Interpretation
der Parabel
„Die Brücke“ von Franz Kafka
In der Parabel „Die
Brücke“, die 1916 von Franz Kafka geschrieben wurde, will der Verfasser
eventuell seine damalige Situation, Gemütslage und Angst schildern. Die Brücke,
die über einen Abgrund mit einem Forellenbach führte, wartet darauf, dass sie
ihren Nutzen erfüllen könne. Einmal gegen Abend nähert sich ein unbekannter
Mann und sie hofft, endlich genutzt zu werden. Doch der Mann springt mit beiden
Füßen auf sie und sie erschauert vor Schmerz. Die Brücke will sich zu dem
Fremden umdrehen, doch dabei stürzte sie in den Abgrund und wurde zerrissen und
aufgespießt von den Kieselsteinen.
Die Parabel kann in drei
Abschnitte geteilt werden. Im ersten Abschnitt(Z.1-10) wird die einsame Lage
der Brücke geschildert. Es wird beschrieben, dass sie Körperteile eines
Menschen besitzt, wie Fußspitzen und eingebohrten Händen. Der zweite Teil(Z.10-19)
leitet den dritten Teil ein, dass heißt, die Handlung wird aufgebaut. Dazu wird
gesagt, dass die Gedanken der Brücke immer in einem „Wirrwarr“(Z.12) gehen. Der
irreführende Satzbau unterstreicht das nochmal. Die Brücke nimmt die
Mannesschritte wahr(Z.14), die auf sie zu kommen. Sie bereitet sich auf den
Unbekannten vor und fordert sich selbst dazu auf sich für ihn zu strecken und
sich in stand zu setzen(Z. 15).
Im dritten Teil der
Parabel nähert sich der Mann der Brücke und behandelt sie vorsichtig, doch er
springt ihr plötzlich auf den Leib(Z.24-25). Sie fragt sich wild, wer oder was
der Mann ist(Z.26-28). Sie ist verwirrt und dreht sich um, was dazu führt, dass
die Brücke einstürzt, dessen Brutalität deutlich wird durch die Wiederholung
von „stürzte“(Z.30). Die Begriffe „zerrissen“ und „aufgespießt“(Z.31) zeigen
den zerstörten Zustand der Brücke.
Diese Parabel kann man im
Allgemeinen auf einige Situationen zwischen zwei Menschen beziehen. Die Brücke
symbolisiert dabei die zwischenmenschliche Beziehung oder Verbindung zweier
Menschen. In diesem Beispiel beruht die Verbindung nicht auf Gegenseitigkeit,
sondern geht nur von der Brücke aus, was man dadurch erkennt, dass sie
menschliche Glieder besitzt. Für eine erfolgreiche Beziehung muss die Verbindung
immer von zwei Seiten ausgehen, doch sie geht in diesem Text nur von Einer aus.
Durch das forsche Verhalten der Brücke gegenüber, zerbricht diese und wird
zerstört. Diese Zerstörung bezeichnet den psychischen Schaden, der dabei
entsteht, denn der Mensch, von dem die Verbindung ausging, wartete auf
Zuneigung und Verständnis der anderen Seite.
Wenn man den Brief, den
Franz Kafka 1919 an seinen Vater schrieb, liest, wird klar, dass Franz Kafka,
einst selbst diese Situation durchleben musste. Er sehnte sich im Nachhinein
seiner Kindheit nach Vertrauen und Zuneigung seines Vaters, aber dieser brachte
ihm nur Misstrauen entgegen und lehrte ihm anderen Menschen nicht zu vertrauen,
weshalb es Kafka schwer fällt Verbindungen und Beziehungen zu anderen Menschen
aufzubauen, was der psychische Schaden ist, für den sein Vater verantwortlich
ist. Sein Selbstvertrauen litt wahrscheinlich sein Leben lang unter dieser
psychischen Last.
Kafka beschreibt durch
diese Parabel seine eigene geistige Gebrechlichkeit. Er beschreibt wie schwer
das Leben für alleingelassene Menschen sein kann, die nie richtige Verbindungen
zu Menschen aufbauen können, weil sie in der Kindheit von Eltern nicht genug
Zuneigung und Vertrauen entgegengebracht bekommen haben. Das ist gegenwärtig
Einer von vielen Gründen, warum sich Menschen von ihren Mitmenschen isolieren
und sich ausgrenzen, was langfristig zu Mobbing oder Ähnlichem führen kann.