"Frühlingsnacht" und
"Winternacht"
von Joseph von Eichendorff
Gedichtvergleich
Die
Gedichte "Frühlingsnacht" und "Winternacht" von Joseph von
Eichendorff sind romantische Naturgedichte und handeln von zwei
unterschiedlichen Jahreszeiten, sowie deren Einfluss auf die Gefühlswelt des lyrischen
Ichs.
Beide
Gedichte bestehen aus drei Strophen zu jeweils vier Versen. Überdies stimmen
sie auch im Reimschema überein, denn in beiden Gedichten wird der Kreuzreim
verwendet. Ein Unterschied liegt im Versmaß vor, während "Frühlingsnacht"
aus einem 4-hebigen Trochäus besteht, setzt sich "Winternacht" aus
einem 4-hebigen Jambus zusammen. Dennoch kann man im Großen und Ganzen sagen,
dass sich die zwei Gedichte im Satzbau sehr ähnlich sind. Eine weitere
Gemeinsamkeit sind die Titel. Beide beschreiben die Nacht einer Jahreszeit und
geben das Thema des Gedichts wieder.
Das
früher entstandene Gedicht „Winternacht" erinnert mit seiner einfachen
Form sehr an ein Volkslied. Jede Strophe besteht aus einem Satz, der wiederum
aus 4 Teilsätzen besteht. Zu Beginn wird die Winterlandschaft und die damit
verbundene Trostlosigkeit und Einsamkeit vom lyrischen Ich betrachtet: „Verschneit
liegt rings die ganze Welt" und es fühlt sich durch den Winter eher
betrübt „nichts, was mich freuet". Das lyrische Ich fühlt sich einsam und
identifiziert sich mit einem Baum, der "verlassen" in der
verschneiten Landschaft steht.
Nach
dem Schnee und dem Winter erfährt der Leser jetzt von „stiller Nacht", was
den Titel des Gedichts vervollständigt. In dieser stillen einsamen Winternacht
weht nur der personifizierte "Wind" „und rüttelt an dem Baume".
In der zweiten Strophe wird im Gegensatz zur ersten vor allem auf das Gehör des
lyrischen lchs angespielt, wobei in der vorigen mehr das Betrachten eine Rolle
gespielt hat. Der personifizierte Baum bewegt als Reaktion auf den Wind seinen „Wipfel"
und „redet wie im Traume." Zwei zentrale Motive der Romantik werden
aufgegriffen: die Natur und der Traum.
In
der letzten Strophe wird nun auf den Traum des Baumes, mit dem sich das lyrische
Ich stark identifiziert, näher eingegangen. Hier fällt die romantische Wortwahl
auf: „Quellenrauschen", "Blütenkleid", "rauschen". Der
personifizierte Baum hat Sehnsucht nach dem Frühling und Veränderung „träumt
von künft’ger Frühlingszeit". Das Enjambement zwischen den letzen zwei
Versen bewirkt eine Beschleunigung zum Hohepunkt des Gedichts: Im Frühling wird
endlich wieder das Blütenkleid zu Gottes Ehren „rauschen".
Im
Gegensatz zur „Mondnacht” ist das Gedicht „Frühlingsnacht” sehr fröhlich und
nicht so melancholisch. Sowie das vorige Gedicht mit einem Enjambement endet,
so beginnt „Frühlingsnacht” damit: „Übern Garten durch die Lüfte | Hört ich
Wandervögel ziehen”.
Alles
beginnt sich zu ändern und schon in der ersten Strophe bemerkt der Leser die
glückliche Grundstimmung. Die ganze Natur ist lebendig und belebt, konträr zum
ersten Gedicht, in dem alles freudlos und einsam wirkt. Das Frühlingsgedicht
ist mit noch viel mehr romantischen Wörtern als „Winternacht" geschmückt: „Wandervögel”,
„Mondesglanz”, „Traume”, „Hain”, „Nachtigallen”. Noch dazu kommen die
beschwingten Gefühlsregungen des lyrischen lchs, es will „Jauchzen" und „weinen"
vor Glück. Es ist aktiv und freut sich, im anderen Gedicht jedoch erscheint das
lyrische Ich eher passiv und trist. Wurde im ersten Gedicht der Frühling nur
als Traum beschrieben, so wird er in diesem Gedicht mit allen Sinnen erlebt.
Alles weist auf den Beginn des Frühlings hin: man hört die „Wandervögel” kommen,
man riecht alle möglichen „Frühlingsdüfte” und die Pflanzen beginnen „zu blühn".
In beiden Gedichten wird in der ersten Strophe die Jahreszeit beschrieben, die
auch der Titel beinhaltet und in der zweiten Strophe wird näher auf die Nacht
eingegangen, die schon in den Titeln vorkommt. Die Nacht in "Winternacht"
scheint eher düster zu sein, im anderen Gedicht jedoch scheinen der Mond und
die Sterne, sogar die Nachtigallen singen. Eine weitere Übereinstimmung findet
sich in den Bäumen. In „Winternacht" träumt der personifizierte Baum vom Frühling,
im anderen Gedicht „rauscht´s der Hain“ „in Träumen", jedoch besteht hier
der Unterschied, dass in „Frühlingsnacht” der Hain, der Mond, die Sterne und
die Nachtigallen, allesamt personifiziert, dem lyrischen Ich mitteilen: „Sie
ist Deine, sie ist dein!". Dies macht einen wesentlichen Unterschied
zwischen den Gedichten aus. Das erste handelt rein von der Natur, aber in
"Frühlingsnacht" spielt auch die Liebe eine Rolle. Das lyrische Ich
scheint in ein Mädchen verliebt zu sein und die ganze Natur teilt ihm mit, dass
sie ihm gehöre.
Alles
in allem finde ich, dass sich die zwei Gedichte sehr ähneln und man erkennt,
dass sie vom selben Autor stammen. Der Satzbau, in dem sie gehalten sind, ist
fast gleich, auch die Themen sind sich sehr ähnlich, jedoch unterscheiden sich
die beiden durch eine ganz unterschiedliche Grundstimmung. Außerdem erkennt man
bei beiden, dass es romantische Gedichte sind, da sie von der Natur, der
Sehnsucht danach und den damit verbundenen Gefühlen handeln.