Augenblicke von Walter Helmut Fritz
Analyse
In der Kurzgeschichte „Augenblicke“, von Walter Helmut
Fritz, aus dem Jahr 1964, geht es um einen ausgewählten Konflikt in einer
Mutter-Tochter-Beziehung. Dabei ist die Situation folgende. Die Mutter ist seit
dem Tod ihres Mannes alleine und sucht somit die Nähe zu ihrer Tochter. Die
Tochter allerdings fühlt sich hierbei von ihrer Mutter bedrängt und ihr
Verhalten aufdringlich, weshalb sie sich nach mehr Privatsphäre sehnt.
Die Deutungshypothese ist in der Kurzgeschichte so zu
verstehen, dass man nicht immer nur auf sich selbst achten sollte ob es einem
vielleicht gut oder nicht so gut geht, sondern auch darauf, wie es anderen
geht.
Die Kurzgeschichte weist eine auktoriale
Erzählperspektive auf, da der Erzähler den Hintergrund, wie zum Beispiel den
Tod des Mannes der Frau (Zeile 40), kennt, aber auch die Gedanken und Gefühle
der Personen beschreibt, zum Beispiel Zeile 10, „Sie hatte darauf gewartet,
weil sie sich davor fürchtete“. Am Anfang, ebenfalls in Zeile 10, gibt es einen
Einschub, einen Kommentar des Erzählers, „behext, entsetzt, gepeinigt“, mit der
die dort vorliegende Situation näher veranschaulichen möchte.
In der hierzu betrachtenden Kommunikationssituation
wird klar, dass der Mutter gar nicht so bewusst ist, was sie mit ihrem
Verhalten bei ihrer Tochter bewirkt. Sie fühlt sich einsam seit dem Tod ihres
Mannes und versucht diese Einsamkeit durch Nähe zu ihrer Tochter wettzumachen,
womit sie aber im wesentlichen nur bezweckt, dass sich ihre Tochter noch mehr
abzuseilen versucht und jeder gemeinsamen Situation mit ihrer Mutter entflieht,
indem sie zum Beispiel die Arbeit vorschiebt (Zeile 42-43), oder aber ihrer
Mutter mit einfachen Aussagen wie, „Aber es ist doch so eng“ auf die Sprünge
helfen will, um ihr mitzuteilen, dass sie sich von ihr bedrängt fühlt und ihre
Mutter sie doch einfach in Ruhe lassen soll (Zeile 14).
Es gibt mehrere sprachliche Mittel in der
Kurzgeschichte, die dieses angespannte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter
noch einmal näher zum Ausdruck bringen sollen. Dies geschieht vor allem durch
Parallelismen, zum Beispiel Zeile 5, „Elsas Mund krampfte sich zusammen. Ihre
Finger spannten sich. Ihre Augen wurden schmal.“, was dieses ständigen
Wiederholungen der Situation deutlich macht, da Elsa das ganze wahrscheinlich
tagtäglich erlebt, es wiederholt sich jeden Tag. Es gibt sowohl hypotaktischen,
als auch parataktischen Satzbau, was auf diese Unterschiedlichkeit der beiden
Personen hindeutet. Metaphern, „Nerven freilegt“ (Zeile 10) oder auch
Personifizierungen, „die Nacht mit ihrer entsetzlichen Gelassenheit“, dienen
hierbei aber einzig und allein zum näheren Veranschaulichen der Situation, in
der sich die jeweilige Person in diesem Augenblick befindet.
Alles in allem kann man abschließend festhalten, dass
die Kurzgeschichte diese Alttagssituation/ diese verschiedenen Augenblicke
zwischen Mutter und Tochter sehr gut darlegt und die Problemsituation sehr gut
vor Augen führt. Auch die sprachlichen Mittel unterstreichen dies sehr gezielt,
sowie der Erzähler mit seiner auktorialen Erzählweise.
Der Titel „Augenblicke“ zeigt hierbei einfach, dass es
diese bestimmten Augenblicke sind, wo keiner von beiden weiß, was in dem
anderen vorgeht, dies den jeweiligen Personen in diesem Augenblick aber auch
egal ist, was vor allem in der heutigen Zeit auch in sehr großes Problem ist.