Szenenanalyse: Emilia Galotti – Lessing
1 Akt - 8 Auftritt
Der achte Auftritt des ersten Aktes aus dem Drama „Emilia Galotti“,
welches von Gotthold Lessing geschrieben wurde, ist im Jahre 1772 das erste Mal
aufgeführt worden. Er handelt von einem zu unterschreibenden Todesurteil,
welches Rota, ein Bediensteter des Prinzen, dem Prinzen unterschlägt, da er
merkt, dass der Prinz mit seinen Gedanken nicht bei der Sache ist.
Der
Prinz hat es sehr eilig (Vgl. Z. 18), denn er möchte so schnell wie möglich zu
Emilia Galotti, die, wie er vermutet, zur Messe in der Kirche ist. Die Szene
spielt im Arbeitszimmer des Prinzen und wird durch eine Unterhaltung zwischen
Prinz und Rota sowie, nach dem später folgenden Wendepunkt, einem Monolog von
Rota geprägt. Dass der Prinz er nur noch Emilia im Kopf hat wird in Zeile 6/7
deutlich, in welcher er sich verspricht und einer anderen Emilia ebenfalls den
Nachnamen Galotti geben will.
Im ersten Teil sieht es so aus, als wüsste er was er tut, denn die
Bittschrift, die er bloß unterschrieben hat weil sie von einer Emilia gestellt
wurde, lässt er noch ausstehen. Diesen Eindruck macht er aber zunichte, denn er
überträgt mit dem was er anschließend sagt, die Verantwortung auf Rota. Somit
macht er deutlich, dass ihm seine Pflichten als Prinzen in diesem Moment egal
sind, solange er nur schnell zu seiner Emilia kann. Verstärkt
wird dieser Aspekt noch durch die Antwort die er Rota gibt, als diese ihm
mitteilt, dass noch ein Todesurteil zu unterschreiben wäre.
„Recht
gern. – Nur her! geschwind. […] Es könnte schon
geschehen sein. Ich bin eilig.“ (Zitat Zeile 14-18) An diesem
Zitat kann man auch sehen, dass der Prinz sich seiner Verantwortung dem Volk
gegenüber entweder nicht bewusst ist, oder ihm dieses egal ist. In Zeile 10 versucht er auch die Verantwortung auf seinen Diener zu
übertragen. („Wie sie wollen.“)
Ein weiterer Grund dafür könnten die vielen organisatorischen Dinge sein,
die der Prinz in seiner Position zu erledigen hat. Sie sind ihm lästig und er
ist genervt davon. Er kann sich bestimmt besseres vorstellen seine Zeit zu
verbringen (z.B. mit Emilia Galotti).
Seinem Diener Rota scheint er blind zu vertrauen, denn sonst würde er die
Verantwortung nicht auf ihn schieben. Er ist sein Bediensteter, er würde es nicht
wagen sein Vertrauen zu missbrauchen. Dass sich der Prinz darin täuscht, stellt
sich aber später heraus. Als Rota das Arbeitszimmer
betritt erwartet er ein pflichtbewusstes Auftreten des Prinzen. Stattdessen
trifft er auf einen die Verantwortung abweisenden und von der Eile
angetriebenen Prinzen. Rota möchte die Verantwortung jedoch nicht übertragen
bekommen und lehnt diese strikt ab (siehe Zeile 11 „Nicht wie ich will,
gnädiger Herr“)
Als der Ausdruck „Recht gern“ (Siehe oben, Zitat Zeile 14-18) genannt
wird, versucht Rota die Fassung zu bewahren. Er merkt, dass der Prinz mit den
Gedanken nicht bei der Sache ist, bricht das Vertrauen und lügt den Prinzen an.
Er sagt er habe das Todesurteil vergessen und man könne auf die Unterschrift
bis morgen warten. (Vgl. Z. 19-22). Der Prinz denkt sich
nichts dabei und schickt ihn wieder weg, damit er seinem Vorhaben zu Emilia zu
gehen nachgehen kann. Der Prinz verlässt das Arbeitszimmer vor Rota, dieser sucht kopfschüttelnd seine Papiere zusammen.
Hier wendet sich das ganze Geschehen. Der vorher ruhe bewahrende und
immer höfliche Camillo Rota verliert seine Fassung. Dass er entrüstet und
wütend ist merkt man daran, dass das “recht gern ihm durch die Seele geht”
(Vgl. Z. 30). Er regt sich über das Verhalten des Prinzen so dermaßen auf, dass
er, wie er sagt, ihn das Todesurteil selbst dann nicht unterschreiben lassen
würde, wenn der Sträfling der Mörder seines einzigen Sohnes gewesen wäre.
(Zeile 26 ff)
Damit macht er deutlich, dass er dem Prinzen nicht vertraut und nicht nur
an sich, sondern an das Wohlergehen des gesamten Volkes denkt. Er lügt seinen
Gebieter an, um einem Bestraften noch eine Chance zu geben, denn der Prinz muss
das Todesurteil ja schließlich nicht unterschreiben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Prinz unverantwortlich und willkürlich
nach seiner Laune handelt. Deshalb versucht der Prinz die Verantwortung auf
Rota zu übertragen, welcher den Prinzen durchschaut und im Sinne der
Gesellschaft handelt. Die Szene ist in dem Sinne wichtig für
das gesamte Schauspiel, da hier deutlich wird wie egal dem Prinzen alles wird,
wenn es um Emilia Galotti geht.