Alexander Hamilton und seine Karriere darzustellen, um im weiteren Verlauf eine historische Einordnung vorzunehmen und zu zeigen, warum sein Werk von besonderer Wichtigkeit für seine Epoche war. Dies geschieht, um Hamiltons Thesen nicht nur historisch korrekt einordnen zu können, sondern seine Erkenntnisse auch in die Gegenwart zu übertragen.

Nachdem der historische Kontext der Arbeit dargestellt ist, wird im 3. Kapitel auf das Hauptwerk Hamiltons, den „Report on the Subject of Manufacturers“, eingegangen und es werden die grundsätzlichen Annahmen, Schlussfolgerungen und Umsetzungsvorschläge analysiert.

Das 4. Kapitel dient dazu, Hamiltons direkten Einfluss auf die Politik der Zeit zu untersuchen. Um dies zu gewährleisten, wird dessen Werk von weiteren theoretischen Strömungen der Zeit abgegrenzt, eine Aufteilung in eine theoretische Überzeugung und eine realpolitische Erkenntnis vorgenommen. Insbesondere soll gezeigt werden, dass die theoretischen Ideen Hamiltons jenen von Smith ähnelten, er jedoch den Hintergrund der Zeit und die ökonomischen Gegebenheiten in seiner Analyse berücksichtigte.

Im 5. Kapitel findet eine Übertragung der Theorie in die heutige Zeit statt, um zu überprüfen, ob Hamiltons Ansatz auch heute noch von Bedeutung ist. Hierzu soll am Beispiel von China und Japan untersucht werden, inwieweit Hamiltons Theorie die Politik der genannten Länder beeinflusste. Abschließend findet eine Betrachtung der Freihandelskritik im Rahmen der Entwicklungspolitik der WTO statt.

In diesem Zusammenhang wird beurteilt, ob das „Infant Industry“-Argument als gültige Gegenthese zum Freihandel zu begreifen ist.

2. Die Person Alexander Hamilton vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte


In diesem Abschnitt soll die Person Alexander Hamilton kurz porträtiert werden und eine geschichtliche Einordnung erfolgen. Dies dient dem besseren Verständnis Hamiltons Theorie in Bezug auf die damaligen gesellschaftlichen Strukturen.


2.1 Alexander Hamiltons Leben und Schaffen


Alexander Hamilton gilt als einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Geboren wurde er auf den Westindischen Inseln - besser bekannt als Karibik – wahrscheinlich am 2. Januar des Jahres 1757, wo er auch seine Kindheit verbrachte (vgl. Rein 1929: 16 ; 51). Im Alter von 16 Jahren verließ er die Karibik in Richtung New York und immatrikulierte am King´s College der heutigen Columbia University. 1774 verfasste Alexander Hamilton seinen ersten politischen Artikel, in dem er die Patrioten gegen die Interessen der pro-britischen Kräfte verteidigte.

Noch bevor er das Studium abschließen konnte, schloss er sich dem Widerstand gegen die britischen Steuer- und Geschäftsregulierungen an. Dort traf er auf George Washington und kämpfte zusammen mit ihm für die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien (vgl. Rein 1923: 28). Nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges ging er zurück nach New York. In dieser Zeit arbeite er als Anwalt (vgl. ebd.: 52).

Zu seinen Klienten zählten vor allem britische Loyalisten, die er gegen die Patrioten vor Gericht verteidigte. Diese Prozesse waren wegweisend für das junge amerikanische Justizsystem. 1784 assistierte er bei der Gründung der „Bank of New York“, die heute die älteste Bank der Vereinigten Staaten von Amerika ist (vgl. Egger 2006: 2). Die aber wohl bedeutendste Leistung Hamiltons ist die Unterzeichnung der Verfassung der USA, die er mitverfasste (vgl. ebd. : 2 ; Keep 1994: 23).

Seine politische Laufbahn war durch zahlreiche einflussreiche Publikationen gekennzeichnet. So verfasste er, zusammen mit Jon May und James Madison, die „Federalist Papers“, die um 1788 veröffentlicht wurden. Darin beschreibt er seine normativen Überzeugungen und darüber hinaus seine politische Philosophie (vgl. Koritansky 1979: 100 ff). Im darauffolgendem Jahr übernahm er das Amt des ersten Finanzministers der Vereinigten Staaten von Amerika unter Präsident George Washington (vgl. Egger 2006: 2).

Die beiden verband ein starkes Vertrauensverhältnis aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges. Der junge Staat brauchte eine politische Administration, an deren Bildung Hamilton als Minister für Finanzen maßgeblich beteiligt war. An dieser Stelle seien vor allem die Erschaffung einer Zentralbank, der Aufbau eines Steuer- und Zollsystems, Regularien für die Staatsverschuldung und die Einführung eines Haushaltsplans erwähnt (vgl. Chernow 2004: 4).

Feste staatliche Institutionen gelten als das Fundament der weiteren Entwicklung der USA in dieser Zeit und Hamilton kann als Verfechter jener Institutionen angesehen werden. Die hohen finanziellen Belastungen des Unabhängigkeitskrieges und deren Bekämpfung standen im Mittelpunkt seines Handels. In diesem Zusammenhang verfasste er 1790 den „Report on Public Credit“, in dem er die Schulden der Nation als Preis für die Freiheit anführt (vgl. Egger 2006: 11).

Die Erfahrungen des Revolutionskrieges spiegeln sich in Hamiltons Überzeugung wider, das nationale Souveränität und Unabhängigkeit nur sicherzustellen seien, wenn ein Staat über die dafür nötigen militärischen Mittel verfüge (vgl. Culbertson 1910: vii). Aus dieser Überzeugung kann jedoch nicht abgeleitet werden, dass er Krieg als probates Mittel der Politik einschätzte.

Er setzte sich viel mehr für den Erhalt von Frieden ein vor allem mit Blick auf die Stärkung des Handels. Die durch Landwirtschaft geprägte US-Wirtschaft war stark von britischen Industriegütern abhängig und so sollte neben der politischen Unabhängigkeit auch eine ökonomische Unabhängigkeit von Großbritannien erreicht werden. Deshalb beauftragte Washington Hamilton mit der Erstellung eines Finanzberichtes, aus dem politische Maßnahmen zur Stärkung der Industrie abgeleitet werden sollten.

Im Jahre 1791 stellte er diesen dem Kongress vor. Der Finanzbericht „Report on the Subject of Manufactures“ steht im Zentrum der Analyse dieser Seminararbeit und wird im Kapitel 3 eindringlich untersucht. Insbesondere jene Publikation wird als Grund dafür angeführt, warum Hamilton als einer der bedeutendsten Ökonomen seiner Zeit gilt. Trotz der Tatsache, dass Hamilton neben George Washington, wie kein anderer Politiker die Anfangsjahre der USA prägte (vgl. Chenow 2004: 4) und er zusammen mit John Adams Mitgründer der Föderalistischen Partei war (vgl. Morse 1890: 16), ist Hamilton nie Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen.


2.2 Historische Einordnung Hamiltons ökonomischer Theorie


In diesem Abschnitt, soll ein kurzer historischer aber insbesondere wirtschaftstheoretischer Einblick in die Zeitepoche dargestellt werden. Dies verfolgt das Ziel, dem Leser ein tieferes Verständnis der Theorie Hamiltons zu ermöglichen und im sozioökonomischen Blickwinkel der Zeit zu verstehen.


Die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung am 4 Juli 1776 fiel in das gleiche Jahr, in dem Adam Smith „The Wealth of Nations“ (vgl. Smith 1776: 1) veröffentlichte und damit die ökonomische Theorie in den folgenden Jahren stark beinflusste. Der europäische Kontinent war jedoch vor allem durch den Merkantilismus gekennzeichnet. Merkantilismus steht für uneingeschränkte Regulierungen und eine durch staatliche Eingriffe geprägte Wirtschaftspolitik.

Die Ausprägungen waren in Europa jedoch sehr unterschiedlich, was an dieser Stelle aber nicht genauer thematisiert werden soll. Gemein war jedoch allen Facetten, dass insbesondere Handelsbilanzüberschüsse, die durch Edelmetalle oder andere Rohstoffe gedeckt wurden, als Quelle des gesellschaftlichen Wohlstandes begriffen wurden. Daraus ableitend wurden Exporte gefördert und Importe durch Zölle erschwert.

Die amerikanische Unabhängigkeit war im Jahr 1776 lediglich politisch geglückt und es bestand weiterhin eine bedeutende ökonomische Abhängigkeit Amerikas von Großbritannien. Das Empire verstand seine Kolonien als Rohstofflieferanten. Diese Rohstoffe dienten dazu hochwertige industriell produzierte Güter für den Export herzustellen. Es bestand demnach kein strategisches Interesse Großbritanniens die USA zu industrialisieren.

Das Verständnis für Hamiltons Theorie „Report of the Subject of Manufatures“ muss diese Gegebenheiten mit betrachten.

Wie bereits erwähnt erschien 1776 Adam Smiths ökonomisches Standardwerk und stellte somit die merkantilistische Wirtschaftsordnung in Frage. Smith und andere Klassiker waren der Ansicht, dass der Staat lediglich ökonomische Rahmenbedingungen schaffen und sich soweit wie möglich aus dem Wirtschaftsprozess fernhalten sollte. Ein soziales Optimum entsteht durch die Marktkonkurrenz, welches Smith durch die „Invisible Hand“ metaphorisch beschreibt.

Dieser Konkurrenzmechanismus galt auch international, eine Beschränkung von Importen widersprach dabei Smiths ökonomischen Grundideen. Er war der Ansicht, dass freier Handel die Quelle von Wohlstand ist. Somit kann diese Theorie auch als Anfechtung an das merkantilistische Wirtschaftssystem verstanden werden (vgl. Egger 2006: 7).

Gut zehn Jahre waren seit der Unabhängigkeit der USA vergangen, als Hamilton seinen vom Präsidenten Washington beauftragten Report dem Kongress vorstellte. Zu dieser Zeit waren die USA, verglichen mit den europäischen Großmächten Großbritannien und Frankreich, ein industriell unterentwickeltes Land (vgl. Keep 1994: 26ff). Auch wenn die Ökonomie primär durch Landwirtschaft gekennzeichnet war, so war diese in einem relativ primitiven Zustand.

Es wurde kaum mit Kapital produziert, große Landflächen lagen brach, der Organisationsgrad war gering und es mangelte an Produktionskapazitäten. Trotzdem galt die Landwirtschaft in den Augen vieler Amerikaner als der produktivste Industriezweig, oder wurde als einzige Industrie angesehen. Die Anbaumethoden sorgten dafür, dass Böden erodierten und Landwirte häufig gezwungen waren umzuziehen, was aus Hamiltons Sicht zu instabilen Verhältnissen führen könnte.

Deshalb setzte er sich dafür ein, Bauern dabei zu unterstützen, Anbaumethoden zu verbessern, um die Erosion von Böden zu verhindern (vgl. Cubertson 1910: 97). Hamilton widersprach der herrschenden Meinung und erkannte die Industrie sowohl als gesellschaftliche als auch als staatliche Quelle für Wohlstand. Darüber hinaus identifizierte auch Hamilton die Bedeutung des Handels für die Wohlfahrt und nahm an, dass ökonomische Unabhängigkeit nur als Handelsmacht zu erlangen sei.

Zusätzlich war er überzeugt davon, dass industrieller Export auch die Schulden der USA senken könnte, da ca. 80% der Zolleinnahmen in diesem Zweig generiert wurden (vgl. Nelson 1979: 973).

Eine vertiefte Betrachtung des sozioökonomischen Hintergrunds der Theorie Hamiltons kann an dieser Stelle nicht geleistet werden, da der Schwerpunkt auf der Analyse des „Report on the Subject of Manufactures“ liegt. Dieser soll nun vorgestellt werden.


In seinem Hauptwerk von 1791 schreibt Alexander Hamilton darüber, inwiefern eine industriell geprägte Volkswirtschaft einer landwirtschaftlichen überlegen ist, beziehungsweise welche Vorteile sie bietet.

In diesem Kontext erörtert er, weshalb die Notwendigkeit besteht, industrielle Güter lokal zu produzieren anstatt sie aus Drittstaaten zu importieren. Dabei gibt er zu beachten, dass die neu geschaffene Industrie zwingend die Unterstützung des Staates benötigt, was zum Beispiel das Eingreifen im Bereich des Arbeitsmarktes oder der Importzölle betrifft.

Im Folgenden sollen zunächst Hamiltons Ansichten zu den Vorteilen einer Industriegesellschaft dargelegt werden, bevor genauer untersucht wird, warum im Inland produzierte Industriegüter importierten vorzuziehen sind. Schließlich werden die genauen Forderungen nach staatlichem Eingriff erklärt, so wie Hamilton sie für notwendig erachtet.


3.1 Vorteile einer Industriegesellschaft


Zunächst sollte festgehalten werden, dass Alexander Hamilton es nicht zum Ziel hatte, den landwirtschaftlichen Sektor durch den industriellen zu ersetzen. Vielmehr war er der Meinung, dass eine verarbeitende Industrie, welche die unter anderem in der Landwirtschaft produzierten Güter weiterverarbeitet, zwingend notwendig für den Wohlstand des Staates ist (vgl. Hamilton 1791a:38).

1. Arbeitsteilung

Spezialisierung und Arbeitsteilung waren wesentliche Erfolgsfaktoren der Industrialisierung. Das heutige Wissen sah auch Hamilton voraus und prognostizierte einen Effizienzgewinn, der aus segmentierten Produktionsprozessen resultiert. In nächster Konsequenz kommt es somit zu einer gesteigerten Wertschöpfung: Der Staat als Einheit produziert mehr Güter (vgl. Hamilton 1791a: 39).

2. Vermehrte Nutzung von Maschinen

Die Nutzung von Maschinen führt zu weiteren Effektivitätsgewinnen, was Hamilton am Beispiel der Baumwollproduktion in Großbritannien erläutert. Im Unterscheid zur rein manuellen Produktion können Maschinen auch von Frauen und Kindern bedient werden und den ganzen Tag lang mit geringerem Arbeitseinsatz zur Produktion beitragen (vgl. Hamilton 1791b). Werden diese potentiellen Effizienzgewinne nicht in Betracht gezogen, werden mögliche zusätzliche Gewinne aus der Landwirtschaft verpasst (vgl. Hamilton 1791a: 39).

3. Zusätzliches Arbeitsangebot

Wie bereits in Punkt Zwei beschrieben, sind die physischen Anforderungen an Arbeiter mit zunehmender maschineller Unterstützung gesunken. Insbesondere Frauen und Kinder können nun zur Produktion hinzugezogen werden (vgl. Hamilton 1791b), aber auch ältere und körperlich eingeschränkte Personen sind dem Arbeitsmarkt nun nicht mehr vorenthalten.

Damals wie heute profitieren die USA von Einwanderung. Aus Hamiltons Sicht passiert dies auf zweifache Weise: zum Einen wird die Binnennachfrage durch die erhöhte Anzahl an Einwohnern erhöht, zum anderen bringen Einwanderer, welche zu Hamiltons Zeit meist Europäer waren, Kenntnisse der Industrie oder Landwirtschaft mit, wodurch diese verbessert werden können. Zusätzlich kann jener Influx an Arbeitern dazu genutzt werden, den industriellen Sektor aufzubauen ohne Arbeiter aus der Landwirtschaft abziehen zu müssen.

5. Diverse Industriezweige

Aus der unter Punkt Eins beschriebenen Arbeitsteilung resultiert eine Diversifikation der entstehenden Industriezweige. Laut Hamilton führt dies dazu, dass individuelle Arbeiter je nach Neigung und Veranlagung an dem für sie optimalen Ort eingesetzt werden können. Dadurch kommt es zu weiteren Steigerungen der Effizienz.

6. Nutzung des intellektuellen Kapitals

Im Gegensatz zur manuellen Landwirtschaft bietet die Industrie Möglichkeiten durch Einbringung des Intellekts mehr und bessere Güter zu produzieren, was zu einer stetigen Weiterentwicklung der Industrie beiträgt (vgl. Hamilton 1791: 39).

Zuletzt stellt Hamilton die Verbindung zwischen industriellem und landwirtschaftlichem Sektor her. Durch die Entwicklung und dem Einsatz von Maschinen kommt es zu Steigerungen in der landwirtschaftlichen Produktion (vgl. Hamilton 1791a: 40), da Agrarflächen besser bestellt und die Arbeit produktiver aufgeteilt werden kann.


3.2 Warum eine Binnenindustrie einem Importsystem vorzuziehen ist



Alexander Hamilton war bekanntermaßen der Überzeugung, dass es von Vorteil sei, Güter im Inland industriell zu fertigen anstatt die Produktion in andere Staaten auszulagern und die Produkte zu importieren.

Im Freihandel sah er nicht nur Vorteile, sondern aufgrund protektionistischem Verhaltens amerikanische Interessen insbesondere durch Großbritannien bedroht. So war es für die USA keine Schwierigkeit, Güter aus dem Ausland zu importieren, der Export eigener Waren war jedoch problematisch. Oben genannte Gründe erschwerten es für die USA ihre landwirtschaftlichen Güter nach Europa abzusetzen, was zu damaliger Zeit der Hauptmarkt für amerikanische Exporte war.

Hamilton sah in dieser Abhängigkeit der USA von Waren aus Europa eine der größten Gefahren für die amerikanische Wirtschaft (vgl. 1791a: 41).


3.3 Wirtschaftspolitische Konsequenzen


Als Grundlage für eine effektive Wirtschaftspolitik sahen sowohl Alexander Hamilton als auch dessen Zeitgenossen (vgl. Brooker 2007: 149) eine gemeinsame Verfassung für die USA. Hamilton vertritt hierbei, im Gegensatz zu den Ökonomen der klassischen Wirtschaftstheorie, die Meinung, dass staatliches Eingreifen zum Aufbau einer Industrie zwingend notwendig sei. Er argumentiert, dass der Arbeitsmarkt nicht ohne Weiteres ein Gleichgewicht erreiche und nicht für ein optimales Matching von Talenten und Aufgaben sorgen könne (vgl. Hamilton 1791a: 41).

Er erläutert weiterhin, dass andere Staaten durch Subventionen oder ähnliche Unterstützungen ihren Firmen zu einem Vorteil im internationalen Vergleich verhelfen. Des Weiteren stehe der Mensch per se Neuem skeptisch gegenüber, ganz gleich, ob es nun einen positiven oder negativen Erwartungswert besitzt. Weil Firmen in der Gründungsphase oft nicht profitabel seien, sei es daher zwingend notwendig mit staatlichen Eingriffen sowohl in die Psychologie des Volkes als auch in die Struktur der Wirtschaft einzugreifen.

Demgegenüber stehen Meinungen, wonach solche Eingriffe des Staates verhältnismäßig teuer seien und nur wenigen, nämlich den Produzenten, nützten. Außerdem würden Einfuhrzölle die zu dem Zeitpunkt noch nicht in ausreichendem Maße vorhandenen Güter – welche also zunächst importiert werden müssen – verteuern, was wiederum einem Großteil der Bevölkerung zur Last würde.

Während der Effekt der Verteuerung von besteuerten Waren von Hamilton eingestanden wird, legt er jedoch dar, wie die wachsende Industrie dafür sorgen solle, die Güter auf lange Sicht zu einem niedrigeren Preis produzieren und verkaufen zu können als es bislang der Fall sei. Hierdurch würde es langfristig zu einer quasi Pareto-effizienten Verbesserung für alle Teile des Volkes kommen und somit zu einer politisch wünschenswerten Option.

In Folge postuliert Hamilton, dass es eine gemeinsame Eigenschaft vieler „erfolgreicher“ Staaten sei, sowohl Land- als auch Industriewirtschaft zu betreiben. Dies sei dadurch zu erklären, dass ja zunächst jeder Staat für die Versorgung seiner Bürger verantwortlich sei, was hauptsächlich durch Agrargüter geschehe. Wenn diese erst einmal nicht importiert werden müsse, dann führe die Existenz eines Industriesektors dazu, dass die daraus entstehenden Produkte exportiert würden und die Handelsbilanz ausgeglichen werden könne (vgl. Hamilton 1791a: 43).

Nachdem Hamilton bislang erarbeitet hat, warum eine Industrialisierung politisch wünschenswert sei und sie einen gewissen, staatlichen Schutz benötigte führt er zehn Punkte an, die für den Aufbau einer Industrie hilfreich sein könnten (vgl Hamilton 1791a: 45-46).


  1. Zunächst soll mit Hilfe von Einfuhrzöllen die eigene Wirtschaft vor weiterentwickelten Industrien geschützt werden.

  2. Hinzu kann ein Importverbot für Güter beschlossen werden, die mit lokal produzierten Waren konkurrieren.

  3. Um einen Abfluss von für die Produktion wichtigen Materialien oder Zwischenprodukten zu vermeiden, können hierfür Exportverbote erlassen werden.

  4. Die anfangs unprofitablen Industrien können mit Subventionen unterstützt werden.

  5. Durch die Zahlung sog. „bounties“ (Prämien) sollten Industrien gezielt aufgebaut werden.

  6. Wichtige Rohstoffe werden von Importzöllen befreit, um den Kostendruck auf heimische Unternehmen zu senken.

  7. Der gleiche Effekt wird durch Rückerstattung solcher Zölle erreicht.

  8. Es muss ein institutioneller Rahmen gebaut werden. Dies geschieht in Form von Patentämtern und ähnlichen Einrichtungen, die eine Monetarisierung von intellektuellem Kapital ermöglichen

  • Ein einheitlicher und vereinfachter Zahlungsverkehr muss möglich sein, um Transaktionen schnell und kostengünstig abwickeln zu können.


    Natürlich sind diese Instrumente nicht gemeinsam, sondern individuell anzuwenden, wodurch ein gezielter Effekt erreicht werden kann. So schlägt Hamilton zum Beispiel vor, Einfuhrzölle mit Subventionen zu koppeln, um zwar weiterhin ein Grundversorgung mit den importierten Gütern zu gewährleisten, aber die eigene Wirtschaft gegenüber der fremden zu schützen (vgl. Hamilton 1791a: 45).

    4. Bedeutung Hamiltons Theorie im historischen Kontext


    In diesem Kapitel wird der politische Einfluss Hamiltons im historischen Kontext analysiert und beschrieben. Darüber hinaus soll der „Report on the subject of the Manufactures“ von anderen Strömungen, aber insbesondere von Smith abgegrenzt werden, um zu ergründen, ob Hamilton als Freihandelskritiker angesehen werden kann.


    4.1 Hamiltons Einfluss auf die Politik in der damaligen Zeit


    Nachdem im Kapitel 3 Hamiltons Theorie dargestellt wurde, wird hier untersucht inwieweit sie Umsetzung fand und damit Einfluss auf die Gesellschaft ausübte.


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