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Rezension
Biowissenschaften

BG/BRG Gleisdorf

2, Wronski, 2015

Leonie R. ©
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ID# 62181







Adipositas


Der Einfluss von Fettleibigkeit auf die Lebensqualität von Frauen


Vorwissenschaftliche Arbeit


27. Februar 2015

BG/BRG Gleisdorf

8200 Gleisdorf, Dr. Hermann Hornunggasse 29


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Adipositas auf die Lebensqualität von Frauen. Im Speziellen thematisiere ich allgemeine Fakten, wie zum Beispiel Komorbiditäten und den Evaluierungsvorgang, welcher bei Vorliegen der Krankheit durchgeführt wird.

Den Einfluss, welchen die Esssucht auf die Lebensqualität von Frauen hat, zeige ich durch die Erörterung diverser einhergehender psychosozialer Aspekte auf.

Zudem lege ich den Zusammenhang zwischen dem heutzutage gängigen Schönheitsideal und der Esssucht anhand der Berechnung von Attraktivität, dem im 21. Jahrhundert vorherrschenden Schönheitsideal und der daraus resultierenden Folgeerscheinung Adipositas dar.

Den kreativen Aspekt meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit bilde ich mit Hilfe der näheren Behandlung der beiden Künstler Fernando Botero und Niki des Saint Phalle ab. Zur Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen dem jeweiligen Künstler und der Krankheit Adipositas, habe ich mich eingehend mit einem Werk beschäftigt, welches ich durch eine Analyse ausführlich aufgeschlüsselt habe.

Um einen detaillierteren Einblick in den Schwerpunkt der weiblichen Lebensqualität zu erhalten, habe ich die empirische Vorgangsweise des Interviews gewählt. Die Befragungen von Frau Dr. Renate Horejsi und Frau Mag.a Dr. Sandra Wallner-Liebmann ermöglichten mir eine Einsicht in das Thema, das mir anderwärtig nicht möglich gewesen wäre.

Inhaltsverzeichnis



  1. Einleitung

Adipositas – eine Krankheit, welche von der Gesellschaft meist nicht als solche angesehen, sondern als fehlende Selbstkontrolle abgetan wird. Dadurch wird jedoch ein großer Fehler begangen, da sich die Erkrankung heutzutage immer häufiger manifestiert und nicht ausschließlich das Resultat von schwacher Willenskraft ist.

Jene Aspekte, die sich auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken, sind vor allem für den weiblichen Teil der Bevölkerung verheerend. Frauen werden durch Werbungen mit schlanken Modells und durch das Ideal der „90-60-90“-Figur zu einem Aussehen gedrängt, das für manche allein durch die genetische Veranlagung nicht erreichbar ist. Zudem wächst der Druck, attraktiv sein zu müssen, da mit der Abweichung vom vorherrschenden Idealgewicht schlechtere Berufs- und Ausbildungschancen und eine sinkende Heiratsrate einhergehen.

Auch in der Kunst wurde das Thema Fettleibigkeit in Form von Gemälden und Skulpturen behandelt. Zwei markante Beispiele dafür sind Fernando Botero, der seine dargestellten Personen und Dinge überproportional abbildet, und Niki de Saint Phalle, welche mit ihren runden Nana-Skulpturen Freude und Ruhe ausdrückt.


Mit den Daten und Fakten der Adipositas hat sich Volker Pudel eingehend in seinem Buch „Adipositas – Fortschritte der Psychotherapie“ befasst, welches unter anderem eine Grundlage für meine Vorwissenschaftliche Arbeit ist. (Pudel 2003)

Mit der Beeinflussung der weiblichen Lebensqualität durch Adipositas haben sich zuletzt Hanna Röhling in ihrer Dissertation „Lebensqualität bei Adipositas. Evaluierung anhand des SF-36-Fragebogens“ und Alexandra Michitsch in ihrer Diplomarbeit „Auswirkung von Adipositas auf physische Fitness, Bewegungsmotivation und Lebensqualität“ beschäftigt. (Röhling 2009, Michitsch 2010) Eines der aktuellsten Werke, das sich mit dem Zusammenhang von Körperkult und Gewicht auseinandersetzt, ist die Masterarbeit „Das Streben nach Schönheit: Schönheitsnormen als sozialpädagogische Herausforderung“ von Birgit Klug.

Die Fakten zu dem Künstler Fernando Botero hat Karoline Mendéz-Alegre in „Fernando Botero – Das bildnerische Werk“ niedergeschrieben und die Künstlerin Niki de Saint Phalle wurde von Carla Schulz-Hoffmann in dem Buch „Niki de Saint Phalle“ portraitiert. (Mendéz-Alegre 2001, Schulz-Hoffmann 2008)


Die Arbeit verfolgt einerseits das Ziel, aufzudecken, dass Adipositas eine Erkrankung ist, welche sich besonders bei Frauen nachdrücklich auf deren Lebensqualität niederschlägt und zu Benachteiligungen im sozialen Bereich führt.

Andererseits schafft die Arbeit eine direkte Verbindung zum derzeit vorherrschenden Schönheitsideal mit dessen Folgeerscheinungen und bildet den kreativen Aspekt anhand der Behandlung der Fettleibigkeit in der Kunst ab. Zur Bearbeitung des Themas habe ich zusätzlich zu der Literaturrecherche die empirische Vorgangsweise des Interviews hinzugezogen.


In meiner Arbeit wird zunächst dargelegt, wie Adipositas definiert wird und zu welchen Folge- und Begleiterscheinungen es im Zuge des Krankheitsverlaufs kommt.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Einfluss, welchen Adipositas auf die Lebensqualität hat und dabei vor allem mit den psychosozialen Aspekten. Darauf folgt ein Kapitel, in welchem ich mich mit Schönheitsidealen und Adipositas als Folgeerscheinung des Körperkults auseinandergesetzt habe.

Die beiden letzten Kapitel bauen auf das vorhergehende Kapitel auf und thematisieren den künstlerischen Zugang durch Fernando Botero und Niki de Saint Phalle.


Die Vorwissenschaftliche Arbeit konzentriert sich auf den Krankheitsverlauf und die Verbindungen von Lebensqualität, Schönheitsidealen und Kunst mit Adipositas. Fragen, welche sich mit den Therapieformen und Vermeidungsstrategien auseinandersetzen, bleiben unberücksichtigt. Eine detaillierte Behandlung dieser Faktoren würde weit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen.


  1. Definition und Komorbidität von
    AdipositaS


    1. Definition

Adipositas, auch bekannt unter den Namen Übergewicht und Fettsucht, wird als über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts bezeichnet.

Im Grunde kann man aber nicht von einer Fettsucht als solche sprechen, da es nicht möglich ist, dieser Krankheit psychopathologische Faktoren zuzuordnen. Daher ist die Adipositas nicht in das DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual for Mental Disorders) aufgenommen worden. Jedoch werden „Adipositas und sonstige Überernährungen“ unter E65 bis E68 in Kapitel IV der ICD-10 (Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision) in folgende Subkategorien eingeteilt.

E66.0 Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr

E66.1 Arnzeimittelindizierte Adipositas

E66.2 Übermäßige Adipositas mit alveolärer Hypoventilation

E66.8 Sonstige Adipositas

E66.9 Adipositas, nicht näher bezeichnet (Pudel, 2003, S. 3)

Die Binge Eating Disorder (BED) wird jedoch als Sucht bezeichnet. Bei dieser Essstörung hat die betroffene Person Heißhungerattacken, auf die nicht mit kompensatorischem Verhalten reagiert wird. Menschen, die an BED leiden, haben diese Essanfälle überwiegend in den Abendstunden und leiden häufig zusätzlich an weiteren psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen.


Zur Bewertung des BMI wird eine von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (kurz: DAG) entwickelte Tabelle herangezogen, welche wie folgt aufgebaut ist.


BMI (kg/m²)

Bewertung

unter 18.5

Untergewicht

18.5 – 24.9

Normalgewicht

25.0 – 29.9

Ãœbergewicht

30.0 – 34.9

Adipositas Grad I

35.0 – 39.9

Adipositas Grad II

über 40.0

Adipositas Grad III

Bei einem BMI zwischen 25 und 30 wäre eine Indikation zur Gewichtsabnahme ratsam, da mit dem Übergewicht auch Risikofaktoren einhergehen. Sobald der Body Mass Index einen Wert von 30 kg/(m)² übersteigt, besteht eine unbedingte Indikation zur Therapie und ab einem Wert von 40 kg/(m)² sollte darüber hinaus über chirurgische Maßnahmen nachgedacht werden.

Zur Evaluierung von Adipositas kann auch das WHR (waist-to-hip-ratio) herangezogen werden. Dabei wird der Taillenumfang in Zentimeter, gemessen zwischen Rippenbogen und Beckenkamm, durch den Hüftumfang in Zentimeter – ermittelt auf Höhe des Oberschenkelknochens – dividiert. Im Idealfall sollte bei Frauen ein WHR unter 0.85 und bei Männern unter 1.0 das Ergebnis sein.

Wenn dies nicht zutrifft spricht man von einer androiden Fettverteilung mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko. (Pudel, 2003, S. 4)

Eine veraltete Methode zur Feststellung von Fettleibigkeit ist der BROCA-Index. „Der BROCA-Index definiert als Normalgewicht den Betrag in Kilogramm, den die Körpergröße um einen Meter übersteigt.“ (Pudel, 2003, S. 3)

Das Normalgewicht wurde auf ein Kilogramm genau festgelegt und dadurch kam es bei sehr großen und bei sehr kleinen Menschen zu Fehleinschätzungen, weshalb diese Evaluierungsmethode heute nicht mehr zum Einsatz kommt.


    1. Komorbiditäten

Folgeerkrankungen der Adipositas können in den meisten Fällen durch nachhaltige Gewichtsreduktion gelindert oder sogar geheilt werden.

Die Komorbidität der Adipositas kann grob in neun Gruppen unterteilt werden.

  1. Kardiovaskuläres System

Begleiterscheinungen, die sich auf das Herz und die Gefäße auswirken, sind zum Beispiel Gewebevergrößerungen, die den Herzmuskel der linken Herzkammer betreffen; Bluthochdruck; Herzmuskelschwäche und venöse Insuffizienz.

  1. Metabolische und hormonelle Funktion

Als Beispiele für stoffwechselbedingte und andere hormonelle Nebenerscheinungen können Diabetes Mellitus Typ 2, Fettstoffwechselerkrankungen und Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut beispielhaft aufgelistet werden.

  1. Respiratorisches System

Atemlähmung beziehungsweise Atemstillstand im Schlaf und verminderte Atmung oder Tendenz zum Einschlafgen bei stark übergewichtigen Personen – auch Pickwick-Syndrom genannt – sind Erkrankungen, die die Atmung betreffen und mit Fettleibigkeit einhergehen können.

Den Magendarm-Trakt betreffende Nebeneffekte sind beispielsweise Gallensteine, Fettleber und Sodbrennen.

  1. Bewegungsapparat

Hierbei sind Abnützungen des Knie-, Hüft- und des Sprunggelenks, sowie das Wirbelsäulensyndrom nennenswerte Begleiterscheinungen.

  1. Haut

Kutane Erkrankungen, die oft in Verbindung mit Adipositas stehen sind etwa Intertrigo, hormonbedingte Entwicklung des männlichen Behaarungstyps bei der Frau und Dehnungsstreifen.

  1. Neoplasien

Tumore, deren Neubildungsrisiko aufgrund von Fettleibigkeit erhöht wird, sind zum Beispiel Gebärmutter-, Gebärmutterhals-, Prostata- und Gallenblasenkarzinome.

  1. Sexualfunktion

Neben reduzierter Fruchtbarkeit zählt zu diesem Unterpunkt auch die steigende Gefahr in Bezug auf Komplikationen bei der Geburt.

  1. Sonstiges

Zusätzlich zu der Komorbidität, die spezielle Krankheiten betrifft, kommen noch weitere Nebenerscheinungen, wie zum Beispiel erhöhtes Operationsrisiko, erschwerte Untersuchungsbedingungen, die wachsende Wahrscheinlichkeit vorzeitiger Berentung und stetiger psychosozialer Leidensdruck hinzu. (Pudel, 2003, S. 8)

Wenn eine Person als adipös gilt, besteht eine 30-fach höhere Chance an Diabetes Mellitus Typ 2 zu erkranken und ein BMI über 35 kg/(m)² verdoppelt das Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Normalgewichtigen. (Röhling, 2009, S. 9)


    1. Epidemiologische Entwicklung

Am Anfang war die Anlage von Fettreserven eine notwenige Voraussetzung, die das Überleben der Menschen gesichert hat. Durch die damals vorherrschende Nahrungsknappheit und den Beschaffungsaufwand kam es selten zu mehr als einer primären Befriedigung des Hungers. Daher trat auch Übergewicht äußerst selten auf.

Heutzutage gelangt man ohne große Anstrengungen an eine große Auswahl und Menge von Nahrungsmitteln. Durch den immer weiter verbreiteten Bewegungsmangel ist Fettleibigkeit keine Seltenheit mehr. In westlichen Ländern ist der Anteil übergewichtiger Menschen kontinuierlich gestiegen. Mittlerweile handelt es sich bei Adipositas um ein globales Problem mit länder- und kontinentübergreifendem Ausmaß, da viele Kulturen die westlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten übernommen haben. (Röhling, 2009, S. 3-5)


Der Auslöser kann umweltbedingter oder genetischer Art sein, wobei der Anteil der genetisch vorbelasteten Adipositas-Patienten bei 30%-40% liegt.

Zu den Umweltfaktoren, die die Entwicklung von Adipositas begünstigen, zählen Überernährung, Bewegungsmangel und im Allgemeinen eine moderne Lebensweise.

Zusätzlich gibt es psychische Faktoren, wie zum Beispiel Stress, Frustration und Nikotinverzicht. Langfristig ergibt sich eine positive Energiezufuhrbilanz durch das Missverhältnis von Energiezufuhr und Energieverbrauch. (Röhling, 2009, S. 7-8)


  1. Der Einfluss von Adipositas auf die
    Lebensqualität


    1. Lebensqualität in der Medizin

Seit ungefähr 20 Jahren wird in der Medizin zusätzlich zur Evaluierung des Gesundheitsstatus die Lebensqualität der Patienten beurteilt.

Zur genauen Feststellung gibt es mehr als 800 unterschiedliche Lebensqualitätsparameter, die als sogenannte Dimensionen seelischer, materieller, körperlicher und geistiger Art definiert sind und den Aufbau der menschlichen Psyche bestimmen.

Die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, hat den Begriff Gesundheit festgelegt als „Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich als Freisein von Krankheit und Schwäche“ (Röhling, 2009, S. 17)

Im Hinblick auf die Krankeneinsicht des Patienten und Befolgung der einzelnen Therapieschritte ist eine Auseinandersetzung mit den Lebensqualitätsparametern ebenfalls sehr förderlich. (Röhling, 2009, S. 17)


    1. Psychosoziale Aspekte bei Adipositas

Adipositas wirkt sich nicht nur auf den Körper aus, sondern bringt auch soziale und psychische Nachteile mit sich, welche die betroffenen Personen in unzähligen Tätigkeitsgebieten, mit denen sie täglich in Berührung kommen, einschränken. (Michitsch, 2010, S. 34)

Vor allem Frauen leiden zusätzlich noch an psychosozialen Auswirkungen, wie zum Beispiel einem signifikant geringerem Einkommen, schlechteren Chancen bei der Jobsuche, Problemen bei der Partnerwahl und damit auch seltener vorkommende Eheschließungen. (Röhling, 2009, S. 7)

Anhand meiner empirischen Vorgangsweise war es mir möglich, zwei Spezialistinnen auf dem Gebiet Adipositas zu befragen. Laut Frau Mag.a Dr. Sandra Wallner-Liebmann ist das Körperfett eines Menschen „nicht nur ein totes Depot, […] sondern […] auch eine aktive Zellmasse“, diese „schüttet Hormone aus, […] die das Befindlichkeitszentrum, das Belohnungszentrum im Gehirn mitsteuern“ und aus diesem Grund sei auch klar, „warum das [die Adipositas] so Stimmungsabhängig ist“. (siehe Anhang, S. 39, 40)

Es ist daher naheliegend, dass die enorme Menge an Gesundheitsrisiken, Komorbiditäten und die erhöhte Sterblichkeitsrate adipöser Menschen mit der Lebensqualität in Verbindung steht. Somatische und psychosoziale Zustände der Betroffenen treten in Form von Schmerzen, Gesundheitsproblemen, reduzierter Lebensfreude, minimierter Beweglichkeit und auch als Deprivation am Arbeitsplatz in Erscheinung.

Die Nachfrage nach verbesserten Diätstrategien und oft in Eigeninitiative durchgeführte Gewichtsabnahme zeigen den stark erhöhten Behandlungsbedarf fettleibiger Menschen in der heutigen Zeit. Statistiken zeigen, dass Männer tendenziell eher von der apfelförmigen und Frauen von der birnenförmigen Fettverteilung betroffen sind. Ebenfalls wurde bewiesen, dass Frauen häufiger Hilfe in Form von therapeutischen Angeboten in Anspruch nehmen.

Das lässt sich durch den Wunsch, ästhetischen Idealen gerecht zu werden, dem Erreichen sozialer Akzeptanz und gesteigertem Selbstbewusstsein begründen. Zusätzlich ist Frauen, welche schlanker sind, die Möglichkeit gegeben, sich nach aktuellen Trends ansprechend zu kleiden. (Röhling, 2009, S. 18)

Auch im Bereich des Gesundheitswesens wird der Bedeutung von Adipositas kaum Aufmerksamkeit beigemessen. Als Beispiel sind hier Krankenkassen zu nennen, welche adipöse Menschen erst bei einer Bestätigung über das Vorliegen von Begleiterscheinungen wie dem metabolischen Syndrom finanziell entlasten. (Röhling, 2009, S. 19)

Das National Cholesterol Education Program, kurz NCEP-ATP-III, definiert das metabolische Syndrom durch das Auftreten von mindestens drei der folgenden Kriterien: erhöhte Nüchternglukose, erhöhte Triglyzerid-Konzentration, erniedrigtes HDL-Cholesterin, Hypertonie und abdominelle Adipositas. Die abdominelle, also den Bauch betreffende oder auch apfelförmige, Adipositas wird bei Männern ab einem Taillenumfang größer als 102 Zentimeter und bei Frauen ab einem Taillenumfang größer als 88 Zentimeter festgestellt. ( 2014)

Manche Ärzte gehen auf Betroffene ebenfalls mit einer abwertenden Haltung zu, was dazu führt, dass sich 78 Prozent der Patienten nicht ernst genommen und teilweise sogar verspottet fühlen. Das ist auch ein möglicher Grund, warum nur ein geringer Anteil der adipösen Bevölkerung ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt.

Die Akzeptanz, die Adipösen entgegengebracht wird, ist über die Jahre stark gesunken, was Betroffenen die Partnersuche erschwert. Laut diverser Studien erfahren vor allem adipöse Frauen Nachteile in der Berufswelt, was durch signifikant geringere Einkommen, Diskriminierung am Arbeitsplatz und daraus resultierendem geringen Selbstwertgefühl bewiesen werden kann.

Zusätzlich zu diesen sozialen Aspekten kommen erschwerend noch körperliche Beschwerden hinzu, die die Arbeitsfähigkeit einschränken. Studien zeigen ebenfalls, dass die Krankheit Adipositas keine Folge von entscheidenden psychischen Mechanismen ist. Jedoch erhöht Adipositas die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen und Angststörungen zu erkranken, auf das Drei- beziehungsweise Vierfache.

Die Binge Eating Disorder (BED) tritt häufig als Begleiterkrankung auf und wird als Essstörung sichtbar, welche der Bulimia nervosa ähnelt, jedoch findet bei der Binge Eating Disorder das kompensatorische Erbrechen nicht statt. Dadurch entsteht ein gesteigertes Risiko übergewichtig zu werden. (Röhling, 2009, S. 19, 20)

Seit den 60er Jahren wird überwiegend in westlichen Industrieländern mithilfe von kognitiv gesteuerten Kontrollstrategien im Essverhalten versucht, der Entstehung von Adipositas entgegenzuwirken. Ein Artikel über die Psychogenese der Adipositas fordert das Anstreben eines vernünftigeren Ernährungs- und Lebensstils, da eine steigende Prävalenz von Adipositas und anderen Essstörungen verzeichnet wurde, welche ein erhöhtes Gesundheitsrisiko und eine Minderung der Lebensqualität mit sich bringen.

Um den bestmöglichen Lebensqualitäts- und Gesundheitsstandard zu erreichen, sollte sich der Body Mass Index (BMI) zwischen 20 und 25 kg/m² befinden. (Röhling, 2009, S. 20)


  1. Schönheitsideale und Körpergewicht


    1. Berechnung der Schönheit

Bis heute gibt es keine klare Definition, mit welcher man Attraktivität und Schönheit festlegen kann. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Merkmale, mit deren Hilfe man den subjektiven Blick auf die äußerlichen Komponenten beider Geschlechter auf allgemeine Schönheitsideale vereinfachen kann.


    1. Schönheitsideale nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 50er Jahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg dominierten in der Bevölkerung die Sehnsucht nach Harmonie in der Familie und das damit einhergehende Gefühl der Geborgenheit. (Klug, 2012, S. 85) Die meisten Frauen der damaligen Zeit wollten der Traumvorstellung der „Vorort“- Hausfrau entsprechen. Das bedeutete schön und gesund zu sein und sich hingebungsvoll um den Gatten, Kinder und das Eigenheim zu kümmern.

Während des Krieges war es vor allem wichtig, Wohlstand und Vermögen zu signalisieren. Aus diesem Grund strebten viele Frauen nach einem üppig-geformten Körper.

Eines der berühmten Vorbilder für dieses Schönheitsideal war Marylin Monroe.

In den Fünfzigern entwickelten sich Mode und Schönheit zu Fixpunkten in der weiblichen Gesellschaft und verschiedene Anregungen, um dem damals vorherrschenden Ideal zu entsprechen, erhielt man durch diverse Frauen- und Modemagazine.

Hauptsächlich wurden in den 1950er Jahren Frauen für attraktiv befunden, wenn sie kurvenreich waren und eine schmale Taille aufweisen konnten. Diese konnte bei Bedarf noch mittels Korsett oder Hüftband geschmälert werden. Das hatte unter anderem auch den Effekt, dass die Hüften deutlich kurviger aussahen. Für den schlanken Anteil der weiblichen Bevölkerung gab es zum Ausgleich den Petticoat, welcher der Figur durch Rüschen mehr Fülle verlieh. (Klug, 2012, S. 86)

Das Alter wirkt der bei Frauen dominierenden Traumvorstellung von einem festen, vollen Busen und jugendlichem Aussehen entgegen. Um die Schönheit auch bei älteren weiblichen Körpern zu erhalten, müssen Maßnahmen zur Neugestaltung des Körpers, wie zum Beispiel Fitnessprogramme und chirurgische Eingriffe, getroffen werden.

Ein glatter, haarloser Körper, welcher dem eines Kindes gleicht, und schmale Hüften werden heutzutage bei Frauen ebenfalls als schön beurteilt. Um diesem Schönheitsideal gerecht zu werden, wird oft auf appetitzügelnde Medikamente, Diät- und Fitnessprogramme und in letzter Konsequenz auch auf chirurgische Eingriffe gesetzt.

Generell gilt man als hässlich, wenn man dick ist und nur eine schlanke Figur wird als schön wahrgenommen. Durch diesen enormen Schönheitskult werden bei Frauen, die es nicht schaffen sich jung und schön zu halten, Schuldgefühle ausgelöst.

Viele verschiedene Unternehmen der Werbungsbranche nutzen diese Gewissensbiss um diverse Diät- und Beauty-Produkte durch teils versteckte Vorwürfe zu präsentieren.



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