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Interpretation

Der Tanzbär - Interpretation - Lessing

958 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Autorin Annette Y. im Apr. 2011
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Interpretation
Deutsch

Der Tanzbär Lessing Interpretation

Universität, Schule

Lise-Meitner-Gymnasium Falkensee

Note, Lehrer, Jahr

Abiturient (2012)

Autor / Copyright
Annette Y. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.11 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 5954







 - Der Tanzbär -

Interpretation

 

Die Fabel "Der Tanzbär" wurde von dem Dichter Gotthold Eprahim Lessing geschrieben. Lessing war ein bedeutender  Dichter der Aufklärung. Mit seinen aufklärerischen Werken gehört er heute zu den wichtigsten Dichtern der Literatur. In der Zeit der Aufklärung wandte sich die Literatur an ein bürgerliches Publikum, sie wollte also nicht mehr einen Fürsten hervorheben, wie im Absolutismus, die davor herrschte.

Zuerst möchte ich den Aufbau und typische Merkmale einer Fabel erläutern. Eine Fabel ist eine Kurzgeschichte mit belehrender Absicht, in der Tiere oder Pflanzen menschliche Eigenschaften besitzen (Personifikation). Eine typische Fabel beginnt zunächst mit einem vorangestellten Lehrsatz (Promythion). Dann beginnt die Handlung, indem die Ausgangssituation dargestellt wird (actio). Danach wird die Reaktion des Betroffenen widergegeben (reactio) und darauf folgt das Ergebnis der Handlung. Meist endet eine Fabel mit einer Moral bzw. einer Lehre. Von der Frage, ob "Der Tanzbär" eine Fabel ist, wird am Ende dieser Interpretation die Rede sein.

Die Fabel "Der Tanzbär" handelt von einem Bär, der aus der Gefangenschaft flieht und in den Wald zurückkehrt. Dort gibt er mit seinen Tanzkünsten an und erkennt nicht, dass sie Ausdruck seiner Sklaverei sind. Es handelt sich um eine Parabel, die im Weiteren auf einen Hofmann angewandt wird, der sich ebenso wie der Bär für die Macht versklavt und seine menschlichen Ideale und Tugenden opfert.

Wenn es um die äußere Form der Fabel geht, ist sie ähnlich wie ein Gedicht aufgebaut, die aus 17 Versen besteht. Des Weiteren reimen sich die Verse am Ende. In den ersten vier Versen gibt es einen umarmenden Reim, das heißt, der erste und vierte Vers und der zweite und dritte Vers reimen sich jeweils. Die restlichen Verse sind von Paarreimen geprägt. Dort reimen sich immer zwei aufeinander folgende Verse am Versende.

Der Tanzbär, der seiner natürlichen Lebensweise mit Gewalt („der Kett’ entrissen“) entfremdet ist, kehrt als vermeintlicher Künstler in seine ursprüngliche Weltabgeschiedenheit zurück. Offensichtlich hat er sich in der Welt Prahlerei und Geltungsbedürfnis zu seinem Eigenen gemacht. Das fordert die Kritik des alten Bären heraus, der mit ironischem Unterton nicht ausschließt, dass das von dem jungen Bären vorgeführte Stück Kunst sei („Dergleichen Kunst, sie sei so schwer, sie sei so rar sie sei“). Das Missfallen des Alten zielt auf die kritiklose Anpassung des jungen Bären, der sich seiner Natur hat entfremden lassen und stolz auf die Kunst derer ist, die ihn versklavt haben.

Die Fähigkeit des Tanzens unterscheidet den Tanzbären von den anderen und stellt ihn höher. Er ist sich dessen bewusst und genießt es. Anstatt den anderen Bären beim Lernen des Tanzens behilflich zu sein, oder sich zumindest ihre Entwicklung anzupassen, prahlt er mit seinem Können. Die anderen Bären werden daraufhin wütend und diese Wut führt zur Vertreibung des Tanzbären ("Geh", Vers 7).

Die Fabel, besser gesagt, das Gedicht endet mit einer rhetorischen Frage in den letzten beiden Versen, welche die Moral wider gibt. Wenn man genauso ist, wie alle anderen, so wird man integriert. Unterscheidet man sich jedoch durch besondere Fähigkeiten von der Masse, so muss man darauf achten, nicht mit diesen Fähigkeiten zu prahlen. Am Anfang wird man zwar bewundert, aber im Nachhinein wird diese Bewunderung in Neid umschlagen und es entsteht Hass. Dabei ist nicht die Fähigkeit selbst das Entscheidende, sondern die Absicht, sich von den anderen abzuheben und etwas “Besseres” zu sein. Kurz gesagt, zeigt das Gedicht, dass Kunst durch die Absicht zu belehren, an Eleganz verlieren kann.

Nun greife ich nochmal auf die Frage zurück, ob dieses Werk von Gotthold Eprahim Lessing wirklich eine Fabel ist. Meines Erachtens kann man sein Werk als eine Fabel bezeichnen, denn der Aufbau und etliche Merkmale stimmen mit einer typischen Fabel überein.

Das erste Merkmal, welches schon beim ersten Lesedurchgang auffällt, ist die Personifikation der Tiere. In der Fabel unterhalten sie sich, wie Menschen, miteinander. Das zeigt, dass hier Tiere mit menschlichen Eigenschaften dargestellt wurden. Wenn es um den strukturellen Aufbau der Fabel geht, erkennt man ebenfalls, dass Lessings Werk einer typischen Fabel entspricht. In den ersten vier Versen wird die Handlung mit der Ausgangssituation erst einmal vorgestellt.  Der Tanzbär flieht in den Wald und tanzt. Anschließend wird die Handlung ausgelöst, als der Tanzbär die anderen Bären anspricht. Mit der Gegenaussage "Geh" (Vers 7) eines anderen Bären, wird eine Reaktion ausgelöst. Diese dargestellte Ausgangssituation, die Aktion des Tanzbären und dementsprechend die Reaktion des anderen Bären, ist zunächst sehr identisch mit den Merkmalen einer typischen Fabel. Auch im weiteren Verlauf der Fabel, wird bemerkbar, dass Lessings Gedicht eine richtige Fabel ist und dies möchte ich weiterhin belegen.

In einer typischen Fabel wird nach der Reaktion die Handlung komplett aufgelöst und ein Ergebnis entsteht. Bezieht man es auf diese Fabel, erkennt man, dass sie ein Ergebnis darstellt. Nachdem der Tanzbär mit seiner Tanzkunst angibt und daraufhin die anderen Bären ihn auffordern zu gehen, wird indirekt deutlich, was der Tanzbär mit seiner Arroganz angestellt hat. Die Auslösung der Handlung, also das Tanzen, führt zum Ergebnis, dass die anderen Bären ihn beneiden und verscheuchen wollen.

Eine richtige Fabel beinhaltet fast immer eine Moral am Ende und das gibt es auch in Lessings Fabel. In den letzten beiden Versen wird die Moral als rhetorische Frage formuliert. Diese Frage: " Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein, Schließt das Lob oder Tadel ein?" (Vers 16/17) sagt indirekt aus, dass man mit einer besonderen Fähigkeit andere belehren soll, um gelobt zu werden. Der Tanzbär hätte also seine Besonderheit, nämlich das Tanzen, benutzen sollen, indem er es den anderen Bären beibringt. Stattdessen hat er damit eine Arroganz ausgestrahlt, die die anderen Bären eifersüchtig gemacht hat. Sie wollten ihn nicht mehr und somit wurde der Tanzbär aus seiner Gesellschaft ausgegrenzt. Die Moral steht am Ende einer typischen Fabel und damit wurde erneut belegt, dass Gotthold Eprahim Lessings "Der Tanzbär" eine typische Fabel, allerdings in Gedichtform, ist.

 

 

 


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