Redeanalyse
Wahlkampfrede Joseph Goebbels 27.7.1932
Der vorliegende Textauszug stammt aus einer Wahlkampfrede von
Joseph Goebbels, die er am 27.7.1932, also unmittelbar vor der Reichstagswahl,
in Berlin hält. Diese Rede dient als Einleitung für den nach ihm sprechenden
Adolf Hitler. Ziel seiner Rede ist, durch Abwertung politischer Gegner und
Aufwertung der NSDAP möglichst viele Wähler für seine Partei zu gewinnen.
Die Rede lässt sich in zwei Abschnitte gliedern. Der erste Teil
handelt von der durch die NSDAP neu gewonnene Einheit im Deutschen Volk. Diese
Einheit beschreibt Goebbels durch die Akkumulation: „Mann und Frau und Arbeiter
und Bürger und Soldat reichen sich die Hand“(Z.4f.). Die dabei viermalig
rhetorisch ungeschickte Verwendung von „und“ soll ihn volknäher erscheinen
lassen. Die Darstellung, das deutsche Volk sei wiedererwacht, beschreibt den
Zusammenhalt des deutschen Volkes vor dem Ersten Weltkrieg, an den man sich nun
wieder erinnere. Das alles erzeugt bei der Zuhörerschaft ein
Gemeinschaftsgefühl, welches Peter Kohrs in „Kindheit und Jugend unter dem
Hakenkreuz“ als Gemeinschaftsprinzip bezeichnet. Ziel dieses Prinzips ist die
Ausschaltung jeglicher individueller Bezüge zu Gunsten einer größeren
völkischen Gemeinschaft, wodurch die Menschen gleichgeschaltet werden. Durch
wertende Adjektive wie „weihevolle Stunde“ (Z.1), werden bei den Zuhörern Emotionen
hervorgerufen, die von Ideologie begeistern sollen.
Am Ende des ersten Teils formuliert Goebbels das eigentliche Ziel
seiner Rede, nämlich durch die Unterstützung des Volkes „das Regiment des
Systems und der Parteien…so oder so zu beseitigen“ (Z.9ff.), was nur möglich
durch Stimmabgabe für die NSDAP sei.
In dem darauf folgenden Teil diffamiert Goebbels politische
Gegner. Durch die Anaphern in Zeilen 12-16 und Zeilen 37-46 stellt Goebbels das
Versagen anderer Politiker dar. Dieses Versagen wird in der ersten Anapher
nicht durch politische Fehlern begründet. Die Gegner werden viel mehr durch
Spott und Wortspiele lächerlich gemacht und als schwächlich dargestellt. Die
Drohung in Zeilen 26-27 verstärkt diesen Eindruck und soll einschüchtern. In
der zweiten Anapher verdeutlicht Goebbels das politische Versagen der
Regierung, die in 14 Jahren Amtszeit weder für Brot noch für Freiheit gesorgt und
stattdessen „das Volk mit dem Knüppel geschlagen“ (Z.38ff.) hat. Durch das
Stilmittel der Anapher wirken diese Aussagen besonders eindringlich.
Die Antithese „Fleischtöpfe der Regierung“ zu „Hungerbrot der
Opposition“ in Zeilen 28-30 soll an das Mitgefühl der Zuhörer appellieren und
die Sozialdemokraten als reich und verwöhnt darstellen. Den dadurch erzeugten
Missmut gegenüber der Regierung nutzt Goebbels abschließend, indem er das Volk
als nun erwacht und bereit gegen diese Missstände vorzugehen darstellt und
impliziert dadurch seine Sichtweise den Zuhörern.
Die Hyperbel „grenzenlose[r] Druck der steigenden Not“ (Z.49f.)
und die Metapher „unter der aufsteigenden Welle der Volksempörung“ (Z.50f.)
verstärken dabei seine Aussagekraft.
Meiner Meinung nach hat Goebbels die Aufgabe das Volk gegen die
Regierung aufzuhetzen und auf die Rede Hitlers vorzubereiten erfolgreich
gemeistert. Durch die versteckten, aber bewusst verwendeten rhetorischen
Mittel, Wortwiederholungen und die typische symbolbezogene Sprache wird das
Volk in eine Art "Bann" gezogen. Jedoch fehlen mir Belege zu den
Aussagen Goebbels, wodurch die Rede auf den ersten Blick als mitreißend
empfunden werden kann, sich jedoch bei näherer Betrachtung als vollkommen
inhaltslos erweist.