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Philosophie

Universität Wien - Alma Mater Rudolphina

Arthur Schopenhauer

Eric S. ©
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ID# 1243







Rezension über das Buch: Eristische Dialektik oder Die Kunst, Recht zu behalten. Schopenhauer Arthur, Ausgabe 65.-74. TSD 1996. Haffmans Verlag AG Zürich. ISBN 3-251-00016-0. 105 S. € 7.80

Das Buch „Eristische Dialektik oder die Kunst, Recht zu behalten“ von Arthur Schopenhauer umfasst 105 Seiten und ist in gebundener Form, also hard cover, für einen Betrag von 7,80 Euro zu erstehen.

Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig geboren und verstarb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main. Der Text stammt aus dem handschriftlichen Nachlass von Schopenhauer und wird auf das Jahr 1830/31 datiert.

Bisher erschien er gemeinsam mit anderen Texten in dem Nachlassband, der von Julius Frauenstädt 1964 herausgegeben wurde sowie im von Arthur Hübscher verlegtem „Der handschriftliche Nachlaß“. Das rezensierte Buch ist die erste Einzelfassung dieses Textes.

Das Werk hat keine Kapitel, dennoch besteht es aus zwei Teilen, die formal durch Überschriften getrennt sind. Der erste und kürzere Teil umfasst 20 Seiten und behandelt den Begriff der Eristischen Dialektik, welcher dem Buch auch den Titel gegeben hat.

Der zweite und wesentlich längere Teil erstreckt sich über 85 Seiten. Er beinhaltet die Basis der Dialektik sowie 38 Kunstgriffe der Dialektik. Unter diesen Kunstgriffen kann man sich 38 rethorische Tricks vorstellen, die anhand von Beispielen dargestellt werden.


Eristische Dialektik

„Eristische Dialektik ist die Kunst zu disputiren, und zwar so zu disputiren, daß man Recht behält, also per fas et nefas [mit Recht wie mit Unrecht].“ (Schopenhauer 1996, S 9)

Schopenhauer geht davon aus, dass von zwei streitenden Parteien beide sowohl in den eigenen Augen als auch in den Augen von Zusehern Recht haben können, was eine Sache betrifft, obwohl sie in Wirklichkeit Unrecht haben.

Er unterscheidet also die tatsächliche Wahrheit (objektive Wahrheit) von der Gültigkeit einer Aussage für Streitparteien und Zuhörer.

Aus Eitelkeit, so der Autor, steht in einem Streitgespräch nicht die Wahrheitsfindung im Vordergrund sondern die Behauptung seiner eigenen Aussage, wie auch die Entkräftigung der Argumente des anderen, auch dann, wenn man an seiner eigenen Position bereits zweifelt.

Das Beharren auf seinem Standpunkt rechtfertigt Schopenhauer mit der Begründung, dass man anfangs von seinem Standpunkt überzeugt ist und auf Grund von Äußerungen des Widersachers verunsichert wird und ins Schwanken gerät.

Gäbe man nun nach so schreibt er könnte der Fall eintreffen, dass die anfänglichen Argumente zwar falsch waren aber nun andere richtige zu Tage treten, die für einen vorher nicht greifbar waren. Es wäre also richtig dagegen anzuhalten, da man davon ausgehen kann, dass die Argumente des Gegners ebenfalls nur scheinbar und auf den ersten Blick richtig sind.

Man muss also den Streit fortführen mit der Hoffnung, dass selbst noch weitere gültige Argumente einfallen.

„Daraus kommt es daß wer disputirt in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis [für Heim & Herd], und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.“ (Schopenhauer 1996, S 12)

Es geht in der Eristischen Dialektik darum, dass jeder seine Behauptungen durchsetzen will, selbst dann wenn er in einem Moment an der Richtigkeit zweifelt. Hierfür haben wir Menschen Hilfsmittel. Unsere eigene „Schlauheit und Schlechtigkeit“.(1996, S 13)

Er stellt den Begriff der Dialektik frei indem er sie ganz von der objektiven Wahrheit, also der Logik, trennt und sie lediglich als „Kunst Recht zu behalten“, betrachtet.

„Aber die Dialektik als solche muß bloß lehren, wie man sich gegen Angriffe aller Art, besonders gegen unredliche vertheidigt, und eben so wie man selbst angreifen kann, was der Andre behauptet, ohne sich selbst zu widersprechen und überhaupt ohne widerlegt zu werden.“ (Schopenhauer 1996, S 16)

Man braucht die Dialektik aber nicht nur zur Verteidigung von falschen Ansichten sondern auch um die richtigen Aussagen zu verfechten.


Basis aller Dialektik

Schopenhauer beschreibt in dem zweiten Teil ein Modell der Dialektik, dass zwei Modi und zwei Wege aufweist. Die beiden Modi nennt er „ad rem“ und „ad hominem“ bzw. „ex concessis“. (Schopenhauer 1996, S 21f) Was bedeutet, dass entweder der Satz nicht mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmt oder er sich aber mit den Ausführungen des Widersachers widerspricht.


Ziel

Das Ziel des Buches „Eristische Dialektik oder Die Kunst, Recht zu behalten“ kann in zweierlei Hinsicht verstanden werden. Hierbei kann aber nicht von der eigentlichen Absicht des Autors gesprochen werden, da diese aus dem Text nicht klar hervorgeht.

Schopenhauer positioniert sich in seinem Werk zwar und stellt klar, dass es sich um „unredliche Methoden“ handelt dennoch rechtfertigt er die Anwendung dieser mit dem Argument der Notwehr. Er schreibt von der Natur des Menschen, die diese Art der Dialektik mit sich bringt und begründet so seinen Ansatz.

Dieses Buch kann einerseits als Anleitung zum Führen und Gewinnen von Streitgesprächen verstanden werden. Mit seinen 38 Kunstgriffen beschreibt er wie man auf Attacken reagieren kann bzw. soll aber auch wie man selbst sein Gegenüber argumentativ aushebelt.

Andererseits kann es als genereller Gedankenanstoss hinsichtlich aufeinandertreffender gegensätzlicher Positionen gesehen werden. Er will ohne Zweifel das Verständnis für die Motive des streitenden Menschen vermitteln.

Schopenhauer baut ein bestimmtes Menschenbild, das des streitenden Individuums auf und verdeutlicht das Bild durch die 38 Kunstgriffe und vor allem durch die Beispiele, für die er oft selbst erlebte Gesprächssituationen heranzieht.

Sieht man das Werk aus diesem Blickwinkel so steht der kürzere erste Teil des Textes im Mittelpunkt und der zweite Teil dient nur zur Verdeutlichung und der Veranschaulichung des Menschenbildes.

Die Tatsache, dass es sich um einen erst nach seinem Tod veröffentlichten Text handelt lässt natürlich Fragen offen. Hätte der Autor dieses Manuskript in dieser Form veröffentlicht oder hätte er weitere Ausführungen hinzugefügt, welche die Absicht des Textes klarer gemacht hätten? Beachtet man den geringen Umfang des Textes kann man davon ausgehen.


Hat man sich erst einmal eingelesen und an die Art der Sprache gewöhnt, so ist dieses Buch, vor allem in dieser Fassung, gut verständlich und ohne großes Vorwissen zu erfassen. Man muss allerdings anmerken, dass vom Herausgeber Zusätze gemacht wurden, wie zum Beispiel die Übersetzung von lateinischen Begriffen, die das Lesen erleichtern.

Inhaltlich bietet dieses Buch einen sehr interessanten Ansatz der Dialektik und ein ebenso spannendes Menschenbild. Es ist jedoch ein kleiner Brocken philosophischer Erkenntnis der wenn dann überhaupt nur als Anstoß verstanden werden kann. Dies soll in keinster Weise den Wert des Textes mindern.

Abgesehen davon, dass es eine theoretische Bereicherung für jeden darstellt, da jeder Mensch in seinem Leben mit gegensätzlichen Meinungen konfrontiert wird, scheint dieses Buch besonders für alle Berufsgruppen(z.B.:Managertrainings) geeignet, in denen es vorrangig um Durchsetzung von Ideen geht.


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