Das Leben des Galilei von Bertolt
Brecht
Gesprächsanalyse
In
dem Drama „Das Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht geht es um die
Entdeckungen und die Schwierigkeiten mit diesen des berühmten
Naturwissenschaftlers Galileo Galilei. Der Auszug aus Bild 3 von Seite 33 Zeile
6 bis Seite 39 stellt einen diskutierenden und argumentativen Dialog dar. In
diesem Dialog unterhalten sich Sagredo und Galilei über die Existenz der Vernunft
und dies auch im Bezug auf die Wissenschaft. Sagredos Gesprächsverhalten ist
zum Ende hin davon bestimmt, Galilei davon abzuhalten nach Florenz auszuwander,
da Sagredo weiß, dass dort die politische und kirchliche Macht die Oberhand
besitzt und Galilei damit nicht zurecht kommen würde. Anfangs geht es
allerdings lediglich um eine Diskussion über die Vernunft. Sagredo beginnt
dieses Gespräch, indem er indirekt versucht Galilei von seinen Ansichten zu
überzeugen. Galilei geht eher unbewusst und diskutierend darauf ein. Als
Sagredo dann indirekt erfährt, dass Galilei nach Florenz auswandern will, ist
er aufgebracht und will ihn davon abhalten. Galilei jedoch interessiert sich
nicht dafür und will sein Vorhaben trotzdem vollziehen.
Am
Anfang des Dialogs ist Sagredo entrüstet darüber, dass Galilei seine
wissenschaftlichen Entdeckungen verkünden will. Er erkennt den Ernst der Lage
und versucht Galilei die schwerwiegenden Schwierigkeiten aufzuzeigen. Galilei
ist trotzdem von seinen Entdeckungen und sich überzeugt und argumentiert
deshalb engstirnig weiter und akzeptiert Sagredos Meinung nicht. Das Verhältnis
der Gesprächspartner ist trotz ihrer bestehenden Freundschaft recht angespannt,
was in mehreren Teilen des Gesprächs deutlich wird, da es sich um eine Art
Streitgespräch handelt. Der Dialog zwischen Sagredo und Galilei beginnt bereits
mit einem sehr besorgten und gleichzeitig zornigen Redeanteil Sagredos (S.33)
.Um Galilei klar zu machen, wie ernst die Lage ist, benutzt er mehrere
rhetorische Fragen. Diese sind ebenfalls ein Ausdruck seines Unmutes. Galilei
kontert hierdrauf lediglich mit seiner Überzeugung, dass seine Vermutungen
jeder andere ebenfalls nachvollziehen könne. Nun kommen sie auf einen wichtigen
Gesichtspunkt zu sprechen. Sagredo kommt auf das Thema Gott zu sprechen: „Und
wo ist dann Gott?“ Galilei begreift seine Frage zunächst nicht und als Sagredo
darauf seine Frage wiederholt, reagiert er zornis und meint, dass er weder im
Weltall noch auf der Erde zu finden sei und bedründet sein Unwissen damit, dass
er Mathematiker sei.
Das
Gespräch spitzt sich nun allmählich zu, indem Sagredo einwirft, dass bereits
jemand daran gestorben sei solche Entdeckungen zu behaupten. Hierbei wird
Sagredo besonders wütend und schreit sogar seinen Ausruf. Dadurch wird die
Angst um Galilei deutlich, die gleichzeitig mit Zorn über die nicht vorhandene
Einsicht gefüllt ist. Galilei schiebt seinen Tod nur darauf, dass der Tote
nicht in der Lage gewesen sei, es zu beweisen. Die Anspannung und deren Wut werden
durch die vielen Ausrufe deutlich. Sagredo ist allerdings zum wiederholten Mal
anderer Meinung, er glaubt nicht daran, dass ein Beweis einen Unterschied
machen würde. Galilei betont nun, dass dem definitiv so sei und erklärt ihm,
dass er an die Vernunft eines jeden Menschen glaube. Sagredo, wieder für die
anders Denkenden stehend, erklärt Galilei, er glaube nicht an sie und nennt
hierzu ein sehr wichtiges Beispiel. Die beiden verharren weiterhin auf ihren
Standpunkten bis Frau Sarti eintritt.
Hierbei
zeigt sich wieder Galileis Wissbegierde, Naivität und sein Wille sein Wissen zu
verbreiten, er möchte Andrea mitten in der Nacht eine neue Entdeckung zeigen.
Nachdem Frau Sarti ihm nachdrücklich sagt, dass sie dies nicht tun wird,
versucht Galilei sie in das Gespräch mit einzubeziehen um seinen Standpunkt zu
rechtfertigen. Dies verdeutlicht er Sagredo als seine Tochter Virginia den Raum
betritt. In diesem Gespräch zwischen Vater und Tochter erwähnt er nun
beiläufig, dass er nach Florenz ziehen möchte um bei dem Großherzog als
Hofmathematiker zu arbeiten, Virginia gefällt diese Wendung, im völligen
Gegenteil zu Sagredo. Er ist weiterhin besorgt, wirkt aber nun ruhiger und
bestimmter, da seine Sätze nur noch mit Punkten enden. Er versucht Galilei
davon abzubringen nach Florenz auszuwandern, da dort die Mönche herrschen und
das auch, wie Galilei es behauptet, auch ein Beweis nicht helfen könnte. Vor
allem in Sagredos letzter langen Äußerung wir seine Sorge klar. Er versucht
alles um ihn davon abzubringen und äußert auch seine Gefühle für seinen Freund,
obwohl ihm eigentlich klar ist, dass Galilei nicht von dieser Idee abzubringen
ist und ebenso endet der Dialog auch, Galilei äußert seinen sicheren Entschluss
zu gehen.
Im
Zusammenhang des Dramas werden durch die beiden verschiedenen Positionen
verdeutlicht, wie die verschiedenen Fronten aussahen. Das neue und das alte
Weltbild werden gegenübergestellt. Sagredo sieht die Kirche als obergeordnet
und will Galilei schützen. Galilei jedoch bleibt naiv und engstirnig und steht
für das neue Weltbild. Der gesamte Dialog lässt eine Vorausdeutung auf das
Geschehen im gesamten Buch erkennen. Sagredo erkennt die ernste, gefährliche
Lage und will Galilei vor den Konsequenzen schützen, der übergeordneten Kirche,
die neue Erkenntnisse nicht akzeptiert.